Angeln in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis So bekommt man den Angelschein

Region · Jedes Jahr pauken im Rhein-Sieg-Kreis und in Bonn rund 450 angehende Angler für die Fischerprüfung. Lehrgangsleiter und Fischereiaufseher Horst Ceulaers vermittelt die Freude am Naturerlebnis.

 Fischereiaufseher Horst Ceulaers aus Bergheim angelt gerne an der Rheidter Laach.

Fischereiaufseher Horst Ceulaers aus Bergheim angelt gerne an der Rheidter Laach.

Foto: Benjamin Westhoff

Bange Blicke wandern über den Wühltisch. Welche ist die richtige Rute? Was die geeignete Rolle? Welchen Köder sollte ich nehmen? Die angehenden Angler schwitzen im Zeughaus der Wiessen Müüs in Hersel. Es ist Dienstagabend, und die Prüfung zum Angelschein steht vor der Tür. Die rund 80 Teilnehmer sind schon seit einigen Wochen an je zwei Abenden hier gewesen und haben dem Vortrag von Horst Ceulaers gelauscht. Der 84-Jährige aus Troisdorf-Bergheim ist seit Jahrzehnten Funktionär des Fischereiverbandes NRW. Er wacht als Fischereiaufseher darüber, dass am rechten Ufer des Rheins niemand ohne Angelschein seinen Köder auswirft. Er ist Vorsitzender des Rheinischen Fischereiverbandes, Bezirk Bonn. Und er ist Lehrgangsleiter. Irgendwie ein guter Typ.

Jährlich melden sich rund 450 angehende Angler zur Fischerprüfung in Bonn und Siegburg an, 300 aus dem Rhein-Sieg-Kreis und 150 aus Bonn. Im Schnitt fallen 10 Prozent durch, denn die Prüfung ist nicht trivial. Sie besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Und wer es schafft, muss schon einiges über Fische, Gesetze und Gewässer gepaukt haben. Die Zahlen sind ziemlich konstant. Nur die Angelvereine erleben aktuell einen Mitgliederschwund. Da geht es ihnen wie anderen Vereinen auch. Die Menschen wollen sich nicht mehr festlegen.

Wer hier im Angelkurs sitzt, der hat sich festgelegt. Er will den Fischereischein, vulgo Angelschein in den Händen halten. Da sieht man erwachsene Menschen mit Prüfungsangst über der Frage brüten, zu welcher Zeit man einen Lachs angeln darf (Antwort: gar nicht, er steht in NRW ganzjährig unter Schutz), welche Fischart zu den Rundmäulern gehört (Antwort: Bach- und Flussneunauge) und welcher Fisch keine Bauchflosse hat (Antwort: der Aal). Insgesamt muss man die Antworten auf 359 Fragen parat haben.

Und dazu kommt noch die Aufgabe, alle gängigen Fischsorten des Landes zu kennen plus zehn unterschiedliche Angelruten zusammenstellen zu können. Der sechswöchige Kursus kann da Wunder wirken, auch wenn er nicht zwingende Voraussetzung für die Teilnahme an einer der Prüfungen ist, die jeweils im Frühjahr und im Herbst in Beuel und Siegburg stattfinden.

Mit Büchern und Lern-Apps zum Angelschein

Hilfsmittel können auch Bücher und Lern-Apps auf dem Handy sein. Letztere bieten meist auch ausführliche Fehlerstatistiken, man erkennt sofort, wo man noch Wissenslücken hat. Dann sollte es eigentlich klappen mit der Prüfung. Profis wie Ceulaers sagen aber auch: Wenn man den Angelschein hat, dann fängt das eigentliche Lernen erst an.

