Suchtprävention im Unternehmen RSVG hat jetzt zwei Suchtbeauftragte

RHEIN-SIEG-KREIS · Tabletten, Drogen oder Alkohol - Sucht hat viele Facetten. Gerade im Straßenverkehr können ein anhaltender Rauschzustand zum Beispiel durch Restalkohol oder gar der Konsum von Alkohol fatale Folgen haben.

 Suchtbeauftragte: Monika Johrden und Ralf Reinartz.

Suchtbeauftragte: Monika Johrden und Ralf Reinartz.

Foto: Lappe

Dessen ist sich auch die Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG) bewusst und ließ nun von ihren Mitarbeitern zwei Suchtbeauftragte wählen. "Früher galt: Wer durch Suchtverhalten auffällt, wird entlassen. Mittlerweile haben wir erkannt, dass viele Betroffene dann in ein noch tieferes Loch fallen", erklärte Bernd Lescrinier, Geschäftsführer der RSVG.

Für ihn und seine Mitarbeiter war klar, dass sie anders aktiv werden müssen. So entstand die Idee zu einer Betriebsvereinbarung zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat über Angebote und Maßnahmen zur Suchtprävention. "Uns ist es wichtig, dass die Mitarbeiter sich offenbaren. Trotzdem sollen sie ihren sozialen Stand nicht verlieren und im Unternehmen integriert bleiben", betont der Vorsitzende des Betriebsrats, Norbert Zumhoff, die Bedeutung des neuen Konzepts.

Wenn ein Mitarbeiter künftig erstmalig durch Alkohol- oder Drogenkonsum auffällig wird und sich bereitwillig und nachweislich ärztlich begleiten lässt, erfolgen keine arbeitsrechtlichen Sanktionen. Für die Dauer des Führerscheinentzugs kann der Angestellte dann für längstens zwei Jahre einen anderen Arbeitsplatz im Unternehmen einnehmen. "Wir als Arbeitgeber sehen uns in der Fürsorgepflicht, sowohl was unsere Mitarbeiter anbetrifft als auch deren Familien. Außerdem ist es uns wichtig, der Abwertung und Diskriminierung von Betroffenen entgegenzuwirken", berichtet Lescrinier.

Vertrauen sei sehr wichtig und der erste Vertrauensbeweis bereits dadurch erbracht, dass die Mitarbeiter ihre Suchtbeauftragten mit einer Wahlbeteiligung von fast 50 Prozent für eine Dauer von vier Jahren selbst wählten. Von insgesamt 465 Mitarbeitern gaben 225 ihre Stimme ab. Für die Wahl hatten sich im Vorfeld aus den Reihen der Belegschaft fünf Kandidaten gemeldet.

Ralf Reinartz, der ab sofort als Suchtbeauftragter für den Betriebshof Sieglar zuständig ist, und Monika Johrden, zuständig für den Betriebshof Hennef, sehen ihrer neuen Aufgabe positiv entgegen. "Ich habe einen guten Draht zu den Kollegen und gehe davon aus, dass mich jemand mit Problemen auch von sich aus ansprechen würde" sagt Reinartz, der bereits seit 26 Jahren bei der RSVG arbeitet. Im Rahmen der Arbeitszeit gebe es außerdem genug Möglichkeiten, in ein Vier-Augen-Gespräch zu kommen.

Die Beweggründe, sich für dieses Ehrenamt zur Verfügung zu stellen, stammen bei beiden aus Erfahrungen mit Alkoholabhängigkeit im privaten Umfeld. Bei der RSVG habe es bislang nur einen kleinen Prozentsatz auffälliger Kollegen gegeben, betont Zumhoff. "In den vergangenen 26 Jahren kann ich mich an rund zehn Fälle erinnern." Trotzdem liegt das Thema dem Betrieb am Herzen; schließlich gehe es um die Gesundheit der Mitarbeiter und um die Sicherheit aller.

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