Siegburger Keramikmarkt Töpferkunst statt Massenware

SIEGBURG · Weg von der Quantität, hin zu Qualität. Das war das neue Konzept der Verwaltung im vergangenen Jahr, um der Bedeutung Siegburgs als traditioneller Töpferstadt wieder gerecht zu werden und die zeitgenössische Keramik mehr in das öffentliche Bewusstsein zu rücken.

 Noch in Arbeit: Ines Hasenberg kreiert zum Keramikmarkt Trinkgefäße aus weißem Ton.

Noch in Arbeit: Ines Hasenberg kreiert zum Keramikmarkt Trinkgefäße aus weißem Ton.

Foto: Paul Kieras

Auch beim Keramikermarkt am Sonntag sind keine Hobbytöpfer und Händler mit Fabrikwaren, sondern nur ausgebildete Keramiker, künstlerische Ateliers und professionell arbeitende Werkstätten zugelassen. 70 Profi- Keramiker aus dem In- und Ausland werden teilnehmen.

"Wir möchten die Keramik als Kulturgut präsentieren, auf hohem Niveau. Das sind wir der Historie schuldig", erklärt Christoph Hasenberg, der mit seiner Frau Ines, selbst staatlich geprüfte Keramikgestalterin, seit 18 Jahren ein mittlerweile international bekanntes Keramikatelier auf der Kaiserstraße betreibt. Beide sind in die Konzeption, den Auswahlprozess und die Durchführung des Keramikmarktes eingebunden, beraten und unterstützen die Stadt wie bereits im Vorjahr.

Der von dem Ehepaar initiierte und erstmals ausgeschriebene Keramikpreis soll der Veranstaltung in Siegburg zusätzliches Ansehen verschaffen. Das Thema zur Premiere lautet in Anlehnung an die keramische Bedeutung der Stadt "Trink- und Schankgefäße - zeitgenössisch". Er ist mit insgesamt 1800 Euro dotiert und hauptsächlich von der Rhenag gesponsert. Demnächst soll die Auszeichnung in einem zweijährigen Turnus verliehen werden. Präsentiert werden die eingereichten Arbeiten während des Keramikmarktes im Stadtmuseum, wo auch die Preisvergabe vorgesehen ist.

Christoph und Ines Hasenberg beteiligen sich nicht daran, da sie selbst der Jury angehören. Sie wollen aber passend zum Wettbewerb erstmalig Trinkgefäße, Krüge und Becher präsentieren, die aus weißem Ton hergestellt sind. Aufgrund dieses außergewöhnlichen Materials wurde die Siegburger Töpferware einst berühmt. Gefunden wurde der Ton in der Baugrube auf dem Gelände des ehemaligen Hotels Reichenstein am oberen Markt, wo eine H&M-Filiale entsteht. Die Hotelierfamilie Kranz als Bauherrin bot sowohl den Hasenbergs als auch der Töpferei von Gisela Frenzel den weißen Ton an, die daraus die historischen Bartmannkrüge formen. Mit zwei Lkw wurden die rund 9,8 Tonnen Ton des Künstlerpaares zum Bauhof der Stadt transportiert und eingelagert. Verwenden kann man das Material aber erst nach einer sehr aufwendigen Bearbeitung.

"Wirtschaftlich rechnet sich das Ganze überhaupt nicht", so Christoph Hasenberg. Der Ton müsse nämlich aufwendig getrocknet, anschließend zerkleinert, gesiebt und dann geschlämmt werden, damit er wieder Wasser aufsaugen könne, erläutert seine Frau das Prozedere. Dieses "Mauken", so der Fachbegriff, erstreckt sich über Monate. Belohnt für die Mühen werden die beiden Künstler aber dann durch einen "extrem reinen und mageren Ton, den man sehr hoch drehen kann", so die Expertin.

Diese Eigenschaft hätten sich schon die mittelalterlichen Töpfer bei der Herstellung der schlanken Siegburger Schnellen zunutze gemacht. Diesen ist auch die neue Kollektion aus Ines Hasenbergs Werkstatt nachempfunden, die zum Teil in limitierter Auflage ab Sonntag im Museumsshop angeboten werden soll.

Programm: Keramikmarkt, Sonntag, 12. Juli, 10 bis 18 Uhr; Kindertöpfern vor dem Museum, 11 bis 17 Uhr; Stadtführungen , 12.30 bis 14 Uhr, mit Schwerpunkt Keramik um 16 Uhr.

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