Rhein-Sieg-Kreis Naturschutzbund nennt Defizite und fordert mehr ÖPNV

RHEIN-SIEG-KREIS · Mit teilweise ganz konkreten Handlungsempfehlungen hat sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) im Rhein-Sieg-Kreis im Vorfeld der Kommunalwahlen zu Wort gemeldet. In einem 14-seitigen Thesenpapier weist der BUND auf Defizite und Anforderungen des Natur- und Umweltschutzes im Kreis hin.

 Unter anderem um die Siegaue, hier der Blick von Oberauel Richtung Stadt Blankenberg, sorgt sich der BUND Rhein-Sieg.

Unter anderem um die Siegaue, hier der Blick von Oberauel Richtung Stadt Blankenberg, sorgt sich der BUND Rhein-Sieg.

Foto: Holger Arndt

Achim Baumgartner, Sprecher der BUND-Kreisgruppe, will die Thesen als Vorschläge verstanden wissen: "Selbst wenn unsere Vorschläge nicht überzeugen sollten, wären andere, stimmige Antworten notwendig." Die wichtigsten Forderungen im Überblick:

Straßenbau

Die Naturschützer lassen an Straßenbauprojekten im Kreis kein gutes Haar: Ideen und Pläne wie die Südtangente Bonn und die Ortsumgehung Uckerath wären "gerade auch für das Schutzgut Mensch nicht verträglich ..., von den negativen Auswirkungen auf die Natur ganz zu schweigen". Eine Rheinbrücke bei Lülsdorf: "keine Lösung". Sie würde aus Sicht des BUND "dazu führen, dass der Siedlungsdruck aus Köln bzw. Wesseling noch stärker den Rhein-Sieg-Kreis belasten würde". Statt neue Straßen zu bauen, sollten ÖPNV-Konzepte gestärkt, der öffentliche Personennahverkehr günstiger angeboten und Siedlungs- und Gewerbeflächen geschickter verteilt und gemischt werden, so das Papier.

Radschnellweg

Der BUND unterstützt die Stärkung des Fahrradverkehrs, spricht sich aber dagegen aus, einen Radschnellweg durch Schutzgebiete, etwa an der Sieg, zu führen. "Ein besonders guter, kreuzungsarmer Radweg" reiche aus, heißt es - dieser sei auf der Achse Siegburg-Bonn aber nur mit Sankt Augustin möglich.

Mondorfer See

Die Umweltschützer wenden sich gegen eine Umwandlung des Mondorfer Sees zum Badesee. Sie möchten, dass der See als "wichtiger Knotenpunkt im Biotopverbundsystem zur Siegaue" zum Naturschutzgebiet wird. Stattdessen könne der Niederkasseler See als "richtiges Freibad" taugen.

Sieg

Um die Einhaltung der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) zu gewährleisten, fordert der BUND, auf rechtsrheinischem Gebiet langfristig alle Direkteinleitungen von Niederschlagswasser in die Sieg zurückzunehmen. Nur so könne das Ökosystem der Sieg auf Dauer bewahrt und wiederhergestellt werden. Der Kreis habe die Chance, mit dem Siegsystem "Modellregion für Deutschland" zu werden.

Kritisiert wird die bisherige Umsetzung der Sieg-Renaturierung, die sich auf nur noch 19 Prozent der rückholbaren Auenfläche beschränke. Der BUND empfiehlt unter anderem, den Sommerdeich aufzugeben und den Sportplatz in Meindorf zu verlegen.

Zudem fordern die Naturschützer die Umsetzung des Siegauenkonzepts der Bezirksregierung und beklagen diesbezüglich eine "Blockade der Kommunen". "Vor allem die Umsetzung der Retentionsräume in Siegburg-Kaldauen, Hennef-Stoßdorf und Hennef-Weldergoven stehen dringend an."

Weitere Vorschläge

Neben den konkreten Themen in der Region widmet sich der BUND in seinem Papier auch einigen allgemeineren Punkten. So fordert er etwa, Freilaufzonen für Hunde einzurichten, Windkraftanlagen auf wenige Standorte zu konzentrieren, auf Freiflächen keine Solarnutzung zuzulassen, Sportanlagen bevorzugt im Innenbereich auszuweisen, mehr Amphibienleiteinrichtungen zu bauen und Stadtbäume besser zu schützen. Auch in den allgemeiner gehaltenen Thesen finden sich konkrete Vorschläge, wie die Überprüfung der Personalausstattung von Planungs- und Bauabteilungen der Rathäuser.

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