Interview mit dem Kreiswirtschaftsförderer Tengler: "Viele Betriebe haben investiert"

Rhein-Sieg-Kreis · Laut Hermann Tengler, Wirtschaftsförderer des Rhein-Sieg-Kreises, liegt der Erfolg der Naturregion Sieg vor allem an den Wanderwegen. Er sieht aber auch noch Defizite.

 Kreiswirtschaftförderer Hermann Tengler.

Kreiswirtschaftförderer Hermann Tengler.

Foto: Andreas Dyck

Die Zahlen sprechen klare Worte: Die Naturregion Sieg hatte im Jahr 2015 so viele Besucher wie noch nie. Die Siegtalgemeinden Eitorf, Hennef, Siegburg und Windeck steigerten laut Angaben des Statistischen Landesamtes IT.NRW die Zahl der Gäste um 5,8 Prozent auf 141.264 und die Übernachtungen um 4,7 Prozent auf 381.295. Hermann Tengler, Leiter der Wirtschaftsförderung im Rein-Sieg-Kreis, erklärt die Entwicklung.

Die Naturregion Sieg hat 2015 einen Besucherrekord verbucht. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?
Hermann Tengler: Der Erfolg liegt in den qualitativ hochwertigen Wanderwegen. Allem voran der Natursteig Sieg, ebenso zertifiziert wie der Rhein- oder Eifelsteig. Dieser Fernwanderweg verläuft auf fast 200 Kilometern in 14 Etappen entlang der Sieg. Hinzu kommen 17 thematische Erlebniswege, davon drei Kindererlebniswege, die in ein sehr gut ausgebautes Wanderparadies einladen.

Was bedeutet der Erfolg für die Naturregion Sieg?
Tengler: Die Zahl der Übernachtungen ist seit der Schaffung des Natursteig Sieg im Jahr 2010 um 100.000 gestiegen. Für die Betriebe bedeutet das eine Umsatzsteigerung von etwa fünf Millionen Euro pro Jahr. Das sichert und schafft nachhaltig Arbeitsplätze.

Die Entwicklung ist aber nicht überall gleich gut. Wo gibt es noch Nachholbedarf?
Tengler: Gerade an der oberen Sieg gibt es einige Leerstände. So wurde beispielsweise der Löwenburger Hof in Herchen geschlossen. Grund für solche Entwicklungen sind zumeist bestehende Renovierungsstaus in den Immobilien oder die fehlende Betriebsnachfolge. Hier können wir nur hoffen, dass sich wieder Investoren oder engagierte Unternehmer finden. Zudem gibt es in der Region viele private Anbieter, mit nur ein bis zwei Zimmern. Die amtliche Statistik erfasst jedoch nur Betriebe mit mindestens zehn Betten. Daher gehen wir davon aus, dass die tatsächlichen Übernachtungszahlen um einiges höher liegen.

Was muss passieren, damit die Region nachhaltig erfolgreichen Tourismus betreibt?
Tengler: Wir werden mit Marketingmaßnahmen die Bekanntheit weiter erhöhen. Wir sind dieses Jahr insgesamt auf zehn Messen, sowohl auf regionalen Veranstaltungen als auch außerhalb, wie zum Beispiel auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin. Zudem haben bereits viele Betriebe investiert. Es gibt circa 80 zertifizierte Qualitätsgastgeber Sieg. Diese Betriebe erleben einen Aufschwung, weil mehr Gäste kommen.

An welche Bedingungen ist diese Zertifizierung geknüpft?
Tengler: Dazu zählt, dass die Betriebe viele kleinere Dienstleistungen anbieten, wie zum Beispiel, dass es Infomaterial zu Wandertouren gibt, sich die Touristen Lunchpakete mitnehmen können und es die Möglichkeit gibt, Wanderschuhe zu säubern und nasse Kleidung zu trocknen. Die Betriebe bekommen eine Beratung und sie werden in die Werbung unserer Broschüren und im Internet aufgenommen. Der dafür gezahlte Marketingbeitrag kommt wieder der Vermarktung der Naturregion zugute.

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