Geschichtenerzähler bietet Popmusik für Erwachsene Purple Schulz gastiert im Siegburger Kubana

SIEGBURG · Purple Schulz gastiert im Siegburger Kubana und präsentiert neben den altbekannten Hits auch neue Songs.

 Witzige, aber auch nachdenkliche und teils traurige Stücke brachte Purple Schulz mit nach Siegburg. FOTO: INGO EISNER

Witzige, aber auch nachdenkliche und teils traurige Stücke brachte Purple Schulz mit nach Siegburg. FOTO: INGO EISNER

Foto: Ingo Eisner

Es ist lange her, dass Purple Schulz mit Stücken wie "Verliebte Jungs" poppige Gassenhauer schuf und die Hitparaden stürmte. Um genau zu sein, mehr als 30 Jahre. Seitdem ist es stiller um ihn geworden, denn der ganz große Erfolg der 80er Jahre war dem quirligen Kölner in den vergangenen Jahren nicht mehr vergönnt. Er war allerdings nicht untätig, wie Schulz am Freitagabend im Siegburger Kubana unter Beweis stellte. 2013 nahm er mit "So und nicht anders" sein erstes Album nach 15 Jahren auf, aus dem er zusammen mit Gitarrist "Schrader" zahlreiche Songs präsentierte. Aber auch die Hits bekam das Publikum zu hören, das sich sehr textfest zeigte.

"Ich habe Feuer gemacht" nimmt als erster Song die Zuhörer sofort mit auf eine Reise, an deren Ende so mancher bei sich selbst ankommt. Der 58-Jährige, der den Spitznamen Purple angeblich erhielt, weil er als 13-Jähriger in einem Orgelgeschäft den Verkäufer mit Deep-Purple-Interpretationen nervte, ist bester Laune. "Ich war noch nie im Kubana. Das ist wirklich toll hier", sagte Schulz und versprach einen langen Abend. Der erste Teil gehörte seinem aktuellen Album "So und nicht anders", das er zusammen mit seiner Ehefrau "am Küchentisch" geschrieben hat.

Herausgekommen sind witzige, aber auch nachdenkliche Stücke. Purple verpackt ernste Themen in Ohrwürmer, die hängenbleiben. In "Fragezeichen" schlüpft der Kölner, der eigentlich Rüdiger mit Vornamen heißt, einfühlsam und zurückhaltend in die Rolle eines Alzheimer-Patienten und lässt uns mit großen Augen auf eine nicht zu begreifende Welt blicken. Bei dem düsteren, nachdenklichen "Die Dünne Wand" widmet er sich dem Thema "psychische Erkrankungen" und macht klar, dass wir alle eigentlich nur einen kleinen Schritt davon entfernt sind, durchzudrehen. Mit den körperlichen Zipperlein, die mit dem Älterwerden einhergehen, setzt er sich in "Das ist nicht fair" auseinander, und bei "So macht das keinen Spaß" nimmt er auf kabarettistische Weise die Weltreligionen aufs Korn. Natürlich gab es im zweiten Teil des Konzerts alles, was Purple einmal berühmt gemacht hat, darunter "Verliebte Jungs" und sein noch immer beklemmendes Epos "Sehnsucht".

Purple Schulz schreibt immer noch Popsongs für Erwachsene. Er versteht es nach wie vor meisterhaft, Melodien zu finden, die bei Freunden deutschsprachiger Popmusik im Ohr hängenbleiben und Texte zu schreiben, die sich fernab der üblichen Herz-Schmerz-Attitüden mit den Problemen der Menschen seiner Generation beschäftigen. Er kann tieftraurig auf die Welt schauen, entlässt den Zuhörer aber immer mit einer positiven Grundhaltung und einem Augenzwinkern.

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