Ausstellung "Shout hin!" Politische Kunst gegen soziale Missstände

SIEGBURG · Malend und anklagend erhöben Künstler ihre Stimme, beschrieb Maler, Kunstkritiker und Schriftsteller Jürgen Raap bei der Vernissage die Ausstellung unter dem Titel "Shout hin!" im Pumpwerk des Siegburger Kunstvereins. Die Kombination aus dem englischen "shout" (schreien) und dem deutschen "hinschauen" verdeutliche bereits, dass es den Künstlern nicht um das Bedienen eines beliebigen Mainstreams gehe, sondern ihre Kunst "der Aufklärung und Bewusstseinserhellung" diene.

 Jürgen Raap führte in die Ausstellung ein. FOTO: PAUL KIERAS

Jürgen Raap führte in die Ausstellung ein. FOTO: PAUL KIERAS

Er machte deutlich, dass diese politisch engagierte Kunst nicht die Politik ersetze, "aber sie ergänzt eine demokratische Kontrolle", wie sie beispielsweise auch die Medien als "vierte Gewalt" in investigativem Journalismus vornähmen. Er sei optimistisch, "dass sie in unserer offenen Gesellschaft mithelfen kann, abhandengekommene ethische Maßstäbe zurückzugewinnen", so Raap.

Der Siegburger Hermann-Josef Hack zeigt seine bemalten Fahnen und Zeltplanen mit Bild-Text-Kombinationen, mit denen er die Klimaflüchtlingskatastrophe thematisiert. So ist beispielsweise auf einem seiner Werke zu lesen: "Steuerflüchtlinge helft Klimaflüchtlingen". Die Düsseldorferin Susanne Fasbender hat den Braunkohleabbau und damit die Schändung des Erdreiches und den Zugriff auf das Leben westlich von Köln filmisch dokumentiert. An den Wänden über den Monitoren, auf denen die bewegten Bilder zu sehen sind, hat sie Zeichnungen mit Buchstaben angeordnet, die den lateinischen Satz "Noli me tangere" (Rühr mich nicht an) ergeben, laut Johannes-Evangelium der an Maria Magdalena gerichtete Ausspruch Jesu nach seiner Auferstehung.

Oliver Breitenstein ist mit einer minimalen, aber aussagekräftigen Arbeit vertreten. Er präsentiert lediglich einen kleinen Überweisungsträger, mit dem er dem Kunstverein sein gesamtes Vermögen in Höhe von einem Euro vermacht. Damit geht er auf die Armut von Künstlern ein und stellt die Frage, was Kunst und Kultur heute noch wert sind. Mit Fotos und Videos halten Alexandra Klei, Annika Wienert, Christian Herrnbeck und Sebastian Sprenger die Erinnerung an einen jungen Algerier wach, der 1999 im brandenburgischen Guben nach der Jagd durch Rassisten auf ihn in einem Hauseingang verblutete.

Shout hin! Ausstellung bis 31. Juli im Pumpwerk, Bonner Straße 65,

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