Per Bürgerentscheid gefordert Sanierung des Siegburger Rathauses wird extrem aufwendig

SIEGBURG · Die Sanierung des maroden Siegburger Rathauses gestaltet sich extrem aufwendig. Am Donnerstag gaben die Technische Beigeordnete Barbara Guckelsberger und der Architekt Kaj Jensen im Planungsausschuss einen Überblick über die erforderlichen Arbeiten.

 Die teils aufgeplatzten Betonplatten am 1968 eingeweihten Rathaus müssen abgerissen werden.

Die teils aufgeplatzten Betonplatten am 1968 eingeweihten Rathaus müssen abgerissen werden.

Foto: Holger Arndt

Dabei kam heraus, dass der im August 1968 eingeweihte Bau bis auf sein Skelett entblättert werden muss. Der Erhalt des Rathauses am Nogenter Platz ist 2010 per Bürgerentscheid gewünscht worden: Damals votierte die Mehrheit für die Sanierung und gegen den Abriss zugunsten des ECE-Einkaufszentrums.

Die erste Kostenschätzung für die Sanierung, die am Donnerstag im Ausschuss genannt wurde, beläuft sich auf 8,6 Millionen Euro. In dieser Summe sind aber noch nicht Nebenkosten, Honorare oder die Unterbringung der Mitarbeiter in Ausweichquartieren eingerechnet. Die dürfte nach dem Vortrag von Guckelsberger und Jensen unumgänglich sein, da bei der Sanierung erheblich in die Baustruktur eingegriffen wird.

Beispiel Außenfassade: Die teilweise aufgeplatzten Betonplatten müssen abgerissen werden, was zwangsläufig zu Beschädigungen an Decken, Estrich und Zwischenwänden führt; ebenso sind die dahinter verbauten Heizkörper betroffen. Wie der Bau optisch gestaltet werden könnte, ist offen - auch weil die Stadt urheberrechtliche Belange im Blick behalten muss. Denn der Architekt des Rathauses lebt noch: Professor Peter Busmann (Kölner Philharmonie, Museum Ludwig) ist im Juli 80 geworden. "Wir stehen mit ihm in Kontakt", sagte Guckelsberger.

Auch die Fenster und das Dach befinden sich in einem schlechten Zustand. Sie sind über die Jahre undicht geworden. Haufenweise Mängel gibt es auch bei der Haustechnik: Zwar wurde der Heizkessel in den 90er Jahren saniert, doch kommt es immer wieder zu Rohrbrüchen, und die Lüftungszentrale im Keller ist außer Betrieb. Beim Brandschutz muss kurzfristig nachgebessert werden: Laut Guckelsberger wird in den nächsten Wochen eine zweite Außentreppe angebracht. Auch die Aufteilung der - aus heutiger Sicht großzügig dimensionierten - Räume könnte bei der Planung ein Thema sein.

Nach den Worten der Beigeordneten war die Präsentation am Donnerstag kein Sanierungskonzept mit detaillierten Maßnahmen, sondern ein "Werkbericht". Er zeige lediglich verschiedene Möglichkeiten einer Sanierung auf, die nach aktuellen energetischen Standards erfolgen soll. Über die endgültigen Kosten und Finanzierungsmodelle macht der Bericht keine Aussage: "Das werden wir von Experten durchrechnen lassen", so Guckelsberger.

"Da wird man schnell bei mindestens 15 Millionen Euro landen", befürchtete CDU-Fraktionschef Jürgen Becker. Er regte an, die Bürger - ähnlich wie bei der Neugestaltung des Michaelsbergs - durch extern moderierte Foren einzubeziehen. Dieter Haas (FDP) und Margret Werner (SLB/Die Linke) warfen die Frage auf, ob nicht doch ein Neubau aus Kostengründen sinnvoller wäre. Werner meinte, dass sich viele Bürger beim Bürgerentscheid gar nicht über die Tragweite der Entscheidung bewusst gewesen seien.

SPD und Grüne sahen das anders: Sie bekannten sich zur Sanierung. "Wir haben den Auftrag des Bürgers verstanden", sagte Hans-Werner Müller (Grüne). Der Beginn der Arbeiten ist unklar. Bislang sind erst ab 2015 Mittel im Haushalt eingeplant.

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