Prozes vor dem Landgericht Bonn Randalierer aus Siegburg bedrohte Polizisten mit Axt

Bonn/Siegburg · Das Bonner Landgericht hat einen Vater von drei Kindern zu 20 Monaten Haft verurteilt. Wegen Drogenmissbrauchs muss der 30-jährige Siegburger zudem in eine Entzugsklinik.

 Der Angeklagte kommt in Handschellen in den Gerichtssaal.

Der Angeklagte kommt in Handschellen in den Gerichtssaal.

Foto: Ulrike Schödel

Seine Ausraster kamen wie aus heiterem Himmel. Am Ende hatten alle Angst vor dem 30-Jährigen aus Siegburg und ergriffen die Flucht. So auch seine Lebensgefährtin, mit der er drei kleine Kinder hat und der er wiederholt mit dem Tod gedroht hatte. Aber auch seine Nachbarn oder Kumpel waren vor seinem Zorn nicht sicher. In solchen Zuständen drohte er alles in seiner Nähe zu vernichten. Wegen 14 Straftaten, die er alle innerhalb von drei Monaten im Sommer 2018 begangen hatte, musste der Familienvater sich vor dem Bonner Landgericht verantworten. Die 1. Große Strafkammer hat den gebürtigen Serben jetzt wegen gefährlicher Körperverletzung, Beleidigung, Bedrohung, Sachbeschädigung, Nötigung sowie Widerstand gegen Polizeibeamte zu einem Jahr und acht Monaten Haft verurteilt. Darüber hinaus wurde seine Unterbringung in einer Entzugsklinik angeordnet.

„Der Konsum von Amphetamin“, so Kammervorsitzender Jens Rausch in der Urteilsbegründung, „ist jedes Mal der Auslöser für die aggressiven Exzesse gewesen.“ Denn die Wirkung dieser speziellen Droge sei bei dem Angeklagten fatal gewesen. Das Amphetamin brachte den Mann, der bereits von Kindesbeinen an mit starken Unruhezuständen und einer Impuls-Kontroll-Störung zu kämpfen hatte, in höchste Erregungszustände, die er nicht mehr steuern konnte. Im Gegensatz zu Marihuana, das er seit dem 14. Lebensjahr konsumiert hat. Entsprechend, so Rausch, sei er bei allen Straftaten vermindert schuldfähig gewesen.

Vor allem hatte er seiner 29-jährigen Lebensgefährtin so zugesetzt, bis sie mit den gemeinsamen Kindern in ein Frauenhaus geflüchtet ist. Ihr Abschied machte den Familienvater fast wahnsinnig: Mit einem Beil zertrümmerte er das gesamte Mobiliar, warf Fernseher und Blumenkästen aus dem vierten Stock auf die Rasenanlage. Die drei Polizeibeamten, die von Nachbarn alarmiert wurden, empfing er mit erhobener Axt. Auch drohte er – mit einer nur vorgetäuschten Pistole – sie zu erschießen. Aber die Beamten durchschauten den Randalierer und konnten ihn überwältigen.

Einen Monat später hatte er noch einem Freund, den er zuvor in der Landesklinik kennengelernt hatte, übel mitgespielt: Weil er sich einbildete, der 58-Jährige sei ein Kinderschänder, hat er ihn dreieinhalb Stunden lang gequält. Unter anderem jagte er ihn durch dessen Wohnung, zwang ihn, sich bis auf die Unterhose auszuziehen, steckte seinen Kopf ins Klo und stach mit einem Taschenmesser auf ihn ein. Die Verletzungen mussten genäht werden. Der 58-Jährige, selber psychisch krank, nahm sich zwei Monate später das Leben.

Erst durch die Untersuchungshaft konnte die Serie des gefährlichen Angreifers gestoppt werden.

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