Hilfe bei der Integration Runder Tisch will Flüchtlinge unterstützen

SIEGBURG · Rund 200 Flüchtlinge leben zurzeit in Siegburg. Sie sind in Sammelunterkünften, in von der Stadt angemieteten Wohnungen und Privathäusern sowie übergangsweise im ebenfalls von der Stadt gemieteten Hotel Waldesruh, in dem kein Hotelbetrieb mehr stattfindet, untergebracht

 Im Hotel Waldesruh an der Steinbahn könnten vorübergehend Flüchtlinge untergebracht werden.

Im Hotel Waldesruh an der Steinbahn könnten vorübergehend Flüchtlinge untergebracht werden.

Foto: Paul Kieras

Ziel ist auch in Zukunft die dezentrale Unterbringung, um eine Ghettobildung zu vermeiden und die Menschen schneller in das gesellschaftliche Leben zu integrieren.

In den kommenden Wochen erwartet die Stadt weitere Flüchtlinge, die vom Land zugewiesen werden. Um ihnen über den Wohnraum hinaus die Möglichkeit zu geben, sich in Siegburg zurecht zu finden und einzuleben, hat sich auf Initiative von Bürgermeister Franz Huhn ein Runder Tisch konstituiert. Am Donnerstagabend trafen sich zum zweiten Mal unter anderem Vertreter der Kirchen, vom Sozialverein SKM, von Sportvereinen, VHS und Schulen sowie einige Privatleute, die freiwillige Aufgaben in einer von insgesamt fünf Schwerpunktbereichen übernommen haben.

Angelika Zeller vom SKM und Koordinatorin in der Arbeitsgruppe "Begleitung im Alltag und Betreuung in den Unterkünften" berichtete davon, dass die Hilfsbereitschaft so groß sei, dass sogar schon eine Warteliste bestünde, von der Unterstützung nach Bedarf abgerufen werden könne. Die Mitarbeiter dieser Gruppe begleiten Flüchtlingsfamilien bereits bei Schulanmeldungen, Arztbesuchen und in asylrechtlichen Angelegenheiten. Geplant sind offene Sprechstunden in den jeweiligen Unterkünften, Hausaufgabenhilfe und Sprachförderung in dazu bereitgestellten Räumen.

Die Schulung von Ehrenamtlichen, etwa in Rechtsfragen oder zur Information über Herkunftsländer, koordiniert Birgit Binte-Wingen von der Freiwilligen-Agentur. Sprachförderung, speziell für Frauen mit nichtschulpflichtigen Kindern und für alleinstehende junge Männer, stellten Ellen Kaufmann, Rektorin der Alexander-von-Humboldt-Realschule, und Andrea Eisele, Evangelische Erwachsenenbildung, als Koordinatorinnen einer weiteren Gruppe vor.

Gabi Römer von der Kirchengemeinde Sankt Servatius kündigte die Einrichtungen von stadtteilbezogenen Treffpunkten und den Ausbau von Kleiderstuben an. Christa Feld, die bereits vor 22 Jahren die Flüchtlingsinitiative Lohmar/Siegburg gegründet hat und ihre volle Unterstützung auch in rechtlichen Belangen versprach, warnte in diesem Zusammenhang davor, "die Leute vor Ort mit Klamotten zu überschütten. Die müssen die Sachen selbst aussuchen und mitnehmen." Vieles lande erfahrungsgemäß sonst wieder in Containern und führe zu Neid bei anderen, beispielsweise bei ebenso bedürftigen Obdachlosen.

Huhn stimmte dem zu und zeigte sich davon überzeugt, dass der Gang zu den Kleiderstuben "dazu dient, Wege kennenzulernen und selbstständiger zu werden. Auch die Integration in Gruppen und Vereine ist angestrebt. Thomas Eickmann erklärte zum Beispiel, der TV Kaldauen biete Flüchtlingen "von Kindern bis zum Rentenalter" Integration im Breitensport an. Er empfahl aber, Strukturen in Form von Verbindlichkeit zu schaffen. Wer sich anmelde, müsse auch regelmäßig teilnehmen. Wenn vor allem junge Männer "abhängen und keine Ziele haben, werden sie nicht integriert", zeigte er sich besorgt und wurde in seiner Meinung von allen bestätigt.

Einigkeit herrschte darüber hinaus, dass parallel zu allen Maßnahmen politische Aufklärungsarbeit bei der Bevölkerung geleistet werden müsse, um "für Akzeptanz der Flüchtlinge zu werben", so Huhn. Die Gründung eines weiteren Arbeitskreises zu diesem Thema fand breite Zustimmung.

Info: Ansprechpartnerin für alle, die helfen möchten, ist Andrea Wendt-Löffler, Tel. 0 22 41/10 28 41, E-Mail: andrea.wendt-loeffler@siegburg.de.

Kritik an NRW-Regierung

Mehrere Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis haben darauf hingewiesen, dass sie sich von Bund und Land nur unzureichend unterstützt fühlen, was die Kosten für die Flüchtlingshilfe angeht. Die Siegburger CDU-Bundestagsabgeordnete Elisabeth Winkelmeier-Becker hat in dieser Frage nun die rot-grüne Landesregierung scharf angegriffen. Diese gebe, anders als gefordert, nur rund die Hälfte der vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel an die Kommunen weiter.

Hennef bekomme in diesem Jahr nach vorläufiger Berechnung 145 000 Euro mehr, Siegburg 114 000 und Troisdorf 213 000 Euro. In Sankt Augustin sind es nach Auskunft der Stadt 117 500 Euro mehr. "Jedoch hätten die Bundesmittel bei den weiter steigenden Flüchtlingszahlen und finanziellen Belastungen zu 100 Prozent an die Kommunen gehen müssen", so Winkelmeier-Becker.

Die Abgeordnete bezeichnet das Vorgehen des Landes, das die Bundesmittel dafür nutze, eigene Maßnahmen zur Verbesserung der Flüchtlingspolitik zu finanzieren, als "unredlich". Dadurch entgingen allein Hennef, Siegburg und Troisdorf in diesem Jahr insgesamt etwa 472 000 Euro. "Die rot-grüne Landesregierung unterschlägt letztlich Gelder, die unsere Kommunen dringend benötigen", so Winkelmeier-Becker.

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