Gerichtsurteil für Windecker Stiefvater muss wegen Missbrauchs für fünf Jahre in Haft

WINDECK/BONN · 34-Jähriger brachte Opfer mit Drohungen zum Schweigen. Gericht ist beunruhigt, weil er erneut eine Frau mit Kindern heiratete.

Jahrelang hat der Mann auf der Anklagebank seine beiden Stiefkinder in Windeck missbraucht und mit Drohungen daran gehindert, sich jemandem anzuvertrauen. Erst nachdem sich die Mutter von ihm getrennt hatte, brachen sie ihr Schweigen. Nun schickt die Bonner Jugendschutzkammer den bisher unbestraften 34-Jährigen wegen sexuellen Missbrauchs in elf Fällen für fünf Jahre hinter Gitter. Zudem muss er an seine Opfer 5500 und 2500 Euro Schmerzensgeld zahlen.

Als der Angeklagte in das Leben von Mutter und Kindern trat, nahm er scheinbar die Rolle des guten Vaters ein. Doch was die Mutter nicht mitbekam: Der damals arbeitslose, angeblich so gute Ersatzvater missbrauchte sowohl die Tochter als auch deren jüngeren Bruder bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Das Mädchen war zu Beginn der Übergriffe zwölf, der Junge neun Jahre alt. Die Kinder brachte er dazu, über das zu schweigen, was er ihnen antat, indem er ihnen drohte: Wenn sie darüber sprechen würden, kämen sie ins Heim. Aus Angst sagten die Kinder kein Wort.

Wie sich im Prozess herausstellte, zeigte der Angeklagte auch ansonsten im Verlauf der Ehe immer mehr despotische Züge: Er verhängte willkürlich Hausarrest und wurde bei seiner Frau immer mehr zum "Kontrollfreak", wie Kammervorsitzender Wolfgang Schmitz-Justen im Urteil erklärte. Mehrfach trennte sich die Frau von ihm, versöhnte sich aber dann wieder. Bis sie ihn 2012 endgültig verließ und die Scheidung einreichte. Und eine Weile später offenbarten ihr die Kinder die Übergriffe. Der Anlass war: Ihre Mutter hatte ihnen ein Zeitungshoroskop vorgelesen, in dem dazu geraten wurde, sich von Altlasten zu befreien. Noch am selben Tag ging die Mutter zur Polizei.

Für das Gericht steht fest: Was nun im Prozess verhandelt wurde, ist nur die Spitze des Eisbergs. Wie viele Übergriffe tatsächlich stattgefunden haben, ist nicht mehr feststellbar. Und noch etwas stellte Richter Schmitz-Justen fest: Die Folgen vor allem für die heute 18-jährige Tochter sind erschütternd. Die 18-Jährige fügt sich selbst immer wieder Verletzungen zu und empfindet nur Selbstekel. Sie fühle sich in ihrem Körper gefangen und komme nicht raus, sagte sie dem Gericht. Die Folgen für den heute 15-Jährigen sind noch nicht absehbar. "Da kommt noch einiges an Bewältigungsarbeit auf beide zu", so der Richter.

Was die Kammer sehr beunruhigt: 2014 heiratete der Angeklagte erneut - wieder eine Mutter mit Kindern. Der Richter stellte fest: "Wir finden es sehr gefährlich, dass er sich wieder in so einer Familie aufhält." Denn das Gericht, so Schmitz-Justen sei sicher: "Da ist noch viel mehr im Hintergrund. Wir meinen, dass Sie ein gefährlicher Sexualstraftäter sind."

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