Übung am Siegburger Michaelsberg Nervenkitzel auf dem 60 Meter hohen Kran

Siegburg · Die Feuerwehrmänner ziehen ihre Helme an. Einer nach dem anderen verschwindet hinter den schwarzen Wänden, die den unteren Innenraum des Krans auf dem Michaelsberg verdecken. Kurze Zeit später tauchen sie im Kranturm auf den Leitern wieder auf.

Für die elf Auszubildenden der Feuerwehr Troisdorf und Kerpen geht es diese Woche hoch hinaus: Im Zuge ihrer Ausbildungseinheit zur Absturzsicherung nutzen sie den Kran auf dem Michaelsberg drei Tage lang als Ausbildungsstätte für praktische Übungen.

„Zuerst steigen wir in der Innenseite des Kranturms nach oben. So kann sich jeder erstmal an die Höhe gewöhnen. Danach wollen wir an der Außenseite hochklettern und den Ernstfall üben“, erklärt Daniel Assmacher-Otto, einer der Ausbilder. Für ihn sei diese Ausbildungsstätte eine kleine Besonderheit, so hoch sei er noch nie gestiegen. „Ein 60 Meter hoher Kran ist schon was Besonderes“, ergänzt Thomas Glatz, Feuerwehrchef der Stadt Siegburg. Da der stählerne Koloss ab Montag abgebaut werden soll, wurde die Ausbildungseinheit in der Grundausbildung der angehenden Feuerwehrmänner eigens vorgezogen.

Dennis Ried, einer der Lehrlinge, gibt zu: „Mit Angst gehe ich da nicht ran, aber mit Respekt.“ Damit spricht er für die meisten seiner Kollegen. Auf den wackeligen Leitern des Krans angekommen, scheint dieser Respekt bald verflogen: Die Lehrlinge bleiben auf verschiedenen Höhen stehen, machen Fotos mit ihren Smartphones und winken nach unten.

"Die Höhe ist schon seltsam"

Weiter geht es bis zum Führerhaus. „Wir nehmen Kräne für unsere Übungen, weil wir dann auch in vertikaler Richtung klettern können“, erklärt Alexander Ranke, der dritte Ausbilder. Dieser Vorteil wird sofort genutzt: Die Azubis steigen von dem Führerhäuschen aus auf den waagerechten Träger des Krans. Dieser führt seine Arbeit unbeirrt fort und bewegt sich von einer zur anderen Seite. Von unten sind die Feuerwehrmänner kaum noch zu sehen. Auf dem großen Lastträger wirken sie wie kleine Spielfiguren, die auf dem Träger hin und her laufen und Richtung Erdboden winken.

Mit der lockeren Eingewöhnungszeit ist es bald vorbei. „Wir werden unsere Lehrlinge auch im Laufe unserer Übungstage von den Balkonen an dem Führerhäuschen abseilen“, betont Glatz. Bei solchen Übungen gäb es immer Kandidaten, die weiche Knie hätten. Doch bis jetzt hätte er jeden dazu bekommen, mitzumachen, freut er sich. Unten angekommen, berichtet Feuerwehr-Azubi Dennis Irlich: „Die Höhe ist schon seltsam, aber man gewöhnt sich daran. Mulmig wurde es mir erst, als sich der waagerechte Träger bewegt hat, während wir drauf standen.“

Dunst verhindert Blick auf Kölner Dom

Die Übung bringe Nervenkitzel, darin sind sich alle einig. „Vor allem die Aussicht da oben ist grandios“, schwärmt Assmacher-Otto. Nur der Dunst habe gestört: Bis zum Kölner Dom hätten sie leider nicht schauen können. Nach einer einwöchigen theoretischen und praktischen Ausbildung in der Absturzsicherung sind die angehenden Feuerwehrmänner laut der Ausbilder für den Ernstfall gewappnet.

„Solche Fälle sind etwa Kinder, die auf Strommasten klettern, Katzen die auf Bäumen festhängen oder Personen, die einen Suizid mit einem Sprung aus der Höhe begehen wollen“, verdeutlicht Glatz.

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