Einzelhandel in der Innenstadt Diese Läden öffnen und schließen in Siegburg

Siegburg · In der Innenstadt von Siegburg tut sich was. Wir zeigen, welche Läden neu eröffnen - und welche Traditionsgeschäfte nach langer Zeit schließen. Die Tage des seit Jahren leer stehenden Gebäudekomplexes auf dem Goldberg-Areal sind gezählt.

 Ein leer stehendes Ladenlokal an der Siegburger Kaiserstraße: Laut Werbegemeinschaft liegt der Wechsel im normalen Rahmen.

Ein leer stehendes Ladenlokal an der Siegburger Kaiserstraße: Laut Werbegemeinschaft liegt der Wechsel im normalen Rahmen.

Foto: Meike Böschemeyer

Es ist nicht zu übersehen: In der Siegburger Innenstadt ist momentan wieder Bewegung. Davon zeugen Bautätigkeiten hinter verklebten Scheiben am Markt ebenso wie große Hinweise auf Räumungsverkäufe und verwaiste Schaufensterscheiben an der oberen Kaiserstraße. Auch die Tage des seit Jahren leer stehenden Gebäudekomplexes auf dem Goldberg-Areal sind definitiv gezählt.

Im Planungsausschuss am Mittwoch, 4. Dezember, steht der Vorhabenbezogene Bebauungsplan für das Gelände zwischen Kaiser-, Cecilien- und Theodor-Heuss-Straße auf der Tagesordnung. Damit startet die seit Jahren herbeigesehnte Entwicklung eines Grundstücks, dem städtebaulich eine Schlüsselrolle zukommt.

Noch aber ist das rund 2400 Quadratmeter große Areal ein Schandfleck. Sehr zum Verdruss der umliegenden Einzelhändler. Vor sechs Jahren hatte Ursula Schneider in dem Komplex ihre Modeboutique „Juliane“. „Mir wurde damals der Mietvertrag gekündigt“, berichtet sie. Ein paar Meter auf der Kaiserstraße entfernt hat sie in einem neuen Ladenlokal weitergemacht. Doch jetzt soll auch dort Schluss sein. Nach fast 32 Jahren hat sich die Geschäftsfrau entschieden, ihre Filiale in der Siegburger Innenstadt zu schließen und sich allein auf ihr Geschäft in Hennef zu konzentrieren.

Leerstand auf der Kaiserstraße in Siegburg

Ein Bündel an Gründen habe sie zu diesem Schritt bewogen, sagt Schneider. Neben ihrem Alter führt sie aber vor allem wirtschaftliche Ursachen an. „Wir haben einen deutlichen Frequenzschwund“, sagt sie, auch mit Blick auf gleich drei Ladenlokale, die auf der gegenüberliegenden Seite der Kaiserstraße leer stehen. Und sie fürchtet, dass noch mehr Kunden ausbleiben, wenn der Bau des Kaiser-Carrés beginnt. Deswegen verlasse sie Siegburg zum Jahresende.

 Das Modegeschäft „Juliane“ in Siegburg macht Räumungsverkauf.

Das Modegeschäft „Juliane“ in Siegburg macht Räumungsverkauf.

Foto: Meike Böschemeyer

Etwas weiter in Richtung Markt verlieren die Siegburger in absehbarer Zeit ein weiteres eingesessenes Modegeschäft. Nach 30 Jahren schließt die Firma Daniels ihre Siegburger Filiale an der Kaiserstraße. Der Räumungsverkauf läuft schon seit Wochen. Nach GA-Informationen sollen sich die Ladentüren im Januar endgültig schließen. Für eine Stellungnahme zu den Beweggründen war das Unternehmen mit Sitz in Bornheim nicht zu erreichen. Im Schaufenster verweist es auf seine Geschäfte in Bonn, Köln, München und Bornheim.

Beinah sang- und klanglos hat sich die Filiale des Schreibwarenkette Mc Paper aus der Kreisstadt verabschiedet. Mit dem Baustart für den H & M am oberen Markt war sie vor vier Jahren ein Stück weiter den Markt hinunter gezogen. Jetzt ist die große Fensterfront dicht verklebt. Dahinter wird gearbeitet – und der Nachmieter steht bereits in den Startlöchern: Die Modekette Betty Barclay eröffnet dort am Donnerstag, 12. Dezember, eine Filiale.

Auf der gegenüberliegenden Marktseite steht derzeit ein weiteres Ladenlokal leer: Ende Oktober schloss das Brando Coffee. Es bleibt Siegburg aber erhalten. Ab dem Frühjahr soll es an der Bahnhofstraße Kaffee geben, nämlich dort, wo einst im „Em Kehsge“ – Siegburgs schmalster Kneipe – Bier über die Theke ging. 2015 entstand an der Stelle ein „Convexus“ getauftes Geschäftsgebäude.

Die Siegburger Verwaltung hat den Einzelhandel fest im Blick

Keinen Grund zur Sorge sieht Siegburgs Wirtschaftsförderin Silke Göldner in den aktuellen Veränderungen: „Das sind alles ganz normale Bewegungen auf dem Markt.“ Gleichwohl frage sie immer wieder nach, warum es zu solchen Bewegungen kommt. „Das hat ganz unterschiedliche Gründe“, weiß sie zu berichten. Teilweise lägen die im Unternehmen selbst, das sich einfach neu orientiere. „Manchmal wollen sich Einzelhändler verkleinern oder vergrößern“, so Göldner. Mitunter seien aber auch Vorgaben von Eigentümern ein Grund für eine Geschäftsaufgabe oder einen Umzug. „In der Siegburger Innenstadt sind die Mietpreise exorbitant hoch“, sagt die Wirtschaftsförderin. Das mache es vor allem kleineren Betrieben mit innovativen Ideen schwer. „Das ist schade für die Entwicklung der Innenstadt.“

Den Einzelhandel hat die Verwaltung fest im Blick. So lässt sie momentan das 2009 aufgestellte Einzelhandelskonzept fortschreiben. Und erhofft sich davon Empfehlungen für die perspektivische Entwicklung. „Der Handel befindet sich nicht zuletzt aufgrund der Online-Konkurrenz im Wandel“, sagt Sissis Vassiliadis, erster Vorsitzender des Siegburger Verkehrsvereins. Insgesamt stehe die Siegburger Innenstadt aber gut da. Vassiliadis zeigt sich zuversichtlich, dass das auch in Zukunft so bleibt. „Mieterwechsel sind in einer Geschäftslage ein normaler Vorgang“, so der Vorsitzende der Werbegemeinschaft.

Dass die Planungen für das Kaiser-Carré konkretisiert sind, wertet er als positive Perspektive für die obere Kaiserstraße. Dafür spreche etwa die Tatsache, dass bereits ein Nachmieter für das Ladenlokal von Ursula Schneider feststehe: „Der Immobilienmakler Engel & Völkers wird diese Geschäftsräume übernehmen“, so Vassiliadis. „Ich bin zuversichtlich, dass sich auch für die anderen Standorte attraktive Nachmieter finden, wenn – was ich hoffe – die Mieten im Rahmen bleiben.“

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