Zwei neu angeschaffte Exponate Neues im Stadtmuseum Siegburg

SIEGBURG · Das Stadtmuseum Siegburg hat Exponate aus dem 16. Jahrhundert und aus den 1950er Jahren angeschafft. Beide zeugen von der Geschichte der heutigen Kreisstadt.

 Herbert Spicker und Gundula Caspary mit den Neuerwerbungen für das Stadtmuseum.

Herbert Spicker und Gundula Caspary mit den Neuerwerbungen für das Stadtmuseum.

Foto: Jill Mylonas

Ab sofort hat das Stadtmuseum Siegburg zwei Neuzugänge in seiner Sammlung: Dank der Unterstützung der VR-Bank Rhein-Sieg und des Vereins der Freunde des Stadtmuseums hat das Museum eine Silberplatte und eine Babylonschnelle erworben. Entstanden ist die Babylonschnelle, ein Krug aus gebranntem Ton, zwischen 1560 und 1572. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Stadtmuseum dieses Stück im Rahmen der Ausstellung „Martin Luthers tönerne Spuren“ gezeigt. Damals war es allerdings eine Leihgabe. Jetzt hat das Stadtmuseum den Krug einem privaten Sammler abgekauft.

Signiert ist die Babylonschnelle mit den Initialen „PK“, sie stammt also aus der Werkstatt der Töpferfamilie Knütgen aus Siegburg. Die Initialen verweisen auf Peter Knütgen. Mehrere Szenen sind auf der Babylonschnelle zu sehen. Das Hauptmotiv ist dabei der Fall der Stadt Babylon nach der Offenbarung des Johannes. Schon in der Bibel galt Babylon als „Stadt der Gottlosigkeit“. Daher ist sie auf dem Krug brennend zu sehen.

„Es handelt sich dabei wahrscheinlich um eine Auftragsarbeit“, sagte Museumsleiterin Gundula Caspary. „Der Auftraggeber hat mit diesen wagemutigen und provokativen Motiven ganz klar eine religiöse und politische Position bezogen.“ Somit sei die Babylonschnelle ein Repräsentationskrug.

Silbertablett von 1951

Neuer ist das Silbertablett: Es stammt aus dem Jahr 1951 und wurde in den Phrix-Werken Siegburg als wertvolles Einzelstück geschmiedet. Gefertigt hat es der Silberschmied Ferdinand Richard Wilm in Hamburg. „Das Tablett misst 29 Zentimeter und besteht aus 925er Silber“, sagte Herbert Spicker, stellvertretender Museumsleiter. „Es ist ein Ehrenteller, den es nur in sehr geringer Auflage gibt.“ Sofort fällt eine rund zwölf Zentimeter große Handgravur mitten auf dem Tablett auf. Zu sehen ist die mythische Sagengestalt Phrixos, die auf einem Sockel steht und durch eine Inschrift als „Phrixos“ benannt ist.

Diese Gravur bezieht sich auf den Bildhauer Karl-Heinz Goedtke, der die Figur als Sinnbild des Siegburger Textilwerkes schuf. „Phrixos mit dem Goldenen Vlies“ heißt die Bronzeplastik, die Goedtke am 1. Mai 1951 enthüllte. Sie stand lange am Hauptportal der Phrix-Werke und befindet sich inzwischen in der Kreisstadt Plön in Schleswig-Holstein. „Wir sind sehr froh, dieses einzigartige Zeugnis des einstigen Siegburger Großbetriebs nun im Museum zeigen zu können“, so Spicker. „Auch die Babylonschnelle ist ein kunsthandwerklich herausragendes Zeugnis für die reformatorischen Bestrebungen der Siegburger Töpfer im 16. Jahrhundert.“

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