Wohnraum im Rhein-Sieg-Kreis Städten gehen die notwendigen Flächen aus

RHEIN-SIEG-KREIS · Die Kommunen an Rhein und Sieg gehören nach dem neuen Empirica-Gutachten zu den begehrtesten im Kreis. Ein weit verbreitetes Problem: Mögliche Neubauflächen sind entweder begrenzt oder in Privatbesitz.

Kommt es zu einem neuen Bauboom im Rhein-Sieg-Kreis? Ja, es müsste ihn geben – glaubt man der Wohnraumbedarfsanalyse, die der Rhein-Sieg-Kreis jüngst vorgestellt hat. Demnach ist die Nachfrage in Städten wie Sankt Augustin, Siegburg, Troisdorf und Niederkassel besonders groß, da diese im Umfeld von Köln und Bonn liegen. Aber auch Hennef, geografisch gesehen in der zweiten Reihe, könnte noch profitieren. Laut der Studie werden bis 2030 insgesamt 30.000 zusätzliche Wohneinheiten benötigt, allein 20.000 entfallen dabei auf Ein- und Zweifamilienhäuser, der Rest auf Geschosswohnungsbau. Der Druck ist besonders in den kommenden fünf Jahren groß.

Haben die begehrtesten Kommunen denn noch ausreichend Platz? Beispiel Siegburg: Die Kreisstadt ist mit 23 Quadratkilometern flächenmäßig die kleinste Kommune, nach Einwohnern mit 40.000 aber eine der größeren. Mehr als 20.000 Wohnungen in Mehr-, Zwei oder Einfamilienhäusern gibt es aktuell. Seit 2006 habe man einen kontinuierlichen Zuwachs verzeichnet, so Bürgermeister Franz Huhn. Gemessen am Bedarf könnten es deutlich mehr werden, der sei in allen Kategorien groß.

„Aber Siegburg ist in seinen Flächen beschränkt“, sagt er. Es gebe keine großen zusammenhängende Flächen mehr für eine Neubausiedlung. Wohl aber so genannte Konversionsflächen, etwa am Seidenberg oder auf dem Gelände der Brückberg-Kaserne. „Wir könnten auch unsere Bergdörfer Schreck, Braschoß und Schneffelrath etwas näher zusammenwachsen lassen“, sagt Huhn. Eine weitere Option sei eine maßvolle Nachverdichtung. „Siegburg muss sich in allen Stadtgebieten seinen Charakter bewahren“, so Huhn.

Troisdorf: Stadt geht von Zuwachs aus

Auf der Nachverdichtung im Innenbereich liegt laut Stadtsprecherin Eva Stocksiefen auch in Sankt Augustin der Fokus. „Das wird man aber sicherlich behutsam machen“, sagte sie. Außerdem habe die Stadt noch zwei größere Reservenflächen für Wohnraum in der Hinterhand: Rund 13 Hektar sind im Flächennutzungsplan noch in Menden-Ost sowie rund fünf Hektar in Niederpleis nahe der Straße Am Kirchenberg vorgesehen. „Es gibt aktuell aber keine Planungen zur Bebauung“, sagt die Stadtsprecherin. Sie sei auch nicht ohne weiteres machbar, da dort viele Eigentümer Parzellen hätten.

Troisdorf hat im Vergleich mehr Möglichkeiten. Bis 2022 geht die Stadt derzeit von einem Zuwachs von 690 Wohneinheiten aus. Die acht Plangebiete umfassen zusammen eine Fläche von 38,5 Hektar und werden größtenteils in Sieglar umgesetzt. Dort befindet sich auch das umfangreichste mit 130 Wohneinheiten. Teilweise gehören die Flächen Privateigentümern, teilweise der Stadt, teilweise sind Bauträger im Spiel.

Stefan Raetz, Sprecher der Bürgermeister im Kreis, hatte den Kommunen jüngst empfohlen, Bauland nach Möglichkeit selbst zu kaufen und zu vermarkten. In Zeiten knapper Kassen sei es wichtig, unmittelbar von Neubaugebieten zu profitieren und nicht bloß die Lasten zu tragen. Vielerorts sind Flächen heute nicht in kommunaler Hand.

Niederkassel: Stadt bei Einfamilienhäusern gut aufgestellt

So wie in Hennef: Die Stadt hat noch 33 Hektar potenzielles Bauland in petto. „Das Problem ist, dass es sich um Privateigentum handelt“, so Stadt-Sprecherin Mira Steffan. „Wir sehen unsere Aufgabe darin, mit den Eigentümern zu reden. Vieles wird nicht von heute auf morgen gehen, es wird ein Prozess.“

Auch Niederkassels Bürgermeister Stephan Vehreschild hat die Studie gelesen. Die Analyse treffe auf seine Kommune zu. „Allerdings liegt bei uns der Anteil des benötigten Geschosswohnungsbaus höher als dies kreisweit der Fall ist.“ Bei den Einfamilienhäusern sei die Stadt gut aufgestellt. Aktuell werden auf einem städtischem Grundstück in Lülsdorf am Ludwigsplatz 25 Wohneinheiten neu errichtet. Die Flüchtlingsunterkünfte an der Eifellstraße sollen später sozialem Wohnungsbau zugeführt werden; an der Waldstraße beginnt bald der Bau von acht bis zehn Wohnungen. Weitere städtische Grundstücke gebe es nicht. Vehreschild: „Wir müssen an private Investoren appellieren, auch sozial geförderten Wohnungen zu schaffen.“

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