Briten und der Brexit im Rhein-Sieg-Kreis Partnerschaftsvereine blicken auf die Abstimmung

Rhein-Sieg-Kreis · Clive Winter aus Siegburg wird heute viel Fernsehen schauen und den ganzen Tag über die Nachrichten im Internet verfolgen. Der Anlass für seinen erhöhten Medienkonsum: der Brexit.

 Bleiben die Briten in der Europäischen Union oder nicht? Diese Frage beschäftigt auch viele Menschen im Rhein-Sieg-Kreis.

Bleiben die Briten in der Europäischen Union oder nicht? Diese Frage beschäftigt auch viele Menschen im Rhein-Sieg-Kreis.

Foto: picture alliance / dpa

Clive Winter aus Siegburg wird heute viel Fernsehen schauen und den ganzen Tag über die Nachrichten im Internet verfolgen. Der Anlass für seinen erhöhten Medienkonsum: Die Briten stimmen über einen möglichen Brexit ab, also den Austritt aus der Europäischen Union (EU). Und Winter ist selbst Brite, er sagt: „Ich bin total gespannt, wie es ausgeht.“

Seit 1967 lebt der 76-Jährige in Deutschland, seine Position zum möglichen Brexit ist eindeutig: „Ich bin dagegen.“ Doch das sehen nicht alle in seiner Familie so, seine Verwandten auf der Insel sind gespalten in dieser Frage. Laut Winter stehen sich in der Debatte emotionale und rationale Gründe gegenüber. „Es gibt emotionale Aspekte , die für den Brexit sprechen – zum Beispiel, dass die Engländer ihren Weg alleine gehen wollen“, sagt Winter und ergänzt: „Ich finde es total irrational, aussteigen zu wollen.“ Mehr Kontakt zu seiner Familie habe er wegen der Abstimmung zuletzt aber nicht gehabt.

Hautnah dabei ist heute auch Brigitte Schmidt, sie ist Vorsitzende der Partnerschaftsvereinigung der Stadt Sankt Augustin. Seit heute Morgen besucht sie mit einer 28-köpfigen Delegation die Partnerstadt Grantham. „Wir sind also live vor Ort in England. Das ist aber purer Zufall“, sagt sie. Überraschenderweise ist der Brexit aber bislang kein großes Thema zwischen den Beteiligten gewesen. „Nein, im Vorfeld gab es darüber keine Gespräche mit den Engländern. In Deutschland fragt man ja auch nicht, ob jemand CDU oder FDP wählt“, sagt Schmidt.

Sie glaubt aber schon, dass nach der Entscheidung darüber diskutiert wird. „Ich fände es schade, wenn sie rausgehen würden. Aber die Briten sind stur, wenn sie eine Meinung haben: Sie möchten ihre Insel behalten.“

Auch in Hennef wird der Brexit morgen eine Rolle spielen, wenn die Ergebnisse vorliegen. „Ganz zwangsläufig“, wie Hans Stirnberg, stellvertretender Vorsitzender des Partnerschaftsvereins, sagt. Ein Chor aus der Partnerstadt Banbury ist zu Gast. „Das Interesse an der EU ist in Banbury sonst eher verhalten“, berichtet Stirnberg. Sein Schwerpunkt im Verein ist es, Gäste unterzubringen und Kontakte nach England zu unterstützen.

Von seinen bisherigen Besuchen in England berichtet er, dass die Europäische Union dabei höchstens am Rande ein Thema sei. „Es stehen dann andere Dinge im Vordergrund.“ Für die Städtepartnerschaft erwartet Stirnberg aber keine Auswirkungen nach der Abstimmung, ganz unabhängig vom Ergebnis.

„Es wird spannend werden“, vermutet Adelheid Eick, Geschäftsführerin des Städtepartnerschaftsvereins Troisdorf. „Ich werde auf jeden Fall gucken, was passiert.“ Vergangenes Jahr feierte die Verbindung zu Redcar und Cleveland an der Ostküste ihr 25-jähriges Bestehen.

Über den Brexit habe sie mit den Ansprechpartnern auf der Insel nicht gesprochen, dabei gehe es nur um zukünftige Besuche, erzählt Eick. Sie habe in dieser Woche auch nicht mehr Kontakt wegen der nahenden Abstimmung. Eick sagt: „Ich hoffe, dass die Engländer in der EU bleiben.“

Da geht es ihr wie dem Briten Clive Winter aus Siegburg, der darauf hofft, dass sein Heimatland auch zukünftig weiter Mitglied der europäischen Staatengemeinschaft ist.

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