Heavy-Metall-Festival Rockband probt mit Bundeswehr in Siegburg für Wacken

SIEGBURG · Das Musikkorps der Bundeswehr und die Band U.D.O. proben in Siegburg für ihren Festival-Auftritt in Wacken

 Bis zu 85 000 Hardrock- und Heavy-Metal-Fans feiern jedes erste Augustwochenende in der schleswig-holsteinischen Gemeinde Wacken.

Bis zu 85 000 Hardrock- und Heavy-Metal-Fans feiern jedes erste Augustwochenende in der schleswig-holsteinischen Gemeinde Wacken.

Foto: dpa

Die Zeichen sind unverkennbar, es ist anders als sonst. Da ist die Lederjacke, die über einem Stuhl hängt. Der silberne Totenkopf, der an einem Armgelenk aufblinkt. Oder die Verstärker zur Linken und Rechten des Proberaums. Gleichwohl gehen die rund 75 Musiker des in der Siegburger Brückberg-Kaserne stationierten Musikkorps der Bundeswehr gewohnt in Stellung. Auf ein Zeichen von Oberstleutnant Christoph Scheibling füllen sie den Raum mit Musik.

Als Gitarre, Bass, Schlagzeug einsteigen und Udo Dirkschneider zum Mikrofon greift, ist klar: Hier werden heute sehr viel härtere Töne angeschlagen als gewöhnlich. In Vorbereitung für ein großes Projekt: Am 30. Juli spielen das Musikkorps der Bundeswehr und die Heavy-Metal-Band U.D.O. gemeinsam beim Open-Air-Festival in Wacken.

Ungewöhnliche Symbiose

Eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Symbiose, die aber sehr wohl stimmig ist. Das bestätigen U.D.O.-Kopf Udo Dirkschneider wie Musikkorps-Chef Christoph Scheibling. "Ich bin sehr angetan, das sind tolle gute Leute und sehr schöne Arrangements", sagt der Oberstleutnant, für den die Zusammenarbeit mit U.D.O. die erste Berührung mit Heavy Metal ist. "Das passt", pflichtet Udo Dirkschneider bei, der U.D.O. 1987 nach der Trennung von der Band Accept gegründet hat. Mit dem gemeinsamen Konzert habe er sich selbst einen Wunsch erfüllt.

[kein Linktext vorhanden]"Die Idee, Klassik in unsere Musik einzubauen, treibt mich schon lange um", erklärt der 63-Jährige. Ein erster Versuch mit einem Sinfonie-Orchester sei gescheitert. Erst über die Bekanntschaft mit Arrangeur Martin Pfeiffer, der im Marinemusikkorps Nordsee spielte, habe er die Idee neu aufgegriffen: "Ich habe ein Kirchenkonzert des Marinekorps in Wilhelmshafen besucht und war begeistert von dem Sound."

Es sei alles Metall, das passe. Heavy-Metal- und Militär-Musiker arbeiteten zusammen, arrangierten Stücke um, probten gemeinsam. "Viele U.D.O.-Stücke sind prä-sinfonisch angelegt, das hat die Arbeit erleichtert", erklärt Stabsfeldwebel und Arrangeur Martin Pfeiffer. Die Zusammenarbeit gipfelte im Januar 2014 in einem gemeinsamen Konzert in Tuttlingen, zum Abschied des nun aufgelösten Marinemusikkorps.

Das kann es noch nicht gewesen sein, dachte Oberstleutnant Ulrich Fonrobert, Pressestabsoffizier bei der Streitkräftebasis der Bundeswehr in Bonn und erklärter Heavy-Metal-Fan. "Wieso nicht mit dem größten Musikkorps der Bundeswehr das größte Heavy-Metal-Festival besuchen", habe er sich gedacht - und Samen auf fruchtbaren Boden gelegt. An hoher Stelle. Streitkräftebasis-Inspekteur Vizeadmiral Manfred Nelson genehmigte das Projekt, von dessen Früchten sich Admiral Michael Busse in Siegburg überzeugt: "Das wirkt nicht aufgesetzt, da machen Profimusiker gemeinsam coole Musik." Und auch persönlich rückt er einem Traum näher: "Ich wollte schon immer einmal Wacken live erleben."

Musikkorpsleiter Christoph Scheibling spielt mit seinen Ohrstöpseln. "Im normalen Konzertbetrieb brauche ich die nicht", erklärt er. Seine Musiker schon, heute aber noch viel mehr als sonst: "Wir müssen lauter spielen, das ist sehr anstrengend", verrät Hauptgefreiter Tristan Müller, der im Musikkorps eine der Trompeten spielt. "Wir haben uns zwei Tage lang in die Klangbilder und Musik der U.D.O.-Stücke eingearbeitet", so Scheibling.

Die Proben mit U.D.O. seien sehr professionell. Auch wenn im Probenraum ein anderer Umgangston herrsche. "Jetzt bin ich sehr gespannt auf Wacken", sagt Scheibling. Es sei das erste Mal, dass er vor so einer Menschenmasse spiele. Für Udo Dirkschneider ist es der vierte Auftritt in Wacken. Aber auch er ist freudig gespannt: "Wir wollen gemeinsam ein Zeichen setzen, Brücken bauen."

Zurück im Probenraum legen Scheibling und Dirkschneider den Arm umeinander, spreizen die Finger zum typischen Metal-Gruß. Dann steigt der eine auf sein Podest, der andere greift nach seinem Mikro. Die Konzentration ist greifbar. Scheibling gibt den Einsatz, seine Musiker spielen "Das Boot", allein. Beim Übergang zum U.D.O.-Stück "Animal House" steigen Heavy-Metal-Musiker ein. Und die Zuhörer des Vorpremierenkonzertes drücken ihre Stöpsel ein wenig fester ins Ohr.

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