Amtsgericht Siegburg Verfahren gegen hohe Geldbuße eingestellt

SIEGBURG/TROISDORF · Ein fast abstruses Schauspiel haben sich im Mai 2012 ein 51-jähriger Mercedesfahrer und ein 35-jähriger Jeepfahrer auf den Troisdorfer Straßen geliefert. Der Mercedesfahrer musste sich deshalb gestern vor dem Siegburger Amtsgericht verantworten.

Er soll den 35-Jährigen nicht überholen lassen haben, es kam gar zum Unfall. Am Ende wurde das Verfahren gegen eine hohe Geldbuße eingestellt.

Der 51-jährige Realschullehrer fuhr mit seinem Sohn am Tattag von Kriegsdorf in Richtung Eschmar. Den hinter ihm fahrenden 35-Jährigen soll er mehrfach unvermittelt ausgebremst haben, bei einem Haltevorgang kam es zu einem Wortgefecht zwischen den Kontrahenten. Als der 35-Jährige dann überholen wollte, gab auch der 51-Jährige Gas. Links und rechts an einer Verkehrsinsel fuhren beide nebeneinander, bis ein Hindernis auf Seiten des rechtsfahrenden Mercedesfahrer kam. Keiner der beiden bremste, es folgte ein Zusammenprall, da der Mercedesfahrer nach links zog.

"Gebremst hat keiner von Ihnen, beide wollten unbedingt Erster sein", befand der zuständige Richter. Beide Kontrahenten beschuldigten den jeweils anderen, mit Absicht den Unfall herbeigeführt zu haben. Auch der 18-jährige Sohn des Mercedesfahrer bestätigte die Version des Vaters. "Der Jeepfahrer hat nach der Verkehrsinsel das Lenkrad rumgerissen, um in uns hineinzufahren. Das war pure Absicht."

Dies widerlegte jedoch ein Sachverständiger für Verkehrsunfälle. "Es kann absolut nicht von einem Rammen gesprochen werden, es sind lediglich Lackschäden zu erkennen", so der Gutachter. Der Richter vermutete beim Sohn sogar eine auswendig gelernte Zeugenaussage, die Staatsanwältin warf ihm eine Falschaussage vor. "Was sie uns hier teilweise erzählt haben, ist hanebüchener Unsinn", drohte sie ihm gar ein Strafverfahren an.

Am Ende stellte der Richter den 51-Jährigen vor die Wahl: eine Verurteilung wegen Nötigung mit einer hohen Geldstrafe oder eine Einstellung des Verfahrens gegen die Zahlung von 4500 Euro und damit keinen Eintrag ins Vorstrafenregister. Nach langer Überlegung entschied sich der Angeklagte, das Angebot des Richters anzunehmen. Auch wenn dies ihm sichtlich schwer fiel: "Ich sehe mich nicht schuldig, ich verstehe die Welt nicht mehr."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort