Güterverkehr auf dem Rhabarberschlitten RSVG sichert Bahnübergänge in Niederkassel und Troisdorf

Rhein-Sieg-Kreis · Die RSVG bringt das Industriegleis in Niederkassel und Troisdorf auf den neuesten Stand. Von 49 Bahnübergängen auf dieser Strecke müssen 24 noch gesichert werden.

Das regelmäßige Knacken der Relais im Schalthaus gleich neben dem Bahnübergang an der Südstraße in Rheidt bestimmt die Geräuschkulisse. „Diese Technik stammt noch aus den siebziger Jahren und ist inzwischen vollkommen veraltet und entsprechend störanfällig“, berichtet Klaus-Günther Schiffbauer, Eisenbahnbetriebsleiter bei der Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG). Er ist zuständig für die 16 Kilometer lange Bahnstrecke des einstigen Rhabarberschlittens, der heute reines Industriegleis ist. Meist schieben sich nur zwei Güterzüge am Tag mit einer Geschwindigkeit von 15 bis 30 Stundenkilometern auf den Gleisen zwischen Oberlar und Evonik in Lülsdorf langsam voran.

25 der insgesamt 49 Bahnübergänge auf dieser Strecke sind in irgendeiner Form gesichert, 24 Bahnübergänge – meist an Nebenstraßen – sind noch ungesichert. Die Umrüstung kostet Zeit: „Wir versuchen, nach Möglichkeit ein bis zwei Übergänge im Jahr mit Ampeln und Halbschranken zu sichern. Im vergangenen Jahr wurde der Bahnübergang 'Auf dem Schellerod' in Troisdorf gesichert.“ Für dieses Jahr seien die Anlagen „Am Schildchen“ am Ortsausgang von Rheidt und in Troisdorf an der Kapellenstraße geplant.

Beide Sicherungsanlagen seien jedoch noch nicht von der Bezirksregierung genehmigt. Zwischen 300 000 und 500 000 Euro kostet die Sicherung eines Bahnüberganges mit Ampel und Halbschranke. Zu jeweils einem Drittel werden die Maßnahmen von Stadt, Bund und Land bezuschusst. Von dem Landeszuschuss wiederum trägt die RSVG 20 Prozent.

Zwei Monate dauert die Bauzeit für die Sicherung eines Bahnüberganges nach heutigem Standard. Erst mit der Abnahme der Anlage durch das Eisenbahnbundesamt Köln und einen Sachverständigen für die Signalanlage dürfen die Schranken in Betrieb gehen. Gesteuert werden diese neuen Anlagen natürlich elektronisch und über Computer. „Der Techniker sieht dann auf seinem Bildschirm nicht nur, wo eine Störung ist, sondern auch, warum und kann diese meist vom Arbeitsplatz aus beheben“, erklärt Schiffbauer, der diese Bahnstrecke, die alleine von der in Sieglar ansässigen RSVG betrieben wird, besser kennt als jeder andere. Zwei Techniker sind im Einsatz, damit die Güterzüge der Evonik möglichst ohne Störung die 16 Bahnkilometer, für die sie eine Stunde benötigen, überwinden. Die Diesellok zieht vor allem Gefahrgut wie Chlor, Kalilauge oder die chemische Verbindung EDC. „Immer zwei Mann stehen auf der Lok, einer rechts und einer links, um den Fahrweg zu beobachten“, erklärt Schiffbauer das Sicherheitskonzept.

Am Übergabe-Bahnhof in Troisdorf-West stelle die Deutsche Bahn die Waggons vor 6 Uhr morgens für die Evonik ab. „Der Lok- und der Rangierführer der Deutschen Bahn warten dort so lange, bis gegen 6.20 Uhr die RSVG mit der eigenen Lock vor den abgestellten Zug fährt“, sagt der Betriebsleiter. Danach folge die förmlich Übergabe der Papiere, und es werde kurz gesprochen: „Alles klar? Ja, alles klar“ sei da der Standardsatz, berichtet Schiffbauer schmunzelnd. Ausgerüstet mit den Begleitpapieren setzt sich der Güterzug Richtung Lülsdorf über Sieglar, Eschmar, Bergheim, Mondorf, Rheidt und Niederkassel bis nach Lülsdorf in Bewegung. Um 8 Uhr wird der Zug auf dem Evonik-Gelände erwartet und dort auch von dem Personal der Evonik übernommen.

Damit es möglichst nicht zu Unfällen kommt, sind die Sicherungen an den Straßenkreuzung überlebenswichtig. An der Südstraße im Schalthaus wird es jedoch noch eine Zeit lang weiter knacken, denn die Relaistechnik soll erst mit dem Bau der Umgehungsstraße ausgetauscht werden. Dann wird die alte L 269 zu einer städtischen Straße herabgestuft. „Es wäre schön, wenn ich vor meinem Ruhestand gemeinsam mit dem Technischen Beigeordneten Helmut Esch diesen Bahnübergang noch umgestalten könnte“, hofft Schiffbauer.

Zuvor wird er jedoch auf den Baubeginn der Umgehungsstraße warten und eine Verlängerung des bereits 2008 genehmigten Umbaus des Bahnübergangs an der Südstraße bei der Bezirksregierung beantragen müssen.

Mit den Plänen für eine Stadtbahn zwischen Köln und Bonn, die auf der Trasse des Rhabarberschlittens fahren soll, haben die aktuellen Sicherungsmaßnahmen noch nichts zu tun; ebenso wenig mit der Diskussion über die häufigere Nutzung der Gleise durch die Evonik in der Zukunft.

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