Talkrunde unter freiem Himmel in Siegburg Stadion-Atmosphäre beim Fußballtalk

Siegburg · Prominente Gäste, darunter Pierre Littbarski und Gerd Köster, plaudern in Siegburg mit dem langen Tünn aus dem Nähkästchen und über den 1.FC Köln.

 Stimmung wie im Stadion: Rund 500 Fans des Fußball-Talks in Siegburg feiern den FC und ihre „Stars“ auf dem Podium

Stimmung wie im Stadion: Rund 500 Fans des Fußball-Talks in Siegburg feiern den FC und ihre „Stars“ auf dem Podium

Foto: Holger Arndt

Stadion-Atmosphäre herrschte am Dienstagabend als Martin Schlüter die rund 300 Gäste des dritten Fußballtalks „FC Johnny 2.0“, der dieses Mal nicht vor dem veranstaltenden Restaurant Pintxo, sondern auf dem Platz neben dem Kaufhof stattfand, aufforderte: „Bitte erheben Sie sich von den Plätzen.“ Dann lief die Hymne des 1. FC Köln – „Mer stonn zo dir, FC Kölle“. Die Fans sangen sie selbstverständlich mit, im Stehen und voller Inbrunst.

Vorher hatte schon „de Plaat“, Kölsch-Altrocker Jürgen Zeltinger mit einigen seiner Songs wie „Müngersdorfer Stadion“ die Stimmung angeheizt. Dann begrüßte Moderator Schlüter die eigentlichen Stars des Abends auf der Bühne. Den Weltmeister von 1990 Pierre „Litti“ Littbarski und seinen ehemaligen Vereinskollegen Ralf Hauptmann, den kölschen Mundartsänger Gerd Köster und natürlich Anton Claaßen alias der „lange Tünn“, der fester Bestandteil der Talkrunde ist, zu der Markus Krücken jeweils die Gästeliste zusammenstellt.

Angesicht der Bundesligatabelle nach dem fünften Spieltag wollte Schlüter wissen, wie die Experten den aktuellen dritten Tabellenplatz der Geißböcke einschätzen und wie ihre Prognose zum Ende der Saison lautet. „Der FC hat es verdient, da oben zu stehen, weil sich die Mannschaft gut entwickelt hat“, stellte Littbarski fest. Hauptmann sah das genauso und lieferte auch gleich eine Erklärung: „Der Verein hat die richtigen Leute gefunden.“ Und der Tünn attestierte den Kölnern, eine geschlossene Mannschaft geworden zu sein.

„Die kommen unter die ersten Fünf“, zeigte er sich überzeugt. Einig waren sich alle, dass vor allem Trainer Peter Stöger hervorragende Arbeit leiste. Litti hob aber auch hervor, dass man ihm Zeit gelassen habe, was beim FC in der Vergangenheit nicht der Fall gewesen sei. Köster nannte als Erfolgsfaktor, dass Stöger nicht der rheinische Karnevalsjeck sei und daher „einen Kontrapunkt zur kölschen Mentalität setzt“, obwohl er auch über ganz viel Humor verfüge.

Richtig spaßig wurde es, als Litti und Hauptmann aus dem Nähkästchen plauderten. So berichtete der Weltmeister zum Beispiel davon, wie er im August 1987 von Racing Paris, wo er sich nicht wohlfühlte, nach Köln zurückkehrte und mangels leerer Kassen beim FC seinen Transfer selbst finanzierte. Aber auch, dass er beim FC „gekündigt“ hatte, als er verletzt im Krankenhaus lag und ihn niemand vom Vorstand besucht habe. „Leckt mich am . . . . dachte ich damals“, verriet er. Bei der ersten Karnevalssitzung des FC lachte er nach eigenen Worten immer erst, wenn der Gag bereits vorbei war. Denn Heinz Flohe musste dem Berliner alles übersetzen. Hauptmann ging es genauso.

Für den gebürtigen Eberswalder gab Vereinskamerad Ralf Sturm den Dolmetscher. Der lange Tünn versuchte mehrfach, Litti zur Rückkehr nach Köln zu überreden. „Hier gehörst du hin, nicht in so eine tote Stadt wie Wolfsburg“, rief er unter dem Beifall der Zuhörer aus. Es kamen dieses Mal aber auch ernste Themen beim Talk zur Sprache. Durch die überzogenen Ablösesummen seien Spieler heute kaum noch von Vereinen zu halten, mahnte Littbarski.

Die Spieler würden „mit Geld kirre gemacht“ und ihre Berater nur verdienen, wenn sie ihre Schützlinge jedes Jahr neu vermittelten. „Die Vereine können deshalb nur noch schwer Strukturen aufbauen“, berichtete er aus Erfahrung. Geteilter Meinung war die Runde über „Kunstvereine“ wie RB Leipzig. Während Hauptmann den seit dieser Saison in der ersten Liga spielenden Verein als „Marketingprodukt“ und „Konstrukt“ ohne Tradition bezeichnete, warnten Littbarski und Köster davor, den Club anzufeinden.

Dort werde hervorragender Fußball geboten, und die Jugendarbeit sei vorbildlich. Zum Abschluss gab die Runde noch einen Tipp für das Spiel der Kölner in München am kommenden Samstag ab. Einen Sieg traute allerdings nur der lange Tünn dem FC zu.

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