Renovierung der Servatiuskirche Siegburg Orgelbauer verlassen sich auf ihre Ohren

SIEGBURG · Die Bau- und Renovierungsarbeiten in der Servatiuskirche neigen sich dem Ende zu, jetzt ist auch die dazu komplett ausgebaute und überholte Klais-Orgel zurückgekehrt.

 Arbeitsteilung: Markus Linden (links) ist für die Pfeifen, Carsten Bayer für den Spieltisch und Elektrik zuständig.

Arbeitsteilung: Markus Linden (links) ist für die Pfeifen, Carsten Bayer für den Spieltisch und Elektrik zuständig.

Foto: Paul Kieras

Nach und nach installieren Experten Spieltisch und die mehr als 3000 Pfeifen, die dann noch gestimmt werden müssen. Das wird rund vier Wochen dauern.

Zurzeit sind die beiden Orgelbauer Carsten Bayer sowie sein Kollege Markus Linden mit der Inbetriebnahme beschäftigt. Während Bayer sich um Spieltisch und Elektrik kümmert, ist Linden für die Intonation zuständig. Für ihn ist das "reine Routine".

Jede einzelne Taste des Instruments, immerhin 168 Manual- und 30 Pedaltasten, wurden einzeln gereinigt. Und die Filzführung, in der sie liegen, wurde zum Teil ausgewechselt, weil sie laut Bayer "mit der Zeit ausschlägt". Zu seinem Bereich zählt unter anderem die Kontrolle sämtlicher elektrischer Kontakte.

Pro Taste ist sind das im Hauptwerk sieben, die gleichgeschaltet werden müssen. Ein Klopfmagnet im Inneren der Orgel hilft ihm zu erkennen, "ob das Signal ankommt". An heutigen Orgeln würden dazu kleine Kontaktleuchten eingebaut.

Überprüft wird auch die Funktion des sogenannten elektronischen Setzers, der Anfang der 1990er Jahre nachträglich angebracht wurde. Er erlaubt es dem Organisten später, "Klangkombinationen für ein ganzes Konzert abzuspeichern", sagt er. Unerwartetes kann eigentlich nicht eintreten, ein Kurzschluss irgendwo im Instrument bedeute natürlich den GAU, sagt Bayer.

Ebenso gelassen geht Linden ans Werk. Da er möglichst Ruhe braucht und sich mit Bayer bei der Arbeit "nicht in die Quere kommen möchte", beginnt er täglich etwas später. Auch, um nicht von den Geräuschen durch die noch ausgeführten Bauarbeiten in den Kirchenschiffen gestört zu werden. Nachdem alle Pfeifen gründlich gesäubert und zum Teil ausgebeult wurden, klingen sie jetzt "etwas heller und strahlender", berichtet Bayer.

Lindens Aufgabe ist es, sie "nach-, nicht neu zu intonieren". Denn das Klangbild sei das gleiche wie vor dem Ausbau. Gestimmt wird jede einzelne Pfeife, nach Bedarf muss er die Tonhöhe neu einstellen. "Der Klangcharakter wird nicht verändert, sondern nur ausgeglichen" erläutert Linden. Das gehe "alles übers Ohr", Geräte dazu gebe es nicht. Mit einem Stimmkorn kann er die Pfeifen erweitern oder schließen und somit heller oder tiefer stimmen. Dazu gehört viel Fingerspitzengefühl, äußerste Konzentration und natürlich ein hochsensibles Gehör.

Wenn alles fertig ist, erfolgt eine "Reinstimmung", damit das Instrument zur Wiedereröffnung am 13. September in frischem Klang ertönen kann.

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