Neue Pläne für Siegburg Rathaus soll in einem Schritt saniert werden

Siegburg. · Nach dem Fund von sogenannten PSF-Asbest gibt es nun neue Pläne für das Siegburger Rathaus: Die Stadt plädiert für die Sanierung in einem Schritt statt in drei Bauabschnitte. Für die Mitarbeiter hätte das erhebliche Folgen.

 In einem ersten Entwurf hat das Architekturbüro PPP das sanierte Rathaus um ein Staffelgeschoss aufgestockt.

In einem ersten Entwurf hat das Architekturbüro PPP das sanierte Rathaus um ein Staffelgeschoss aufgestockt.

Foto: petersen pörksen partner architekten

In der letzten Ratssitzung im vergangenen Jahr war es publik geworden: Bei erneuten Schadstoffuntersuchungen im Siegburger Rathaus haben Gutachter in einigen Spachtelmassen sogenanntes PSF-Asbest gefunden. Der Fund, verbunden mit seit Oktober 2019 geltenden neuen Bestimmungen zum Umgang mit ihm, wirkt sich nun auf die bisherige Planung der Rathaussanierung aus. Mit Blick auf Termine und Kosten rät der beauftragte Projektsteuerer, das Rathaus in einem Schritt und nicht wie bislang geplant in drei Bauabschnitten zu sanieren. Dazu müssten alle Mitarbeiter während der Bauphase ausquartiert werden. Über die neue Entwicklung diskutiert die Politik am Mittwoch, 29. Januar, in einer Sondersitzung des Sanierungsausschusses Rathaus.

Mit einem deutlichen Ja zur Sanierung hatten die Siegburger im Dezember 2018 einen Schlussstrich unter die mehrere Jahre währende Diskussion über die Frage nach der Zukunft des maroden Verwaltungssitzes gesetzt – und einem Neubau eine klare Absage erteilt. Das Lübecker Architekturbüro Pörksen Petersen Partner übernahm im November die Planung. Es kennt den Bau seit 2015: Architekt Klaus H. Petersen hat schon die Machbarkeitsstudie über verschiedene Optionen für das Rathaus erstellt.

Wie berichtet, wurden nun bei neuen Schadstoffuntersuchungen PSF-Asbest in einigen Spachtelmassen festgestellt. Dabei handelt es sich laut Verwaltung um Asbest, das in den 1960er und 70er-Jahren stark verdünnt in Putzen, Spachtelmassen und Fliesenkleber verwendet wurde. „Es war erst durch eine inzwischen verfeinerte Analytik nachweisbar“, erklärt die Technische Beigeordnete Barbara Guckelsberger. Beim 2013 erstellten Schadstoffkataster war kein belastetes Material gefunden worden.

Eine konkrete Gefährdung sieht der Gutachter nicht, da die verwendeten Materialien unter den Begriff „gebundenes Asbest“ fallen. Er rät aber, kleinere Instandhaltungsarbeiten, vor allem Bohrarbeiten nur noch durch Fachkräfte und unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen durchzuführen. Mit Blick auf die anstehende Sanierung erhöht der Fund die Anforderungen an die Schadstoffsanierung. Sie wird umfangreicher und aufwendiger. „Es gibt neue Arbeitsschutzvorschriften, die sich auf die Bauabläufe auswirken“, sagt Guckelsberger. So müssten bei einer abschnittsweisen Sanierung etwa Drei-Kammer-Schleusen errichtet, Unterdruck inklusive Überwachung im Arbeitsbereich hergestellt und der Baubereich vollständig vom laufenden Betrieb abgetrennt werden, so der Projektsteuerer. Das würde die Bauzeit um fast zwei Jahre verlängern, sodass das Rathaus erst im März 2025 fertig saniert wäre.

 Die Stadt schlägt vor, das Siegburger Rathaus doch in einem statt wie geplant in drei Bauabschnitten zu sanieren.

Die Stadt schlägt vor, das Siegburger Rathaus doch in einem statt wie geplant in drei Bauabschnitten zu sanieren.

Foto: Nadine Quadt

Deswegen rät er zur Komplettsanierung. Das spare Mehrkosten in Höhe von 3,5 Millionen Euro. Zudem könne so der bisherige Zeitplan eingehalten werden und das Rathaus bis Juli 2023 fertig saniert sein. Wie sich die umfangreichere Schadstoffsanierung insgesamt auf die Kosten auswirkt, vermag der Planer noch nicht zu sagen, wohl aber, dass sie steigen werden. „Die Frage nach der Schadstoffentsorgung entstünde auch bei einem Abriss des Rathauses“, hatte Barbara Guckelsberger schon im Dezember betont.

Die Verwaltung plädiert für eine Komplettsanierung. Sie erarbeitet derzeit ein erstes Interimskonzept dafür, wie sie ihre Mitarbeitenden außerhalb des Rathauses unterbringen kann. Es soll bis zur nächsten regulären Sitzung des Sanierungsausschusses im März vorliegen. Schon jetzt ist geplant, dass der Fachbereich Asyl in Kürze von der Ringstraße in die Flüchtlingsunterkunft am Siegdamm umzieht. In die dann frei gewordenen Büros ziehen die Mitarbeiter aus den Abteilungen Wohngeld und Rentenversicherung. Damit bleiben im Rathaus etwa 220 Arbeitsplätze, die während einer Komplettsanierung ausgelagert werden müssten.

Erste Gedanken legt die Verwaltung bereits in der Sitzungsvorlage dar. So sollen für publikumsintensive Dienststellen wie Bürgerservice, Standesamt, Ordnungsamt oder Verbraucherzentrale in der Innenstadt Räume gemietet werden. Zudem stehen in der ehemaligen Hauptschule im Haufeld Flächen zur Verfügung. Auf dem Gelände des Baubetriebsamtes sollen Container aufgestellt werden. Einen weiteren Teil sollen Home-Office-Plätze abdecken. Und auch an die Politik hat die Verwaltung gedacht: Die könnte in der Rhein-Sieg-Halle, im Stadtmuseum oder in Schulen tagen.

Der Sanierungsausschuss tagt am Mittwoch, 29. Januar, 18.30 Uhr, im großen Sitzungssaal im Siegburger Rathaus.

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