Umzug nach Südlohn Leiter der Siegburger Feuerwache geht in Ruhestand

Siegburg · Nach 18 Jahren geht Thomas Glatz als Leiter der Siegburger Feuerwache am Neuenhof in Rente und verlässt die Kreisstadt. Ganz zur Ruhe setzt er sich in seiner neuen Heimat aber nicht.

 Seinen eigenen Spind in der Feuerwache am Neuenhof hat Thomas Glatz bereits geräumt.

Seinen eigenen Spind in der Feuerwache am Neuenhof hat Thomas Glatz bereits geräumt.

Foto: Paul Kieras

41 Jahre gehörte Thomas Glatz der hauptberuflichen Feuerwehr an, 18 davon als Leiter der städtischen Feuerwache am Neuenhof in Siegburg. Zu seinem 60. Geburtstag ging er als Oberbrandrat in den Ruhestand. In Siegburg hatte Glatz die Verantwortung für 44 hauptamtliche Feuerwehrleute, 115 ehrenamtliche Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr, die Ehrenabteilung, Jugend- und Kinderfeuerwehr. Er selbst ist ebenfalls vom ersten Tag an Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr gewesen, „damit sich Ehrenamtliche und Berufsfeuerwehr auf Augenhöhe begegnen“, so Glatz.

Ursprünglich hatte er einmal ganz andere Pläne. Geboren und aufgewachsen in Recklinghausen, bewarb er sich als 15-Jähriger nach der mittleren Reife bei der Polizei, wo er mit Erfolg das Auswahlverfahren durchlief und angenommen wurde. Ein Sportunfall beendete allerdings seine Karriere, noch bevor die richtig begonnen hatte. Glatz entschied sich für eine Ausbildung zum Elektroinstallateur. Im Rahmen seiner Führerscheinprüfung belegte er einen Erste-Hilfe-Kursus beim DRK und fand Interesse am Rettungsdienst.

Parallel zur Lehre absolvierte er eine Sanitätsausbildung und kam danach auf einem Rettungswagen zum Einsatz. Zu der Zeit wurde Glatz gefragt, ob die Feuerwehr nichts für ihn sei. Nach reiflicher Überlegung, „kurz vor Ende der Frist, an einem Freitagmittag habe ich meine Bewerbung abgegeben und wurde als einer von fünf Bewerbern angenommen“, erinnert sich der frisch gebackene Ruheständler. Es folgten die feuerwehrtechnische Ausbildung, die Übernahme in den mittleren Dienst, weitere Fortbildungslehrgänge, unter anderem zum Gruppenführer, schließlich die Übernahme in den gehobenen Dienst. Dann beschloss Glatz, sich „anderweitig zu orientieren“ und bewarb sich in verschiedenen Städten.

Fünf Monate im Wohnwagen

1997 war der passionierte Feuerwehrmann selbst von einem Brand betroffen. Auf dem Rückweg nach Hause bekam er von den Kameraden die Nachricht, dass sein Haus brenne. „Auf der Fahrt im Auto sah ich schon eine riesige Rauchwolke über meiner Wohngegend und hoffte, dass es doch nicht mein Haus ist, das da brennt“, berichtet Glatz. Vergeblich, es war kaum etwas zu retten, mit der ganzen Familie lebte er anschließend fünf Monate in einem Wohnwagen. Seine Bewerbungen zog er daraufhin zurück. Erst 2001 bewarb er sich erneut.

Und zwar in Siegburg, wo er zum 1. Januar 2002 seinen Dienst antrat. Sein erster Einsatz führte ihn auf die Zange zu einem Wohnhausbrand. Die Großfeuer im Acrylland 2004, beim Holzhandel Schyns 2010 oder in der Lagerhalle der Konditorei Fassbender 2015 zählten zu seinen größten Herausforderungen. Beim verheerenden Böschungsbrand auf dem Brückberg mit mehreren zerstörten Häusern 2018 war Glatz gerade im Urlaub. Ihm war es nach eigenen Angaben immer wichtig, professionell zu handeln. „Man muss eine Matrix abarbeiten, Emotionen ausschalten, für Gefühle ist kein Platz“, betont er. Aber natürlich blieben im Nachhinein viele Bilder von Einsätzen im Kopf, die ihm auch heute noch die Tränen in die Augen trieben.

Neues Zuhause in Westfalen

Sein Haus in Siegburg hat er verkauft, ein neues in Südlohn, Westfalen, gebaut. Als Grund für den Umzug gibt er an, seinen Kindern und Enkeln näher sein zu wollen, aber auch, weil ihm „das entspannte Leben“ und die Natur rund um den Ort mit rund 9300 Einwohnern gefalle.

Ganz zur Ruhe setzen will er sich dennoch nicht, sondern ist der Freiwilligen Feuerwehr in seiner neuen Heimat beigetreten, Führungsaufgaben strebt er aber nicht an. Wird er etwas vermissen? „Natürlich die Freunde in Siegburg, die ich in den vergangenen Jahren gefunden habe. Was ich überhaupt nicht vermissen werde, ist der Karneval“, gibt er offen zu. Er feiere zwar auch gerne, aber lieber im kleinen Kreis als mit Massen.

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