Kunst in Siegburg Transparent von Hack provoziert bei Demo

SIEGBURG · Siegburger Aktionskünstler eckt mit dem Slogan „Freiheit macht Arbeit“ an. Gestaltung sollte bewusst an Auschwitz erinnern.

 Hermann Josef Hack gestern mit seinem Transparent: Der Slogan "Freiheit macht Arbeit" und die an Ausschwitz angelehnte Gestaltung stißene am Donnerstag auf Irritation und Kritik.

Hermann Josef Hack gestern mit seinem Transparent: Der Slogan "Freiheit macht Arbeit" und die an Ausschwitz angelehnte Gestaltung stißene am Donnerstag auf Irritation und Kritik.

Foto: Holger Arndt

Er ist der Mann, der bei den beiden Demonstrationen gegen die rechtsgerichtete AfD-Kundgebung am Donnerstag in Siegburg verwirrte, aneckte, beschimpft wurde. Hermann Josef Hack, 59, renommierter Aktionskünstler aus der Kreisstadt, hatte wahrlich keinen leichten Stand. Weder beim Bündnis Bunter Rhein-Sieg-Kreis noch bei den Linken. Sein mitgebrachtes Plakat mit der Aufschrift „Freiheit macht Arbeit“ – angelehnt an den Schriftzug „Arbeit macht frei“ aus dem KZ Auschwitz – führte zu einigen Diskussionen. Hack berichtete, dass er bei den Teilnehmern der Demos überwiegend Kritik kassiert habe: „Einige Leute meinten, ich solle mich mit meinem Plakat doch zur AfD stellen. Einer unterstellte mir sogar, ich würde mit dieser Darstellung die Schoa hoffähig machen.“

Das Statement des Künstlers wurde offenbar missverstanden. Das Plakat habe doch gerade den Sinn, gegen fremdenfeindliche und demokratiefeindliche Bewegungen aufzubegehren – damit sich am Ende nicht das wiederholte, was mit der Anspielung auf das Konzentrationslager zum Ausdruck komme, erklärte Hack gestern auf Anfrage des General-Anzeigers. „Wir Künstler werden die Ersten sein, die sie in Lager sperren und mundtot machen, wenn diese Kräfte die Oberhand bekommen.” Ganz bewusst habe er den berühmt-berüchtigten Schriftzug zitiert, um die Wirkung zu unterstreichen.

Sowohl vor der Bühne der Linken als auch nebenan vor der Bühne des Bündnisses Bunter Rhein-Sieg-Kreis – getragen von den anderen Parteien – hatte Hack laufend Zoff. Er solle das Plakat erklären, forderten Demonstranten immer wieder. Ordner suchten ihn auf und berichteten von Beschwerden. Hack spricht gar von dem Versuch, ihn zu zensieren. Dabei sei es bei der Demonstration doch gerade um Freiheitsrechte gegangen.

Frank Kemper, Versammlungsleiter bei der Kundgebung der Linken, erreichten einige Beschwerden. „Einige Teilnehmer meinten, er spiele mit dem Schicksal von Millionen Toten“, sagte er dem GA. Gegen das Plakat als solches habe er nichts einzuwenden: „Kunst darf das. Ich finde allerdings, dass die Demonstration nicht der richtige Rahmen für dieses Plakat war“, sagte Kemper weiter. Schließlich handele es sich um eine Veranstaltung, in der sich die Stimmung leicht aufheize. Und von Weitem habe der Betrachter eben nur eine bildliche Assoziation, die nur an Auschwitz denken lasse. „Das ist nicht der Ort, an dem man die Muße hat, sich mit dem tieferen Sinn zu beschäftigen“, so der Kreistagsabgeordnete der Linken.

Hack sieht sich indes bestätigt: Die Demo sei eine „Lehrstunde“ für ihn gewesen. Der Abend zeige ihm, dass die Verteidigung der Freiheit der Kunst viel Arbeit mache. Der Siegburger hat sich in seinen Werken mehrfach mit den Nöten von Flüchtlingen auseinandergesetzt. Oft bemalt er Zeltplanen, die er als Installation präsentiert – so zum Beispiel die „Bewohnbaren Bilder“, die Flüchtlingslagern nachempfunden sind. Daraus machte er unter anderem eine Aktion vor dem Berliner Reichstag. Im Sommer 2015 war vor dem Siegburger Bahnhof seine Installation „Sorry 2050“ zu sehen, die die Folgen des Klimawandels thematisierte. Das Werk wurde wiederholt mutwillig beschädigt.

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