115 Kilometer ohne Autos Tausende genießen das "Siegtal pur"

RHEIN-SIEG-KREIS · Das Siegtal war wieder autofrei: Zwischen Siegburg und Netphen (Kreis Siegen-Wittgenstein) haben Tausende Radler, Inlineskater und Fußgänger bei "Siegtal pur" 115 Kilometer ganz ohne Autos genossen.

Totenstill war es am Sonntag auf der Frankfurter Straße in Hennef. Nur das Rascheln der Blätter im Wind war vereinzelt zu hören. Die idyllische Stille hatte einen Grund: "Siegtal pur". Am ersten Sonntag im Juli gehört das Siegtal Radlern und Fußgängern. Autos müssen dann zu Hause bleiben. Von 9 bis 18 Uhr ist das Tal auf rund 115 Kilometern für den Autoverkehr gesperrt. Neun Stunden lang durften sich wieder Radler, Inlineskater, Jogger und Fußgänger auf den Straßen breitmachen.

Tausende nutzten die Gelegenheit. Auch Familie Rauh war unterwegs. Gestartet sind Nina, Patrick und Tochter Leia mit ihren Rädern direkt vor der Haustür in Siegburg. Rund fünf Kilometer hatten sie bereits hinter sich, als sie am Bücherschrank vor dem historischen Rathaus in Hennef Halt machten. Dort nehmen sie sich immer gerne Bücher oder bringen welche zurück. Bei den Großeltern gelassen haben sie ihr jüngstes Kind. „Wir nehmen an jedem "Siegtal pur" teil, auch schon bevor es die Kinder gab“, sagte Nina Rauh. „Und auch dieses Mal ist der Flohmarkt in Weldergoven wieder unser Ziel.“ Besonders schätze sie an Siegtal Pur das relativ schattige und ruhige Fahren. „Schwierig könnte es für Leute auf dem E-Bike auf schmalen Straßen sein“, so Rauh.

Nicht so viel Zeit mitgebracht hatten hingegen zwei Mädchen im Teenageralter. Auf ihren Inline-Skates riefen sie im Vorbeifahren, dass sie in Eitorf gestartet sind. „Wir wollen unseren Zeitrekord aus dem letzten Jahr brechen“, sagte eine der beiden erklärend. Wo der lag, blieb ihr Geheimnis. Sie waren schon entschwunden.

Möglichkeit zur Rast bot das Hennefer Street Food Festival, das zum zweiten Mal begleitend zu "Siegtal pur" auf dem Marktplatz in Hennef stattfand. Präsentiert hat das Festival „Heide Events“ in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Hennef. Für jeden Geschmack war etwas dabei: Ob Churros, Schwäbisches Soulfood, Veggie-Werk oder Poutine, das Nationalgericht Kanadas. Das bot der „Poutine Wagon“ aus Waldbröl an. Aus Pommes, Käse und Bratensoße besteht das Gericht. „Es ist zu vergleichen mit Currywurst Schranke“, erklärte Mitarbeiter Marcel, während er im Wagen Soße umrührte. „Wir sind zum ersten Mal beim Street Food Festival in Hennef dabei.“ Nur Gutes hatte er über die Besucher in Hennef zu sagen: „Es sind höfliche und supernette Leute, die ich als absolut stressfrei erlebt habe“, sagte er. Gemeinsam mit seinem Chef Ingo Gross, den alle nur „Doktor Lecker“ nennen, und dessen Frau Helena bewirtete Marcel die Besucher.

Das abwechslungsreiche Angebot auf dem Marktplatz nutzte auch Eva Ulrich, die mit ihrer Gruppe aus Olpe angereist war. Auf "Siegtal pur" aufmerksam gemacht haben sie Freunde aus dem Rhein-Sieg-Kreis. Mit ihren Freunden ist sie bis Siegburg mit dem Zug gefahren. Und von dort ging es auf ihren Mountain-Bikes weiter. Denn den Rückweg wollte die Gruppe komplett auf den Rädern bestreiten. „Am Ende des Tages werden wir rund 52 Kilometer hinter uns haben“, sagte Eva Ulrich. Ihr Ziel: Der Bahnhof Au in Windeck.

Vom Street Food Festival unbeeindruckt zeigte sich ein junger Mann auf seinem Skateboard: Er hatte sich lieber eine Pizza zum Mitnehmen geholt. Sehr eilig hatte er es offenbar, als er über die Frankfurter Straße rollte. Vermutlich wollte er die Pizza noch im warmen Zustand nach Hause bringen. Auch in Eitorf hatten die Reisenden Möglichkeit, Kulinarisches zu probieren. Im Ortszentrum gab es Essenswagen, Craftbeer-Stände und Straßenmusik. Veranstaltet hat das Street Food Festival der Verein „Aktivkreis Eitorf“ und „Fuchs Konzeptfabrik“. Außerdem hatte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auch in diesem Jahr wieder etwas vorbereitet: In der biologischen Station in Eitorf präsentierte er eine Ausstellung zum Thema „Wiesen- und Weiden“. Heuballen und verschiedene Gräser- und Wiesenarten in Töpfen gab es zu sehen. Auch Bücher zu der Thematik lagen für Kinder und Erwachsene bereit.

Laut der Polizei in Eitorf, die an verschiedenen Stellen wie Bach und an der Zentrumskreuzung stand, verlief "Siegtal pur" ruhig. Es seien keine Unfälle passiert.

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