Schulen im Rhein-Sieg-Kreis Schonfrist für die Förderschulen

Rhein-Sieg-Kreis · Die Bezirksregierung in Köln verschiebt die Neustrukturierung bis zum Schuljahr 2017/18. Schulen mit dem Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung dürfen noch ein Jahr die Orientierungsklassen 5 und 6 behalten.

 An der Richard-Schirrmann-Förderschule in Hennef-Bröl werden derzeit 127 Mädchen und Jungen in den Klassen 1 bis 6 unterrichtet.

An der Richard-Schirrmann-Förderschule in Hennef-Bröl werden derzeit 127 Mädchen und Jungen in den Klassen 1 bis 6 unterrichtet.

Foto: Ingo Eisner

Die Schulleiter der drei Förderschulen für emotionale und soziale Entwicklung des Kreises können erst einmal aufatmen. Ihre Schulen in Troisdorf-Rotter See, Hennef-Bröl und Alfter-Witterschlick müssen nicht bereits zum Sommer umstrukturiert werden. Die Kölner Bezirksregierung hat ihnen kurzfristig einen Aufschub von einem Jahr gewährt. Das teilte Kreisschuldezernent Thomas Wagner am Mittwoch in der Sitzung des Kreisschulausschusses mit.

Das sah noch zum Jahresanfang anders aus: Damals erhielt der Kreis eine Verfügung, die viel Unruhe mit sich brachte. Sie richtete sich gegen die Praxis des Kreises, an den drei Förderschulen auch Schüler in den Klassen 5 und 6 (Orientierungsstufe) zu unterrichten – obwohl sie hauptsächlich auf die Primarstufe, also die Klassen 1 bis 4, ausgelegt sind. Bereits zum kommenden Schuljahr sollte der Kreis die betroffenen Förderschulen entweder auf die Primarstufe reduzieren oder bis zur Klasse 10 ausweiten. „Das hätte eine große Belastung gebracht“, sagte Wagner. Denn die allgemeinen Schulen seien beim gemeinsamen Lernen schon an der Belastungsgrenze. Die Übergangsphase nehme nun den Druck aus den Schulen raus.

Passend zur Ausschusssitzung war die Nachricht der Bezirksregierung am Dienstag im Kreishaus angekommen. Demnach soll der Kreis den Aufschub nun nutzen, um die entsprechenden Beschlüsse zu fassen und künftig auf eine Orientierungsstufe an den Förderschulen zu verzichten. So die Erwartungshaltung der Bezirksregierung. Mit der einjährigen Verschnaufpause möchten sich die Verwaltung und die Mitglieder des Schulausschusses aber nicht zufrieden geben. „Bei uns werden die Schüler aus gutem Grund auch in den Klassen 5 und 6 beschult“, machte Schuldezernent Wagner in der Sitzung deutlich.

So bestehe eine größere Chance, die Schüler erfolgreich wieder in die allgemeine Schule zurückzuführen. Er wisse, dass diese Praxis schulrechtlich problematisch sei, aber „sie ist von der Oberbehörde bislang immer geduldet worden“, ergänzte Wagner. Für die Zukunft wünscht sich der Schulausschuss deshalb: Das Land soll die Verordnung über die sonderpädagogische Förderung ändern. So soll die Primarstufe in den Förderschulen mit dem Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung künftig auch die Klassen 5 und 6 umfassen können – ohne dass sie als Schule mit Sekundarstufe I geführt werden muss. Einstimmig gaben die Politiker eine entsprechende Beschlussempfehlung an den Kreisausschuss ab.

Um diese Forderung auch durchzusetzen, hat der Kreis in den vergangenen Monaten bereits Mitstreiter auf allen Ebenen gesucht. Es gab Gespräche mit den Schulleitern, den Schulaufsichtsbeamten, den Bürgermeistern der 19 Kommunen und den Landtagsabgeordneten aus dem Kreisgebiet. Der Tenor war laut Wagner immer der gleiche: Alle sprachen sich nachdrücklich dafür aus, die bisherige Regelung an den drei Förderschulen beizubehalten. An der Richard-Schirrmann-Schule in Bröl sind in der Zwischenzeit zudem die Eltern der 127 Schüler aktiv geworden. 113 von ihnen unterzeichneten eine Petition an NRW-Bildungsministerin Sylvia Löhrmann, um die Neustrukturierung zu verhindern.

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