Karneval in Siegburg Schluss mit lustig

SIEGBURG · Günter Krengel tritt zum Ende der Session als Präsident des Siegburger Karnevalskomitees aus gesundheitlichen Gründen zurück. Seit 2001 stand er an der Spitze des Vereins, dem die Siegburger Karnevalsgesellschaften angeschlossen sind.

 In seinem Element: Günter Krengel (links) fuhr jeden Rosenmontag auf dem eigenen Wagen im Zug mit.

In seinem Element: Günter Krengel (links) fuhr jeden Rosenmontag auf dem eigenen Wagen im Zug mit.

Foto: privat

. Eigentlich wollte Günter Krengel sein Amt als Präsident des Siegburger Karnevalskomitees noch vier weitere Jahre lang ausüben, aufgrund einer schweren Krankheit im vergangenen Sommer entschloss er sich aber, nach der Session 2016/2017 die Narrenkappe an den Nagel zu hängen. Heute leitet er zum letzten Mal die Prinzenproklamation, die er auch organisiert hat. Seit 2001 stand er an der Spitze des Vereins, dem die Siegburger Karnevalsgesellschaften angeschlossen sind. Im Jahr 2000 begann er als Geschäftsführer und nach dem Tod der damaligen Präsidentin Monika Füßer – wenige Tage nach der Prinzenproklamation – übernahm er deren Posten.

„Ich stand da ohne Wissen. Meine erste Aufgabe war es, ein Prinzenpaar für die neue Session 2002 zu finden“, erinnert sich der 65-Jährige, der 2000 selbst zusammen mit seiner Frau Beatrix das Prinzenpaar in der Kreisstadt stellte. Die Suche gestaltete sich problemlos, da die Husaren Grün-Weiss in dem Jahr anlässlich ihres 50-jährigen Vereinsjubiläums mit Uwe und Jutta Pomplun ein Regentenpaar präsentierten. Immer schwieriger gestalte sich seither die Gewinnung potenzieller Prinzenpaaren, erzählt Krengel.

Das häufigste Argument laute „keine Zeit“ oder „ist mir zu teuer“. Er erinnert er sich an seine intensiven Bemühungen in der vergangenen Session. „Wäre Sebastian Schuster nicht eingesprungen, hätten wir erstmals ohne Prinz dagestanden“, so der scheidende Präsident, den die bis dahin vergebliche Akquise „schlaflose Nächte und jede Menge Nerven“ gekostet hatte.

Stress ist er gewohnt. „Viele glauben, ich stehe nur auf der Bühne, die Arbeit sieht kaum jemand. Ich hatte das ganze Jahr über Karneval“, sagt Krengel. Denn zu seinen Aufgaben zählten neben der Prinzensuche unter anderem die Karnevalseröffnung und Prinzenproklamation, die Rathausstürmung, die Organisation des Rosenmontagszugs und vor allem, die Interessen aller Vereine unter einen Hut zu bringen. Auch für die Verpflichtung der Künstler war er verantwortlich. Die sei allerdings einfacher geworden. „Früher habe ich mit jedem einzelnen den Terminkalender am Telefon gecheckt, heute läuft alles über Agenturen“, berichtet er.

Erwartet werde in Siegburg immer die „Crème de la Crème“ des kölschen Karnevals, so Krengel. „Die Erwartungshaltung ist sehr hoch, und wenn die Leute einmal enttäuscht sind, kommen sie im nächsten Jahr nicht wieder“, weiß er aus langjähriger Erfahrung. Ansprüche würden bei der Proklamation auch bei der Sitzordnung erhoben. Stammgäste bestünden darauf, jedes Jahr denselben Tisch zu bekommen. Also stellte Krengel auch den Bestuhlungsplan eigenhändig zusammen: „Weil ich weiß, wen ich mit wem an einen Tisch setzen kann.“

Die Freude sei ihm in all den Jahren nie vergangen, obwohl er oft kritisiert werde, zu ernst zu sein. „Doch, ich habe Spaß, aber mein Gesicht weiß das in dem Moment nicht“, gibt er mit Unschuldsmiene als Begründung an. Die Nervosität bei jeder Veranstaltung blieb dagegen immer. „Wenn ein Künstler fünf Minuten vor seinem Auftritt noch nicht da war, musste ich die Zeit überbrücken“, sagt der Präsident, der 1986 bei den Musketieren seine Laufbahn im organisierten Karneval begann. „Nur einmal ist es passiert, dass eine angekündigte Gruppe überhaupt nicht erschienen ist. Zum Glück sollte die zum Ende auftreten. Also hab ich die Sitzung kurzerhand beendet“, erzählt er.

Selbst Pannen brachten ihn nie aus der Ruhe. „Weil die Technik versagte, konnte ich bei einer Proklamation weder mich selbst noch die Redner hören. Ich hab dann einfach gelacht und geklatscht, wenn das Publikum es getan hat.“ Die Zukunft des Brauchtums Karneval sieht er skeptisch. Die Einstellung hat sich seiner Ansicht nach geändert. „Allgemein dient der Karneval nur noch als Deckmantel, um sich so schnell wie möglich zu besaufen“, stellt er fest. Das gelte vor allem für junge Leute, die auch nicht zu Sitzungen kommen würden. Aus dem Rampenlicht zu treten, falle ihm nicht schwer, da er schon immer lieber in der hinteren Reihe gestanden hätte, betont Krengel . Im Gegensatz zu einigen ehemaligen Prinzen, die nicht damit fertig geworden seien, dass Aschermittwoch alles vorbei ist. „Ich habe jedem Prinzenpaar immer ganz drastisch vor Augen geführt: Während der Session wirst du hofiert, danach bist du Schütze Arsch im letzten Glied.“

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