Große Nachfrage, wenig Helfer Tafeln im Rhein-Sieg-Kreis fehlt das Personal

Rhein-Sieg-Kreis · Die Tafeln im Rhein-Sieg-Kreis sind auf der Suche nach ehrenamtlichen Helfern. Eine Ruppichterother Einrichtung musste fünf Wochen lang schließen und stellt sich nun neu auf. Währenddessen steigt die Zahl der Bedürftigen.

Die vergangenen fünf Wochen waren für die Menschen, die auf die Tafel in Ruppichteroth angewiesen sind, nicht einfach. Seit dem 1. Oktober mussten sie ohne die Lebensmittelausgabe der Einrichtung auskommen. Weil sich zuletzt nicht mehr genügend ehrenamtliche Helfer fanden, musste die Tafel schließen – bis jetzt.

Ab Donnerstag wird sie wieder ihre Arbeit aufnehmen und Menschen mit Obst, Gemüse, Brot und anderen Lebensmitteln versorgen. „Die Menschen, die zu uns kommen, waren geschockt, als sie erfuhren, dass wir schließen müssen“, sagte Christine Rugies, Sprecherin der Ruppichterother Tafel. „Aber wir haben gleich gesagt: Das schaffen wir.“ Rund 90 Familien, etwa 200 Personen, nutzen das Angebot in der Gemeinde. „Wir haben einige Veränderungen vorgenommen“, sagt Rugies. So haben sich fünf Mitglieder für ein neues Vorstandsteam gefunden, die Räume im Gertrudisstift wurden „aufgepeppt“. Am Allerwichtigsten: Neue ehrenamtliche Helfer haben sich gemeldet.

Vorausgegangen war ein gemeinsamer Aufruf von Mario Loskill, Bürgermeister der Gemeinde, und dem Katholischen Verein für soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis (SKM), der neben der Tafel in Ruppichteroth noch fünf andere Einrichtungen im Kreis unterstützt. „Ohne ehrenamtliche Helfer geht es nicht“, sagt Monika Bähr, Vorstandsvorsitzende des SKM. Hauptamtliche Mitarbeiter setze der SKM im „operativen Geschäft“ der Tafeln nicht ein.

Ähnliche Probleme in Troisdorf

Auch die Troisdorfer Tafel sucht Helfer. Rund 400 Menschen kommen insgesamt an den Ausgabetagen zur Tafel. Jeder einzelne darf nur alle 14 Tage vorbeikommen und Essen für sich und seine Familienmitglieder mitnehmen. Um das zu überprüfen, erhalten die Nutzer einen Ausweis der Einrichtung. Ein enormer logistischer Aufwand, der sich zurzeit auf die Schultern von rund 30 Ehrenamtlichen verteilt. „Wir haben dringenden Bedarf an Fahrern“, sagt Kuni Andrée, die sich seit 14 Jahren bei der Troisdorfer Tafel engagiert. Die Fahrer holen die Lebensmittel von Supermärkten und Discountern ab – „ein gesunder Rücken ist Voraussetzung“, sagt Andrée, denn die Kisten seien oftmals schwer. Dennoch reichten die Essensspenden nicht immer aus. „Als ich hier anfing, versorgten wir vielleicht 75 Menschen. Jetzt sind es zwischen 1100 bis 1400“, so Andrée.

„Insgesamt hat die Zahl der Nutzer der Tafeln noch einmal zugenommen“, sagt Bähr. Ihrer Ansicht nach lägen der Entwicklung gesamtgesellschaftliche Probleme zugrunde. Unter den Hilfsbedürftigen fänden sich vor allem Alleinerziehende, die aufgrund ihres Erziehungsauftrags keine Möglichkeit hätten, Arbeit zu finden, aber auch kinderreiche Familien und ältere Menschen, die nur von einer geringen Rente leben könnten.

Troidsorf versorgt auch Siegburger

Nicht nur Troisdorfer, sondern auch Menschen aus Siegburg erhalten bei Andrée und ihren Mitstreitern Lebensmittel, denn die Essensausgabe in der Kreisstadt unterscheidet sich von den anderen Tafeln. Dort werden Obdachlose und andere Menschen, die am Existenzminimum leben, täglich direkt mit einer warmen Mahlzeit verpflegt. Das Problem, zu wenige Helfer zu haben, kennt die Siegburger Tafel – ebenfalls in Trägerschaft des SKM – nicht. Die Einrichtung dort ist an das Don-Bosco-Haus angeschlossen. „Bei uns übernehmen die Bewohner im Rahmen der Arbeitstherapie die Essensausgabe“, erklärt Werner Christmann, Leiter des Don-Bosco-Hauses.

Entspannter ist die Lage in Sankt Augustin. „Hin und wieder fallen Mal Helfer aus gesundheitlichen Gründen aus, ansonsten sind wir ausreichend besetzt“, sagt Gisela Rump von der Sankt Augustiner Tafel. Rund 50 Menschen engagieren sich dort ehrenamtlich. Das Durchschnittsalter der Helfer schätzt sie auf etwa 60 Jahre. „Junge Leute haben wenig Zeit oder auch zu wenig Interesse“, so Rump. Insgesamt unterstützen sie und ihr Team rund 200 Haushalte pro Woche. Zu Spitzenzeiten, als viele Flüchtlinge auch nach Sankt Augustin kamen, waren es bis zu 300 pro Woche. „Das war von der Arbeitsbelastung schon kritisch“, erinnert sich Rump.

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