Kinderbetreuung in Siegburg Stadt Siegburg baut Kita im Kaldauer Wald

Siegburg · Evangelische Kindertagesstätte I-Tüpfelchen bekommt für knapp eine halbe Million Euro eine Unterkunft für ihre Waldgruppe. Auch eine Werkstatt, ein Geräte- und ein Spielhaus sollen errichtet werden.

 Kita im Wald: Andreas Mast (links) und Franz Huhn zeigen, wo die Gebäude stehen sollen. FOTO: NADINE QUADT

Kita im Wald: Andreas Mast (links) und Franz Huhn zeigen, wo die Gebäude stehen sollen. FOTO: NADINE QUADT

Foto: Nadine Quadt

Was auf den ersten, nüchternen Blick lediglich ein in einer Eispfütze festgefrorener Stock ist, wächst in kindlicher Fantasie schnell zu einem Zauberstab heran, den es zu befreien gilt. Um ihre Befreiungsaktion herum entwickeln die jungen Entdecker eine Geschichte und lernen im Spiel nebenbei einiges über die Naturgesetze. Momente wie diese erleben 20 Kinder der evangelischen Kindertagesstätte I-Tüpfelchen täglich, bei jedem Wetter. Sie besuchen seit August die neue Waldgruppe der Einrichtung und kommen nur zum Mittagessen in die Räume an der Römerstraße. Noch, denn ab dem neuen Kindergartenjahr bleiben sie auch dafür in der Natur. In den Holzgebäuden der neuen Kita, die die Stadt Siegburg auf einer Lichtung im Kaldauer Wald errichtet.

Die Idee der Waldkindergärten stammt aus Skandinavien. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen dadurch von konventionellen Kindergärten, dass Kinder und Erzieher jeden Tag bei jedem Wetter im Freien verbringen und in und mit der Natur spielen. In Deutschland startete am 3. Mai 1993 in Flensburg der erste anerkannte Waldkindergarten. Die Kaldauer Kita I-Tüpfelchen befasst sich schon länger mit dem Gedanken, ihr Angebot um eine reine Waldgruppe zu erweitern. Seit Jahren bietet sie ihren Kindern einen wöchentlichen Waldtag sowie Waldwochen.

Erlaubnis vom Landschaftsverband

„Sie ist mit dem Konzept für eine neue Gruppe an uns herangetreten und wir waren sofort angetan“, sagt Siegburgs Beigeordneter Andreas Mast. Bürgermeister Franz Huhn pflichtet ihm bei, betont die Vorzüge eines Kita-Alltags in der freien Natur. „Es ist wichtig, dass wir bei Kindern ein Bewusstsein für ihre Umwelt und insbesondere die Natur schaffen“, sagt er. Zudem erweitere eine Wald-Kita die Vielfalt an Kita-Angeboten.

Der Landschaftsverband Rheinland hat bereits eine Übergangserlaubnis für die Waldgruppe erteilt. Deswegen sind 20 I-Tüpfelchen-Mädchen und -Jungen seit August täglich im Wald unterwegs. Am Waldrand steht ein beheizter Container und ein Toilettenwagen für sie bereit. Von der Baumschulallee im Kaldauer Oberdorf sind es nur wenige Meter in den Wald hinein bis zu der großen Lichtung. Das Grundstück hatte die Stadt schnell gefunden. „Es ist eine städtische Fläche, auf der vor Jahren einmal eine Jugendherberge gebaut werden sollte“, sagt Huhn. Deswegen gebe es einen Bebauungsplan.

Kosten bei weniger als eine halbe Millionen Euro

„Hier kommt das Hauptgebäude hin“, zeigt Andreas Mast auf der von Eichen gesäumten Lichtung. Der Plan in seiner Hand weist rund um die beheizte Holzhütte, die auch über einen Wasseranschluss verfügen soll, drei weitere kleinere Hütten aus. „Eine Werkstatt, ein Geräte- und ein Spielhaus“, erklärt er. Mit Fotos zeigt er, wie diese Gebäude einmal aussehen sollen: Kleine Holzhäuschen, mit spitzem Dach, die ein wenig windschief wirken und mit viel Liebe zum Detail gestaltet sind. Die Kosten schätzt Mast auf weniger als eine halbe Million Euro.

„Die Baugenehmigung ist seit Ende 2018 erteilt“, sagt er. Bis dahin sei es ein langer Weg gewesen, in enger Abstimmung mit Landschafts- und Naturschutzbehörden sowie Forstamt. „Wir mussten uns verpflichten, keinen Baum zu fällen, keine Außenbeleuchtung anzubringen und den Weg zur Kita nicht zu befestigen“, so Mast. Aktuell liefen im Wald im Zuge der jährlichen Durchforstungsarbeiten erste Vorbereitungen durch das Forstamt. Zum Start des neuen Kita-Jahres im August soll die erste Siegburger Waldkita dann stehen, gibt sich Mast zuversichtlich.

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