Evangelische Landeskirche Pfarrer Thumms Abberufung war rechtswidrig

RHEIN-SIEG-KREIS · Seit 2009 kämpft der abberufene Eitorfer Pfarrer Rolf Thumm um seine Reputation. Nach langem Streit zwischen Thumm und der Evangelischen Kirche im Rheinland hat die 2. Kammer des Düsseldorfer Kirchengerichts jetzt eine Entscheidung getroffen.

Die Abberufung des heute 66-jährigen Pfarrers durch das Presbyterium und die Kreissynode ist rechtswidrig gewesen, urteilte der Vorsitzende Richter Jürgen Brand.

Thumm hatte gegen seine Abberufung durch das damalige Presbyterium geklagt. Eine mündliche Verhandlung im August 2012 führte indes zu keinem Ergebnis, weil die Landeskirche einem Vergleich nicht zustimmen wollte. Sie sollte akzeptieren, dass die Abberufung und die Kürzungen des Gehaltes zurückgenommen werden.

Schon im Dezember 2011 hatte die zweite Kammer einen Vergleichsvorschlag vorgelegt, den die Kirchenleitung aber abgelehnt hatte. Schon damals schätzte das Gericht die Abberufung als "ermessensfehlerhaft" ein. Die lange Liste der von der Beklagten aufgeführten Vorkommnisse seien überwiegend nichtssagend gewesen.

Hintergrund der Abberufung war ein langer, die Gemeinde spaltender Streit zwischen Thumm auf der einen Seite und dem Eitorfer Presbyterium mit der zweiten Pfarrerin Kriemhild Pulwey-Langerbeins auf der anderen Seite. Während Thumm Eigenmächtigkeiten und finanzielle Unregelmäßigkeiten vorgeworfen wurden, sah dieser seine Arbeit vom Presbyterium und seiner Kollegin systematisch hintertrieben.

Die Richter sahen das gebotene Ermessen in dem Abberufungsverfahren als nicht ausgeübt an. Das sei juristisch nicht tragbar, so das Gericht. Der Pfarrer habe schließlich 41 Jahre in der Kirche gearbeitet. Zum anderen sei das Verfahren kein Ersatz für ein Disziplinarverfahren gewesen. Es sei zu prüfen gewesen, ob nicht andere, weniger harte Mittel, wie etwa eine Abmahnung oder eine Geldbuße, die Eskalation des Konflikts hätten verhindern können.

Die Kirche habe aber alles laufen lassen. Vorwürfe seien nur kolportiert und nicht hinterfragt worden. Das Krisenmanagement im Streit zwischen Pfarrer und Presbyterium sei höchst unprofessionell gewesen. "Haben sie einmal über die Würde des Menschen nachgedacht?", richtete das Gericht die Frage an die juristische Vertreterin der Landeskirche mit Blick darauf, dass Thumm zwei Jahre vor seiner Pension abberufen worden war.

"Ich fühle mich erleichtert und runderneuert", freute sich Thumm, dass seine Reputation wiederhergestellt ist. "Ich habe so viel Mobbing, Verleumdungen und Anfeindungen ertragen müssen." "Wir haben das Urteil zur Kenntnis genommen und werden jetzt prüfen, ob wir Revision einlegen", enthielt sich Jens Peter Iven, Sprecher der evangelischen Kirche im Rheinland, jeglichen weiteren Kommentars.

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