Prozess in Siegburg 29-Jähriger nach Angriffen auf Ausländer verurteilt

Siegburg. · Ein 29-Jähriger aus Sankt Augustin ist im April mit einem muslimischen Ehepaar aneinandergeraten, hat mehrfach den Hitlergruß gezeigt und auf zwei Syrer eingeschlagen. Nun wurde der Mann verurteilt.

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Foto: Symbolfoto: dpa

Eine Bierflasche schleudert durch die Luft, T-Shirts werden zerrissen, üble Beleidigungen fallen – und am Ende wird mehrfach der Hitlergruß gezeigt: Ein 29-Jähriger aus Sankt Augustin ist im April zunächst mit einem muslimischen Ehepaar und anschließend mit zwei Flüchtlingen aus Syrien massiv aneinander geraten. Nun hat das Schöffengericht am Siegburger Amtsgericht ihn unter anderem wegen Körperverletzung und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten verurteilt.

Nach einer sechseinhalbstündigen Verhandlung stellte der Sachverhalt sich laut Urteil so dar: Der einschlägig vorbestrafte Angeklagte war am 25. April mit zwei Bekannten in Hennef unterwegs. Am frühen Abend urinierte der alkoholisierte 29-Jährige öffentlich auf der Siegpromenade. Dies führte zu einem Konflikt mit einer vorbeikommenden Familie. Nach einem verbalen Streit zeigte der junge Mann den Eheleuten den Mittelfinger, erhob seinen Arm zum Hitlergruß und beleidigte die Ehefrau, die ein Kopftuch trug, auf vulgärste Art und Weise. Als der Ehemann schließlich anfing, den Angeklagten zu filmen, kam es zu einer Schlägerei.

Nachdem die Begleiter den Mann von der Familie weggezogen hatten, lief das Trio zu einem nahegelegenen Supermarkt. Dort trafen die Freunde auf zwei Syrer. Der 29-Jährige schlug ohne ersichtlichen Grund zunächst ins Gesicht des einen, dann kam es zu einer Schlägerei mit dem anderen. Auch hier zeigte der Angeklagte den Hitlergruß. Anschließend verlagerte sich der Konflikt in Richtung Bahnhof. Am Ende wurden sowohl der Angeklagte als auch ein Syrer ins Krankenhaus gebracht. Auch der Familienvater musste ärztlich behandelt werden.

„Mit 15 Minuten kann man sich das ganze Leben versauen“, sagte Richter Ulrich Wilbrand während der Beweisaufnahme. Weil der Angeklagte mehrfach den Hitlergruß gezeigt hatte, hatte der Bonner Staatsschutz ermittelt. Dass der junge Mann einem rechtsradikalen Netzwerk angehört, konnte dem Gericht zufolge allerdings nicht erwiesen werden. „Wie erklären Sie denn dann den Hitlergruß?“, fragte die Staatsanwältin den Angeklagten. „Ich weiß nicht, was mich an dem Abend geritten hat. Ich war ein Idiot“, erwiderte dieser. Der Kammervorsitzende musste während der langen Verhandlung auch eine Zeugin zurechtweisen, die sich in massive Widersprüche verstrickt hatte.

Dass der 29-Jährige übermäßig Alkohol konsumiert und anschließend straffällig wird, ist laut Wilbrand nicht zum ersten Mal vorgekommen. „Das ist leider nichts Neues für Sie“, richtete sich der Richter direkt an den 29-Jährigen. Seit 2006 stand dieser immer wieder vor Gericht. Unter anderem wurde er 2015 wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und zwei Monaten verurteilt. Knapp ein Jahr nach Haftentlassung ereigneten sich die Schlägereien, die nun zur Verhandlung führten. „Es tut mir leid“, sagte der Angeklagte vor Gericht. Er wisse, dass er an sich arbeiten müsse: „Ich versuche, wieder auf die Beine zu kommen.“ 

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