Literaturwoche in Siegburg Überlebenskampf nach dem Weltuntergang

Siegburg · Der Autor Heinz Helle liest in der Stadtbibliothek aus seinem düsteren Roman „Eigentlich müssten wir tanzen“. Dieser kreiert ein Untergangs-Szenario.

Was passiert, wenn die Welt untergeht? Der Autor Heinz Helle hat seine Antwort auf diese Frage in seinem neuen Roman „Eigentlich müssten wir tanzen“ gefunden. Am Dienstag konfrontierte er bei den Siegburger Literaturwochen das Publikum mit seinem Untergangs-Szenario. Mit ernster Stimme las er vor, passend zur düsteren Atmosphäre seines Romans, und löste ernste Gedanken beim Publikum aus. Schnell kam die Erkenntnis: Der Mensch ist zu egoistisch, um einen Weltuntergang zu überstehen.

Das Buch: Fünf junge Männer kehren von einem Urlaub in den Alpen zurück. Vor ihnen liegt eine zerstörte Welt. Wie, warum, wann die Welt untergegangen ist, wissen sie nicht. Fragmentarisch erzählt einer von ihnen in der Ich-Perspektive von ihrem Überlebenskampf. Wie in einem Tagebuch werden prägnante Ereignisse, alltägliche Nöte, Existenzfragen und Geschichten aus der Vergangenheit aufgerollt. Die Suche nach Nahrung gestaltet sich für die fünf Männer immer schwieriger. Hinzu kommen die ständige Kälte und Nässe und die verzweifelte Suche nach brennbarem Material. Aussicht auf Rettung scheint es kaum zu geben. Der Überlebensdruck zermürbt die Männer, nicht alle können ihm Stand halten.

Der Autor:Heinz Helle wurde 1978 geboren. Er absolvierte ein Philosophie-Studium in München und New York. Nach einem weiteren Abschluss am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel arbeitete er als Texter in verschiedenen Werbeagenturen. Sein Debütroman kam 2014 mit dem Titel „Der beruhigende Klang von explodierendem Kerosin“ heraus. Der Roman wurde mit dem Literaturpreis des Kantons Bern ausgezeichnet. Helle wohnt mit seiner Familie in Zürich.

Die Zielgruppe: Bücherfreunde, die es gerne düster mögen, werden an dem Roman ihre Freude haben. Der Weltuntergang wird mit derber Wortwahl geschildert. Vergewaltigung, Tod, Krankheit und Elend sind tragende Themen im Roman. Für Liebhaber von Apokalypse-Szenarien ist Helles Buch genau das Richtige. Sensible Leser sollten den Roman mit Vorsicht genießen. Vielen könnten von den düsteren Szenen erschreckt sein.

Das meint das Publikum:„Ich mag Dystopien. Die Lektüre hat mich trotzdem sehr erschlagen. Ab und zu musste ich das Buch weglegen“, meint Stephanie Gaul. Christoph Treskatis sieht einen tieferen Sinn in Helles Werk: „Das Buch zeigt, dass wir Menschen es nicht gelernt haben, uns gegenseitig zu helfen. Miteinander könnten wir eine Katastrophe überstehen, alleine jedoch nicht.“

Das meint der GA: Das Buch lässt den Leser im Dunkeln: Wie ist die Welt untergegangen? Gibt es Aussicht auf Hilfe? Die Neugierde wird nicht befriedigt. Der Leser weiß nur so viel wie die Protagonisten. Genau das zwingt den Leser dazu, sich in die Gruppe der Männer hineinzuversetzen. Schnell kommen Überlegungen, wie man selbst mit dieser Situation umgehen würde. Teilweise wundert man sich, dass die Protagonisten ihren Überlebenskampf nicht schlauer gestalten können. Wohl fühlt man sich als Leser bei der Lektüre nicht. Intimste Momente der Protagonisten werden beschrieben. Doch Wohlfühlen ist auch nicht Ziel des Szenarios. Der Leser wird Teil der verzweifelten Gruppe. Es mutet erschreckend an, wie schnell die Protagonisten beim Überlebenskampf jegliche Emotionen und Menschlichkeit verlieren.

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