Eine musikalische Auszeit vom Alltag Orgelkonzert in der katholischen Kirche Sankt Servatius

Siegburg · Seit 27 Jahren spielt Adolf Fichter regelmäßig bei der „Orgelmusik zur Marktzeit“ in der katholischen Kirche Sankt Servatius in Siegburg. Die Zuhörer wissen die Erholung vom oft hektischen Alltag sehr zu schätzen - und kommen gerne wieder.

 Organist Adolf Fichter spielt fast jeden Samstag in Sankt Servatius die Orgelmusik.

Organist Adolf Fichter spielt fast jeden Samstag in Sankt Servatius die Orgelmusik.

Foto: Stephanie Roller

Auf dem Siegburger Marktplatz herrscht am frühen Mittag hektischer Trubel. Die Verkäufer preisen lautstark ihre Waren an. Marktbesucher ziehen mit Tüten bepackt von Stand zu Stand und erledigen ihre Einkäufe für das Wochenende. Keine 200 Meter vom geschäftigen Treiben entfernt, in der Sankt Servatius Kirche, ist es dagegen angenehm ruhig. Nur die Glocken, die zur „Orgelmusik zur Marktzeit“ läuten, sind zu vernehmen. In den Reihen der katholischen Kirche haben schon einige Besucher Platz genommen. Immer mehr Menschen strömen hinein und verstauen ihre Einkäufe unter den Bänken.

Um Punkt 11.30 Uhr geht es los: Die gewaltigen Töne der Klais-Orgel erfüllen das gesamte Kirchenschiff. Organist Adolf Fichter eröffnet das Konzert mit einem bekannten Präludium von Johann Sebastian Bach. Seit der Premiere im August 1990 spielt Fichter jeden Samstag um 11.30 Uhr die Klais-Orgel zur Orgelmusik zur Marktzeit. Bereits mehr als 1200 Mal fanden die Konzerte in der Sankt Servatius Kirche statt. Nur in seltenen Ausnahmen sitzt Organist Adolf Fichter nicht selbst am Spieltisch des riesigen Instruments. „Ich habe sicherlich über 1000 Orgelmusiken zur Marktzeit selbst gespielt“, sagt Fichter. Der Chorleiter der katholischen Kirche ist auch Initiator der Veranstaltungsreihe. „Die Leute sollen nach dem Marktbesuch zur Ruhe kommen“, erklärt der 65-Jährige das Konzept.

Klassische und christliche Stücke im Programm

Nach dem dramatischen Auftakt ist es einige Sekunden ganz still in der Kirche. Die Konzertbesucher halten ihre Blicke gesenkt oder haben die Augen ganz geschlossen. Nun geht es mit sanfteren, hellen Tönen weiter. Fichter spielt altfranzösische Orgelmusik aus dem 18. Jahrhundert.

Neben der Unterhaltung haben die Konzerte aber auch noch eine andere Intention. „Die Musik dient nicht nur zum Vergnügen, sondern soll auch den christlichen Glauben an die Besucher weitergeben“, erklärt Fichter. Dafür nimmt er bei der Musikauswahl neben klassischen Stücken von Bach, Mozart oder Mendelssohn Bartholdy auch viele christliche Stücke mit ins Programm. Dabei ist es ihm wichtig, den Konzertbesuchern Abwechslung zu bieten. „Ich spiele kein Stück im Jahr doppelt“, betont der Organist.

Jahrelange Zuhörer wie Brigitte Rothe aus Siegburg haben jedoch bestimmt trotzdem ein paar Werken mehrfach gelauscht. Seit elf Jahren verpasst sie fast keines der samstäglichen Orgelkonzerte. „Ich liebe Orgelmusik und kann durch die halbe Stunde wieder zu mir selbst finden“, sagt die 75-Jährige. Besonders angetan haben es ihr die Improvisationen, die Fichter jeden Samstag zum Abschluss spielt.

Zur 1201. Orgelmusik kamen 50 Besucher

Bei der 1201. Orgelmusik zur Marktzeit hat er dafür ein christliches Werk aus dem Gotteslob „Zu dir, Oh Herr, erheben wir die Seele mit Vertrauen“ als Anlehnung ausgewählt. Das eher ruhig beginnende Stück, endet mit raumausfüllenden, dramatischen Klängen. Nach einer kurzen Atempause klatschen die rund 50 Zuhörer begeistert in die Hände.

Langsam holen die Besucher dann ihre Tüten wieder unter den Bänken hervor und verlassen gemächlich die Kirche. „Ich nehme die letzte Melodie mit nach Hause. Die Musik hält noch länger in meinem Kopf an“, sagt Brigitte Rothe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort