Siegburg Themenwochen zu Leben und Sterben

SIEGBURG · Wenn nach dem Tod eines Menschen niemand für die Beerdigung aufkommen kann, keine Angehörigen aufzufinden sind, dann werden die Verstorbenen anonym beerdigt - meist auf einem Gräberfeld weit abgelegen. Sie gelten als Unbedachte, denen sich die Stadt Siegburg nun widmen will.

 Kunstvoll verziert sind die Totenbretter für die Unbedachten.

Kunstvoll verziert sind die Totenbretter für die Unbedachten.

Foto: HOLGER ARNDT

Siegburger Unbedachte sollen auch auf dem Siegburger Nordfriedhof beerdigt werden, eine Grabstätte wurde nun eingerichtet. Insassen der Justizvollzugsanstalt helfen bei der Gestaltung des Friedhofs mit.

"Totenbretter und eine alte Kirchentüre sollen die Grabstätte der Unbedachten zukünftig schmücken", sagt Walter Kühn, Mitorganisator des vierten Siegburger Tags des Friedhofs, der Ende September auf dem Nordfriedhof stattfindet. "Hier in der JVA wird das alte Holz jetzt wieder aufbereitet", so Kühn weiter. Bestatter Peter Esser stellt hierfür eine alte Kirchentür aus der Werkstatt seines Vaters zur Verfügung.

"Ich hatte schon lange den Wunsch, auf dem Friedhof eine große alte Tür anzubringen", sagt Kühn. Sie soll bald als geöffnete Tür auf dem Feld der Unbedachten einen Platz finden. Dazu werden über den ganzen Friedhof sogenannte Totenbretter verteilt, die vor drei Jahren von Schülern des Anno-Gymnasiums hergestellt wurden. In der Tischlerwerkstatt der JVA werden die Bretter nun mit Lack versiegelt, damit sie langfristig auf dem Nordfriedhof bleiben können. "Die Totenbretter sehen toll aus, das ist eine klasse Sache", lobte Anstaltsleiter Wolfgang Klein die Arbeit der Schüler und die künstlerische Gestaltung der neuen Grabstätte.

Künftig werden die Siegburger Unbedachten im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes vierteljährlich auf dem Nordfriedhof bestattet. Für sie wird es dann auch ein Namenskreuz geben. "Unbedachte sollen bei uns nicht anonym beerdigt werden", sagt Andrea Müller, Leiterin des Standesamtes. Für die Stadt sei dies ein anständiger Umgang mit den Verstorbenen. "Das zeigt, wie wir nun mit Unbedachten umgehen."

Neben der Grabstätte für Unbedachte gibt es auf dem Nordfriedhof eine Grabstätte für ungeborene Kinder, auch Sternenkinder genannt. Die Gräber werden von der Stadt gepflegt, ein Engel wacht über die Kinder.

Im Rahmen der Siegburger Themenwochen "Es geht um Leben und Tod" werden die Grabstellen für Unbedachte und für Sternenkinder am Samstag, 26. Oktober, um 10 Uhr gesegnet. Der Tag des Friedhofs findet am Samstag, 21., und Sonntag, 22. September, jeweils von 10 bis 17 Uhr auf dem Nordfriedhof statt.

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