Vom Reißbrett auf die Bühne Siegburger Architektin spielt im ehemaligen Millowitsch-Theater mit

Siegburg/Köln · Bauvorhaben planen und überwachen sind eigentlich das Ding von Architektin Mila Kreidler. Nun wagt sie den Schritt auf die Theaterbühne. Sie spielt eine Nebenrolle im ehemaligen Millowitsch-Theater. An ihrer Seite: vier ehemalige Stars der Serie „Unter uns“.

 Michaela Kreidler steht mit „Unter uns“-Serienstars auf der Kölner Volksbühne.

Michaela Kreidler steht mit „Unter uns“-Serienstars auf der Kölner Volksbühne.

Foto: privat

Bohlen, Bauzäune und vor allem das eigene Zeichenbrett – das waren für die Architektin Mila Kreidler bislang die Bretter, die die Welt bedeuten. Nun wagt die in Siegburg lebende Schwäbin einen Seitensprung ins Theater-Genre – mitten unter prominenten Begleitern. Kreidlers Theater-Premiere im ehemaligen Millowitsch-Theater ist auch eine Premiere für die Volksbühne. Mit Wiederöffnung der Theater in NRW liegt die Volksbühne mit der Komödie „Suite Grand Ro­yal“ unter Berücksichtigung der Corona-Richtlinien ganz vorne. Der Theater-Besuch kann online und analog stattfinden. Die Volksbühne verkauft Tickets für den Besuch vor Ort und für die online-Schalte direkt ins eigene Wohnzimmer.

Mila Kreidler stammt aus der 25.000 Einwohner zählenden Stadt Horb am Neckar. An der Universität Stuttgart hat sie Architektur studiert und sieben Jahre lang von 1994 bis 2001 Gestaltung und Bauökonomie gelehrt. Dann wechselte sie nach Siegburg, wo sie seit 19 Jahren lebt und arbeitet.

Der Kindergarten „Kinderreich“ Siegburg-Zange, die neue OGS der Waldorfschule Hangelar, der Erweiterungsbau der evangelischen Kirchengemeinde Kaldauen und die Sanierung der Friedenskirche Kaldauen, wie auch viele Umbauten, Altbausanierungen und Neubauten in Köln und dem Rhein-Sieg-Kreis entstanden seither an ihrem Siegburger Schreibtisch. Vor gut einem Jahr erhielt sie einen „folgenschweren“ Auftrag.

Zusammen mit Serien-Stars von „Unter uns“ auf der Bühne

„Eigentlich sollte ich nur ein Bühnenbild für eine Theaterproduktion in der Volksbühne Köln, dem ehemaligen Millowitsch-Theater, entwerfen“, erklärt Kreidler. „Am Ende hatte ich eine Rolle.“ Die Architektin ist nun an drei Tagen im Juni in einem Fünf-Personen-Stück im prominenten Umfeld zu erleben. Vier ehemalige Stars der Serie „Unter uns“ stehen mit Kreidler am 7., 8. und 9. Juni auf der Bühne: Petra Blossey, Sylvia Muc, Tatiani Katrantzi und Sebastian Feicht.

„Architektin bleibe ich natürlich weiter“, sagt Kreidler, die wie die Jungfrau zum Kinde an die Rolle im Kölner Traditionshaus kam. „An den Videokonferenzen zum Theaterstück nahm ich damals teil, um für mein Bühnenbild ein Gefühl für das Stück zu bekommen“, so Kreidler, die dafür bekannt ist, dass sie mit ihrem schwäbischen Dialekt das Herz auf der Zunge trägt. So mischte sich die Schwäbin bei der Besprechung des Epilogs ein, schlug vor, wie sie es passender fände – und hatte die Rolle. Der Münchener Regisseur Sebastian Feicht, der als Schauspieler ebenfalls eine Rolle im eigenen Stück innehat, war begeistert: „Mila ist für unser Team eine echte Bereicherung. Sie hat Bühnenpräsenz und jede Menge kreative Ideen ins Stück eingebracht. Wir mussten sie einfach haben.“

Die Komödie „Suite Grand Ro­yal“ spielt nun vor dem Hintergrund des Kreidler’schen Bühnenbildes einer luxuriösen Hotelsuite in der Modewelt. Stars und Sternchen treffen sich dort nach der Preisverleihung des „Goldenen Flamingos“. In Champagnerlaune beginnen sie mit einem harmlosen Partyspiel, das sich zu einer sinnlichen Theaterreise entwickelt.

„Ich falle da schon optisch ganz schön aus dem Rahmen“, witzelt Kreidler, die in der Rolle der „Concièrge Marie“ mit zünftigem Dirndl und eher kräftiger Figur in jeder Hinsicht bodenständig und konträr sein soll. Auch wenn der Tiefsinn der Komödie am Ende nicht fehlt, so will Feucht dennoch „vor allem unterhalten“ und „nicht allzu pädagogisch“ sein. Vor dem Hintergrund der Modewelt geht es um Schönheitsideale, Zwänge und Sehnsüchte und das, was wirklich glücklich macht. Mit Blick auf die Corona-Erfahrungen sagt Feicht aber auch: „Es soll dem krisengeschüttelten Publikum einfach gute Unterhaltung bieten.“

Als einziger Laie unter den vier Profis hat Kreidler „jetzt scho a bissel Muffesause“, aber der Spaß an der persönlichen Theater-Premiere überwiegt so kurz vor der spannenden Premiere noch.

Ungeahnt ist das Stück nun auch zu einer Premiere für das Theater nach Corona geworden. „Corona mit seinem Abstandsgebot legte für uns alle in den vergangenen Monaten den Theaterbetrieb lahm. Nun stellt es eine zusätzliche Herausforderung an die erste Inszenierung nach der Pause“, sagt Feicht. „Wir halten natürlich den Abstand auch auf der Bühne ein und setzen beispielsweise Berührung nur als Geste um“, ist sich das Team einig. „Es ist das erste Schauspielhaus, das in dieser Größenordnung wieder analoges Theater anbietet“, sagt der Regisseur, der auf und vor der Bühne die gebotenen Abstände wahrt.

„Anstatt 400 wird es daher nur 100 Plätze geben, und die Hygieneregeln werden natürlich auch beachtet“, sagt Feicht. Nach der analogen Premiere am Montag, 8. Juni, ab 19.30 Uhr werden am 9. und 10. Juni sowie am 13. und 14. Oktober ab 19.30 Uhr die Karten zusätzlich auch online zu buchen sein. „Wir hoffen, damit mehrere Tausend Theater-Besucher zu erreichen.“

 Die analoge Premiere der „warmherzigen Komödie über Wahrheit und Schein“ nennt sich „Sweet Grand Royal“ und ist in der Volksbühne am Rudolfplatz (vormals Millowitsch-Theater) zum Karten-Preis von 29,90 Euro analog (www.koelnticket.de) zu erleben. An den folgenden Aufführungstagen wird es zusätzlich auch eine online-Übertragung zum Ticket-Buchungspreis zu 15,80 Euro (Einzelpreis) und 36 Euro (Familenticket) geben. Buchungs-Link: http://suitegrandroyal.deinetickets.de/

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort