Mahnmal "Sorry 2050" Staatsschutz ermittelt wegen rassistischer Parolen in Siegburg

SIEGBURG · Rassistische Parolen am Mahnmal "Sorry 2050" in Siegburg haben den Staatsschutz veranlasst, Ermittlungen wegen des Verdachts der Volksverhetzung aufzunehmen. Das teilte Burkhard Rick, Sprecher der Kreispolizeibehörde Siegburg, dem General-Anzeiger mit.

Mit der Installation will der Siegburger Künstler Hermann Josef Hack auf dem Europaplatz das Bewusstsein für das Klima schärfen. Dazu gehört auch ein Kondolenzbuch, in dem sich Bürger für ihr Nichtstun in Sachen Klimaschutz bei späteren Generationen entschuldigen können. Und am Montag fand er darin die Zeilen: "Nur ein toter Ausländer ist ein guter Ausländer. Sieg Heil."

Fall an Staatsschutz im Bonner Polizeipräsidium übergeben

Das könne man nicht mehr als einen "dummen Jungenstreich" abtun, sondern grenze seines Erachtens an den Tatbestand der Volksverhetzung, erklärte Hack und rief die Polizei. Die ermittelt jetzt eben wegen des Verdachts der Volksverhetzung und hat den Fall laut Burkhard Rick "an den polizeilichen Staatsschutz im Bonner Polizeipräsidium übergeben".

Das Ordnungsamt der Stadt hatte Hack am Montag darüber informiert, dass möglicherweise ein Unwetter verschiedene Beiträge an seinem Mahnmal abgerissen habe. Passanten hätten solche auf dem Boden verstreut gemeldet. Vor Ort musste Hack feststellen, dass weder Sturm noch Regen den Schaden verursacht haben konnten, aber "die zahlreichen Beiträge mit großer Gewaltanstrengung vom Bauzaungitter abgerissen beziehungsweise abgeschnitten wurden". Deshalb ermittelt die Polizei auch wegen Sachbeschädigung an der Installation.

Und Hack entdeckte in diesem Zusammenhang die rassistischen Parolen im Kondolenzbuch. Darin und in der mutwilligen Zerstörung sieht Hack allerdings auch die Bestätigung für die Bedeutung der Kunstinstallation, zeige sie doch auf, "welche extrem fremdenfeindlichen Menschen sich unter uns bewegen. Wenn schon die Installation so viel Ärger und Aggression erzeugt, wie wird es erst sein, wenn durch den Klimawandel immer mehr Menschen heimatlos und zu Flüchtlingen werden", fragt er.

Künstler will nicht aufgeben

Der Künstler will aber nicht aufgeben, sondern das Mahnmal wieder in den Ursprungszustand versetzen: "So schnell wie möglich werde ich die Installation restaurieren, bis dahin mag sie auch in dieser Form als Mahnmal fungieren", sagte er noch am Montagabend. Auch über eine Verlängerung der Aktion denkt er nach. Das Junge Forum Kunst kündigte für diesen Fall schon die Übernahme der Gebühren für die "Sondernutzung des öffentlichen Straßenraums" an.

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