Ende des Konkurrenzdenkens Siegburger Stadtmarketing schließt sich Verkehrsverein an

SIEGBURG · Es waren langwierige Gespräche in den vergangenen Jahren notwendig, um die Siegburger Einzelhändler zu überzeugen, dass ein Konkurrenzdenken der Sache eher schadet als nützt.

 Präsentation (v.l.): Jochen Kliesen, Detlef Dammböck und Christoph Konrad Machens zeigen den neuen Slogan des Verkehrsvereins.

Präsentation (v.l.): Jochen Kliesen, Detlef Dammböck und Christoph Konrad Machens zeigen den neuen Slogan des Verkehrsvereins.

Foto: Paul Kieras

"Nur gemeinsam sind wir stark. Und wir können uns nur als die Einkaufsstadt im Rhein-Sieg-Kreis behaupten, wenn alle an einem Strang ziehen", sagt Christoph Konrad Machens, der Vorsitzende des Verkehrsvereins. "Dass Siegburg schön ist, reicht nicht, um Kunden zu binden", warnt er.

Jetzt hat sich mit dem Stadtmarketingverein die letzte eigenständige Interessengemeinschaft dem Verkehrsverein angeschlossen, nachdem ihm in den vergangenen Jahren bereits die verschiedenen Werbegemeinschaften der Stadt beigetreten waren.

Neue Imagekampagne

Jochen Kliesen hat zum vereinten Neustart eine Imagekampagne entworfen, ab sofort will man unter dem Slogan "Siegburg erleben" auftreten. Rund 200 Mitglieder zählt die neue Heimat der Einzelhändler, Dienstleister und Privatpersonen. Das sind nach Meinung des Verkehrsvereins aber noch zu wenige. Er wünsche sich auch mehr Selbstständige, Ärzte oder Rechtsanwälte als Mitglieder, weil sie ebenfalls Nutznießer davon seien, dass "Leben in der Stadt ist", so Machens: "Wenn Läden schließen, die Menschen nach Köln oder Bonn abwandern und die Stadt tot ist, dann können die ihre Praxen gleich mit zumachen." Um wirklich etwas bewegen zu können, brauche der Verein gut 500 Mitglieder. Machens fordert auch Immobilienbesitzer auf, sich zu engagieren: "Sie sind es, die mit ihren Gebäuden die Voraussetzung für attraktive Geschäfte schaffen."

Von den etwa 280 Einzelhändlern in der City gehören bisher nur rund 80 dem Verein an. Am Jahresbeitrag (50 oder 100 Euro, Anm. d. Red.) könne es nicht liegen, sondern wohl eher daran, dass viele Geschäftsleute immer noch glaubten, als Einzelkämpfer besser zu fahren, oder die Stadt wäre auch ohne verkaufsfördernde Maßnahmen attraktiv genug, sagt Jochen Kliesen zu dem Thema.

Ihn stört aber auch, dass Handelsketten sich an keiner Aktion in der Stadt beteiligten. "Die profitieren von Veranstaltungen und besonderen Events, halten sich aber zurück, wenn es darum geht, sich daran zu beteiligen", berichtet er. Den Geschäftsführern vor Ort macht er aber keinen Vorwurf. Aus vielen Gesprächen wisse er, "dass die uns gerne unterstützen würden, aber aufgrund eines Verbots von oben nicht dürfen". Unverständlich ist für Kliesen die Verweigerung deshalb, weil solche Ketten als Mieter in großen Einkaufszentren - wie dem neuen Huma in Sankt Augustin - einen Betrag für Marketing- und Werbemaßnahmen beisteuern müssten. "Warum stellen die bei uns nicht auch ein Budget?", fragt er.

Öffnungszeit vereinheitlichen

Gebetsmühlenartig versuche man laut Kliesen und Machens weiterhin, den Einzelhandel für gemeinsame Öffnungszeiten zu gewinnen. "Ideal wäre eine Kernzeit zwischen morgens 10 und abends 20 Uhr", glaubt Detlef Dammböck, Kaufhof-Chef und Mitglied im Verkehrsverein. Der Kaufhof ist die einzige große Handelskette, die ihm angehört - es ist Teil der Unternehmensphilosophie.

Vehement setzt sich der Verein für einen zusätzlichen verkaufsoffenen Sonntag ein. "Wenn eine Stadt lebendig sein will, muss sie offen sein", sagt Kliesen. Das Argument, Familien würden "zerrissen", lässt er nicht gelten. In der heutigen Zeit, in der die Kinder Ganztagsschulen besuchten und beide Elternteile berufstätig wären, bliebe oft nur der Sonntag für gemeinsames Shoppen. Die stets "rappelvolle Innenstadt" an verkaufsoffenen Sonntagen zeige, dass die Menschen dies auch wollten. Und in Hinblick auf die starke Konkurrenz des Online-Handels mahnt er: "Das Internet hat sonntags auch nicht geschlossen."

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