Trockenheit und Hitze Siegburger Trerichsweiher droht umzukippen

Siegburg · Der Zustand des Trerichsweihers hat sich aufgrund der anhaltenden Trockenheit und Hitze weiter verschlechtert. Das Gewässer droht mangels Sauerstoff umzukippen. Die Stadt lässt die Oberfläche nun belüften.

 Luft zum Atmen: Mit einem Oberflächenbelüfter reichert die Stadt Siegburg den Trerichsweiher mit Sauerstoff an.

Luft zum Atmen: Mit einem Oberflächenbelüfter reichert die Stadt Siegburg den Trerichsweiher mit Sauerstoff an.

Foto: Holger Arndt

Der Zustand des Trerichsweihers hat sich aufgrund der anhaltenden Trockenheit und Hitze weiter verschlechtert. Für Fische und andere Lebewesen wird die Lage kritisch, wie die Stadt Siegburg am Montag mitteilte. Und auch außerhalb des Gewässers hat die Verschlechterung mittlerweile für Spaziergänger unschöne Folgen. Über dem Weiher breitet sich allmählich ein faulig stinkender Geruch aus, der längst auch jenseits der Ufer zu riechen ist. Der Grund: Wegen des Sauerstoffmangels im Wasser zersetzen hauptsächlich anaerobe Bakterien den Schlamm am Grund des Teichs, wie Fischereisachverständiger Andreas Pilgram erklärte. Dabei produzieren sie als Nebenprodukt Methan, das an die Oberfläche steigt.

„Es ist fünf vor zwölf“, sagte Ralf Beyer, Leiter des städtischen Grünflächenamtes, am Montag. Wie berichtet, hat das Technische Hilfswerk (THW) das Wasser des Trerichsweihers mit Hilfe leistungsstarker Pumpen in den letzten Wochen bereits zweimal umgewälzt. Mittlerweile ist klar: Dank der Notfallmaßnahmen konnte lediglich etwas Zeit gewonnen werden. Bisher seien tote Fische im einstelligen Bereich aber auch erste tote Wasservögel aufgefunden worden, so Beyer. Aufgrund ausbleibender Niederschläge ist die Quelle, die den Weiher mit Frischwasser versorgt, ebenso wie der Abfluss aus dem Teich versiegt. Die natürliche Zirkulation des Teichs ist zum Erliegen gekommen.

Wie der Grünamtsleiter weiter erklärte, habe die starke Sonneneinstrahlung den Teich so stark aufgewärmt, dass das Wasser weniger Sauerstoff aufnehmen könne. Gleichzeitig profitiere die Wasserlinse von der Sonneneinstrahlung. Sie bedeckt die Wasseroberfläche inzwischen nahezu vollständig, was wiederum dem Phytoplankton kein Licht zur Sauerstoffproduktion lasse und so den Prozess des „Umkippens“ beschleunige. Der Begriff bezeichnet eine plötzliche Zustandsveränderung eines Gewässers durch Sauerstoffmangel, die allen atmenden Lebewesen darin die Lebensgrundlage entzieht.

"Warnstufe bei neun"

„Auf einer Skala von null bis zehn liegt die Warnstufe bei neun“, sagte Pilgram. Die Stadt habe bereits erwogen, Wasser aus der Agger einzuleiten. Damit würde man jedoch die Situation in dem Fluss verschlechtern. Wie die meisten anderen Gewässer in der Region führe auch die Agger nur noch sehr wenig Wasser.

Mit einem sogenannten Oberflächenbelüfter reichert die Stadt jetzt das Wasser kontinuierlich mit Sauerstoff an. Auf diese Weise sollen die Überlebenschancen für Fische zumindest in einem kleineren Rückzugsbereich verbessert werden. Ein zweites Gerät hält die Stadt noch in Reserve. „Wir haben festgestellt, dass bei dem Betrieb so viel Methan freigesetzt wird, dass Anwohner regelrecht eingenebelt würden“, sagte Pilgram.

Jede Bewegung im Wasser setzt stinkende Faulgase frei

Das Problem: Jede Bewegung im Wasser setzt die stinkenden Faulgase frei. Wie Frithjof Roy, Auszubildender zum Fischereiwirt, demonstrierte, steigen bereits beim Betreten des Sees kleine Gasbläschen sichtbar an die Oberfläche. Kippt der See um, werde sich der Geruch weiter verschlimmern. Am Ende könnte der ganze Brückberg von dem Gestank betroffen sein. Eine Gesundheitsgefahr bestehe für Anwohner und Besucher jedoch nicht, so Beyer. Bei den Oberflächenbelüftern handelt es sich laut Bayer um Gebrauchtgeräte. Die Stadt habe zwar neue Geräte anschaffen wollen, das sei jedoch aufgrund von Lieferengpässen des Herstellers nicht möglich gewesen.

„Die Probleme gibt es derzeit überall in Deutschland und in Europa“, so Beyer. Im Vergleich zu anderen Gewässern in der Region sei die Situation im Trerichsweiher besonders schlecht. „Es handelt sich hier um ein künstlich angelegten Teich“, sagte Pilgram. Er weise im Gegensatz zu Seen keine natürliche Schichtung des Gewässers auf. Andere künstliche Teiche würden regelmäßig entleert, damit der Schlamm vom Grund abgetragen werden könne. Im Trerichsweiher sei das aufgrund von besonderen Naturschutzauflagen bisher nicht geschehen. „Wir brauchen mittelfristig ein Konzept, wie mit dem Teich verfahren werden soll“, sagte Pilgram.

Kurzfristig setzt die Stadt weiter auf die kontinuierliche Belüftung sowie engmaschige Analysen des Wassers. Doch alle Maßnahmen könnten die Lebensdauer der Teichbewohner nur auf unbestimmte Zeit verlängern. „Wir haben getan, was wir tun konnten. Durch die hohen Temperaturen sind wir in einem Bereich, wo wir mit unserem Latein am Ende sind“, sagte Beyer. In seinen 25 Jahren bei der Stadt Siegburg sei dies in Bezug auf den Trerichsweiher die extremste Lage, die er bislang erlebte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort