Energiewende im Rhein-Sieg-Kreis RWE Westnetz prüft Anlagen mit Kamera-Drohnen

RHEIN-SIEG-KREIS · Nach den Plänen der Bundesregierung soll der Primärenergieverbrauch bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent gegenüber 2008 und bis 2050 um 50 Prozent sinken.

 Für Kontrollflüge setzt RWE Westnetz einen sogenannten Hexacopter ein.

Für Kontrollflüge setzt RWE Westnetz einen sogenannten Hexacopter ein.

Foto: Holger Arndt

Der Anteil der erneuerbaren Energien daran soll von knapp 25 Prozent (2012) bis 2025 auf 40 bis 45 Prozent und bis 2035 auf 55 bis 60 Prozent steigen. Das bedeutet einen Netzausbau sowie den Umbau beziehungsweise die Umrüstung bestehender Netze.

Welche Herausforderung das für ihr Unternehmen bedeutet, erläuterten Frank Eikel, Hauptregionalleiter RWE Deutschland, und Frank Schwermer, Leiter Regionalzentrum Sieg des RWE Verteilnetzbetreibers Westnetz im Rahmen eines Pressegesprächs.

RWE versorgt etwa 300.000 Einwohner im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. Am Standort Siegburg ist Westnetz für die Planung, den Bau, die Instandhaltung und den Betrieb von insgesamt 4700 Kilometer Stromnetz verantwortlich. Um zu verdeutlichen, wie man sich ein Stromnetz vorstellen muss, wählte Schwermer das Straßennetz als Vergleich.

Bisher wurde der Strom lediglich von einem zentralen Erzeuger, einem Kraftwerk, über Leitungen von 380.000 Volt (Autobahn) bis hinunter zu 400-Volt-Leitungen, also bis zu einem "Feldweg", zum einzelnen Bauernhof geliefert. Aufgabe der Netzbetreiber war es, eine konstante Versorgung zu gewährleisten, die sich ausschließlich nach dem Bedarf der Kunden richtete.

Durch die zusätzliche Einspeisung von Strom dezentraler Erzeuger, also private Solar-, Wind und Biogasanlagen, muss RWE nun Maßnahmen ergreifen, damit die Qualität der Versorgungssicherheit bestehen bleibt. Denn die dezentrale Stromeinspeisung erfolge nicht mehr nach Bedarf, sondern immer dann, wenn der Wind blase oder die Sonne scheine und auch, wenn kein Strom verbraucht werde.

Seit 2009 hat sich laut Schwermer die Leistung aller Anlagen nach dem Erneuerbaren-Energie-Gesetz (EEG) im Netz verfünffacht. Insgesamt gebe es zurzeit 3435 EEG Anlagen - davon allein 3353 Photovoltaikanlagen - im Kreis, die etwa 17.000 Haushalte mit regenerativem Strom versorgten.

Aufgabe von RWE sei eine "Verbreiterung der Straßen" zur Erhöhung der Übertragungskapazität. Darüber hinaus müsse Westnetz nach den Vorschriften der Systemstabilitätsverordnung (SysStabV) im rechtsrheinischen Kreis 597 Photovoltaikanlagen zur Sicherstellung dieser Stabilität umrüsten, damit Spannungsschwankungen und Risiken für den Netzbetrieb ausgeschlossen seien. Denn mal herrsche ein Überangebot an regenerativ erzeugtem Strom, mal Flaute, erklärte Schwermer. Die Spannungsqualität dürfe darunter aber nicht leiden.

Der Einsatz von intelligenter Netztechnik und der digitale Stromzähler im Haus spielten dabei eine maßgebliche Rolle. Die Energiewende finde zu 90 Prozent in den Verteilnetzen statt. Auch intelligente Informations- und Kommunikationstechnologie sei deshalb notwendig. Von 2009 bis 2014 hat RWE nach eigenen Angaben 85 Millionen Euro in seine Netze investiert, für 2015 sind mehr als 15 Millionen Euro dafür budgetiert.

Ganz neu im Einsatz am Standort Siegburg ist ein sogenannter Hexacopter, eine per Funk ferngesteuerte Drohne mit Kamera, die schnell und kostengünstig auch an schwer zugänglichen Stellen, die bisher nur mit Hebebühne oder Hubschrauber erreichbar waren, Thermografie- Digital- und Videoaufnahmen von Stromnetzen, Solar- und Windanlagen zur Überprüfung erstellt.

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