Denn was für den Laien wie ein zeitraubendes Unterfangen anmutet, bei dem man stundenlang einen Wurm badet, ist für den, der erst einmal mit dem Angelvirus infiziert ist, eine Herausforderung mit Daueranspannung. Wer so empfindet, für den ist allein der Gang ins Angelgeschäft ein kaum beschreibliches Erlebnis. Angeln aller Größen und Formen, Köder zwischen naturidentisch bis hyperkünstlich. Von wegen Langeweile: Immerhin praktizieren die meisten Angler das aktive Fischen. Soll heißen: Keineswegs werfen sie den Köder aus und warten stundenlang, vielmehr ziehen sie den Kunstköder aktiv immer wieder durchs Wasser und hoffen auf die Attacke eines Raubfisches. Der Flussbarsch ist dabei leichter zu haben als Zander oder Hecht. Fazit: Es braucht schon eine gezielte Jagdstrategie, um den Fisch zu überlisten und zum Biss zu annimieren. Man muss wissen, wo der Fisch steht, und das ist im Winter anders als im Sommer und morgens anders als abends. Der Austausch darüber vollzieht sich gern im Angellatein. Da kommen Begriffe vor wie: Pose (Schwimmer), Montage (Angelzusammenstellung), Zielfisch (welchen Fisch will ich fangen?), spinnen (künstlichen Köder durchs Wasser ziehen), feedern (mit kleinem Futterkorb angeln) und Nachläufer (ein Fisch folgt dem Köder und beißt erst im letzten Moment).

Aber was ist das Faszinierende am Angeln? Lehrgangsleiter Ceulaers’ Blick verklärt sich vor seiner Antwort: „Das Naturerlebnis, wenn man sieht, wie die Sonne untergeht, dann ist der Fluss wie flüssiges Gold. Und wer genau darauf achtet, hört, wie sich im Laufe des Tages die Geräusche ändern. Und wenn man dann noch einen Fisch fängt...“

Auch junge Leute interessieren sich fürs Angeln

Ceulaers ist schon lange im Ruhestand. Er war früher als Elektrotechniker für Kraftwerke unterwegs. Einsatzgebiet waren das Rheinland, ROW Wesseling und die Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke. Aufgewachsen in Essen, interessierte er sich schon früh fürs Angeln. Ein Nachbar frönte dem Hobby. Von ihm ließ sich Ceulaers alles zeigen und erklären. Aber erst mit Anfang 30, als er sich mit Frau und Kindern in Bergheim niederließ, machte er selbst den Angelschein. Das ist ein typischer Werdegang. „Jugendliche können schon mal Feuer und Flamme sein fürs Angeln, wenn dann Freund oder Freundin auf der Bildfläche erscheinen, dann ist erst einmal Pause“, sagt Ceulaers. Wer seinen Platz im Leben gefunden hat, kehrt auch ans Gewässer zurück.

Das ist auch für den Fischereiaufseher seit 40 Jahren das Zuhause. Er angelt gerne an Rhein, Sieg und am Vereinsgewässer, dem Stockemer See in Uckendorf. Dabei ist er nur etwa jedes dritte Mal erfolgreich. Wenn er angeln geht, dann meist 4 bis 6 Stunden am Stück. „Sonst lohnt es sich kaum“, so Ceulaers. Denn: Wer einen Fisch fangen will, der muss sich schon was einfallen lassen. Am liebsten bringe er Zander und Barsch mit nach Hause. Wobei: „Man kann eigentlich jeden Fisch verwerten“, sagt der Routinier.

Angeln ist heute einfacher geworden als früher. Das Material ist besser, die Angeln leichter und robuster. Gleiches gilt für Schnur und Köder. Wenn Ceulaers als Aufseher am Rhein die Angelscheine überprüft, dann trifft er immer wieder auf Menschen, die nicht wissen, dass man nicht ohne Weiteres seine Angel auswerfen darf. Man braucht den Angelschein, analog zum Führerschein fürs Autofahren, und den Fischereierlaubnisschein für ein bestimmtes Gewässer.

Die Lizenz zum Angeln am Rhein kostet für drei Tage 12 Euro und pro Jahr 40 Euro. Wer ohne Angelschein angelt, der begeht übrigens eine Straftat. Er wildert und muss mit einer Geldstrafe bis zu 5000 Euro oder zwei Jahren Haft rechnen. Davon wissen vor allem Neubürger manchmal nichts, wenn sie mit der hiesigen Bürokratie nicht so vertraut sind. Im Angelkursus treffen sich folglich Menschen unterschiedlichster Herkunft und vom Akademiker bis zum Arbeiter alle Schichten. Und sie eint der eine innige Wunsch: Einen dicken Fisch an den Haken zu bekommen.

Der nächste Vorbereitungslehrgang zur Fischerprüfung startet am 6. Februar, um 19 Uhr in Hersel. Eine Anmeldung ist in Angelläden möglich. Die nächste Fischerprüfung in Bonn ist am 14. März. Anmeldung auf den Internetseiten der Stadt Bonn oder des Rhein-Sieg-Kreises.

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