Missionar Uli Kollwitz arbeitet seit 15 Jahren in Kolumbien

SIEGBURG · Seit 1979 ist Uli Kollwitz als Missionar in der Diözese Quidbo (Kolumbien) tätig, über 15 Jahre schon in der "kirchenrechtlichen Menschenrechtsarbeit". Regelmäßig besucht der gebürtige Stallberger alle drei Jahre seine alte Heimat. Kollwitz berichtet auf dem Stallberg von seinem täglichen Einsatz für Menschenrechte in Kolumbien.

 Täglich mit Gewalt konfrontiert: Uli Kollwitz und Ursula Holzapfel (rechts daneben).

Täglich mit Gewalt konfrontiert: Uli Kollwitz und Ursula Holzapfel (rechts daneben).

Foto: PAUL KIERAS

Dieses Mal war er bereits nach eineinhalb Jahren wieder auf Stippvisite, zelebrierte am Samstag die Abendmesse in Sankt Mariä Empfängnis (Stallberg) und berichtete anschließend im Versammlungsraum der Feuerwehr zusammen mit seiner Mitarbeiterin, Gemeindereferentin Ursula Holzapfel, von seiner Arbeit.

Der engagierte Priester vermittelte sehr anschaulich, mit welchen Problemen er täglich zu kämpfen hat: Gewalt von der Regierung, von Paramilitärs sowie Rebellengruppen, Korruption und Drogenhandel, Ausbeutung der Bodenschätze unter starkem Einfluss ausländischer Konzerne sowie zunehmende Zerstörung des Regenwaldes. Vor allem die afrokolumbianische und indianische Bevölkerung werde dabei zu Vertriebenen. 929 Ermordete beklagt er in seinem Zuständigkeitsbereich, davon allein 358 junge Menschen, 2000 Witwen und Waisen benötigen Unterstützung.

Bei den Getöteten handele es sich nicht um "normale" Opfer krimineller Straftaten, sondern ausschließlich um Menschen, die sich geweigert hätten, ihr Land zu verkaufen. Kollwitz zitierte einen zynischen Satz, der in Kolumbien kursiere: "Wenn der Mann nicht verkauft, verkauft eben die Witwe." Das Gold sei daran schuld, dass gemordet und die Umwelt rücksichtslos zerstört werde. Bagger reißen tiefe Wunden in den Urwald, riesige Schlammlöcher und durch Quecksilbereinsatz verseuchte Gewässer zeugen vom Raubbau an der Natur, so der Missionar. Der 61-Jährige berichtete auch davon, dass seine Diözese jahrelang einen einsamen Kampf um die Rechte der Bevölkerung geführt habe und selbst in kolumbianischen Kirchenkreisen gemutmaßt wurde, sie sei kommunistisch unterwandert.

Er sieht aber einen Silberstreif am Horizont. Denn sechs Diözesen der Pazifikregion Kolumbiens hätten 2010 einen gemeinsamen Hirtenbrief verfasst. Darin verteidigen die Bischöfe die Ansprüche der Indianer und Afrogemeinden auf ihren kollektiven Landbesitz und weisen auf die Gefahren der großen Wirtschaftsprojekte hin, die im Namen des "Fortschritts" und der "Entwicklung" zur Zerstörung einzigartiger Naturschätze führen.

Viele Politiker in Kolumbien, die vom Volk "Vaterlandsverkäufer" genannt werden, sind laut Kollwitz korrupt, kaufen Stimmen bei Wahlen und bereichern sich auf Kosten der Menschen, deren Wohl ihnen völlig egal ist. Er appellierte an die Zuhörer, hier in Deutschland politischen Einfluss auf die Entwicklungshilfe zu nehmen und außerdem Produkte aus "fairem Handel" zu kaufen. Das sei ein kleiner, aber wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Gerechtigkeit und im Kampf gegen das Elend - nicht nur in Kolumbien.

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