Trendspiel sorgt für Menschenauflauf Pokémon Go: Spieler belagern ehemaliges Lokal in Siegburg

SIEGBURG · Selbst Regen kann sie nicht vertreiben: Am "Bartmännchen" tummeln sich bis zu 80 Pokémon-Go-Begeisterte. Teilweise blockieren sie die Wege. Das ruft die Ordnungshüter auf den Plan.

Die Begeisterung für Pokémon Go treibt seltsame Blüten. An Orten, die bislang verschlafen waren, sind jetzt größere Menschengruppen anzutreffen. So zum Beispiel in Siegburg am ehemaligen Weinhaus „Bartmännchen“, das vor ein paar Monaten dichtmachte.

Bis zu 80 Pokémon-Go-Spieler tummeln sich laut Stadtverwaltung vor dem ehemaligen Lokal. Weil sie auf ihre Smartphones fixiert sind, vergessen einige ihre Umgebung. Das Ordnungsamt und die Polizei schauten bereits vorbei – weil an der Ecke Burggasse/Orestiadastraße Gehweg und Fahrbahn blockiert waren, aber auch Müll zurückblieb. Inzwischen sind die Spieler um Sicherheit und Sauberkeit bemüht.

Grund für die Zusammenkunft ist die einzigartige Lage des „Bartmännchens“: Von hier aus haben Spieler Zugriff auf drei sogenannte Poké-Stops. Diese können regelmäßig im Abstand von fünf Minuten betätigt werden und bringen Spielern verschiedene nützliche Items.

Das sind virtuelle Utensilien, die dem Spieler weiterhelfen. Wenn ein Poké-Stop dann noch von einem Spieler mit einem sogenannten Lockmodul ausgestattet wird, können alle Spieler in der Umgebung dort 30 Minuten lang besonders viele oder seltene Pokémon fangen.

„Das hier ist für mich die beste Anlaufstelle in ganz Siegburg. Die drei Punkte sind fast immer mit einem Lockduft ausgestattet, daher nutze ich meine Mittagspause, um hier ein paar Items einzusammeln und Pokémon zu fangen“, sagt ein 39-Jähriger, der nicht namentlich genannt werden möchte. Auf einen längeren Aufenthalt hat sich eine Gruppe Jugendlicher eingerichtet. Mit einem Zelt, Campingstühlen und Musik hat es sich die Gruppe auf der Bartmännchenterrasse gemütlich gemacht.

„Wir haben uns beim Pokémon-Go-Spielen kennengelernt und sind jeden Tag hier. Jeder Spieler hat ein paar Euro investiert, und davon haben wir uns dann das Zelt und auch ein Kinderplanschbecken für die heißen Tage gekauft“, berichtet Spieler Patrick Müller-Chorus. Für die Müllbeseitigung schaffte die Gruppe Besen und Müllsäcke an.

In den vergangenen Tagen hatte es Beschwerden von Anwohnern wegen des Abfalls und wegen der blockierten Wege gegeben. Das Siegburger Ordnungsamt kennt die Probleme. So stellten Mitarbeiter vor Ort etwa fest, dass sich Spieler wie selbstverständlich mit ihren Wagen ins Halteverbot stellten. „Uns geht es nur um die öffentliche Sicherheit“, sagt Ursula Thiel, Leiterin des Ordnungsamtes. „Wir haben vor Ort einige gute Gespräche geführt, die Spieler waren sehr freundlich und einsichtig.“

Dennoch werde man die Lage weiter beobachten. Auch die Polizei hat sich vor Ort ein Bild gemacht. Die Beamten sollen dabei sogar das Pokémon-Lied via Streifenwagen-Lautsprecher abgespielt haben. Auf die Terrasse des ehemaligen Lokals dürfen die Spieler allerdings inzwischen nicht mehr: Diese wurde offensichtlich vom Eigentümer abgesperrt. So wichen einige mitsamt Zelt auf den benachbarten Parkplatz aus.

Das Spiel polarisiert derzeit, auch mit Blick auf Verkehrssicherheit ist es umstritten. In Düsseldorf musste zwischenzeitlich eine Brücke gesperrt werden, weil sie von Spielern belagert war. Die Verbraucherzentrale appelliert, bei aller Konzentration die Umgebung nicht zu vergessen. Wer einen Unfall oder Schäden verursacht, darf zwar auf die Haftplichtversicherung hoffen, zumal es sich in der Regel nicht um Vorsatz handelt. Jedoch kann es bei Verkehrsunfällen zu strafrechtlichen Konsequenzen kommen.

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