Siegburger Literaturwochen Nachttalker Jürgen Domian gestaltete den Auftakt

SIEGBURG · Am Sonntag haben die Siegburger Literaturwochen begonnen. Nachttalker Jürgen Domian gestaltete im voll besetzten Stadtmuseum den Auftakt zur Kulturreihe unter Leitung von Claus Hardung und brachte zu seiner Lesung einen ganz besonderen Interviewpartner mit: den Tod.

 Moderator Jürgen Domian bei seinem Auftritt im Siegburger Stadtmuseum.

Moderator Jürgen Domian bei seinem Auftritt im Siegburger Stadtmuseum.

Foto: Ingo Eisner

"Seit 33 Jahren machen wir die Erfahrung, dass, wenn die Auftaktveranstaltung gut besucht ist, die Literaturwochen ein Erfolg werden", sagte Bürgermeister Franz Huhn. Dann ließ Domian den Tod zu Wort kommen. Vorher unternahm der Moderator und Autor noch einen Ausflug zum Siegburger Lottchen, das, wie immer, oben auf der Tribüne saß: "Als ich vor zwei Jahren hier war, hat mich diese Figur sehr irritiert. Ich konnte einfach nicht glauben, dass es eine Puppe ist."

Doch zurück zum Tod - der, wie der 54-Jährige zugab, im Grunde seit Kindertagen das Thema seines Lebens sei. "Ich habe in den vielen Jahren, in denen ich nachts mit Menschen am Telefon spreche, so ziemlich alles gehört, was man sich vorstellen kann. Der Tod war oft Thema, bei Jungen wie bei Alten." Seine Stimme lieh Domian dem Schnitter, dem Gevatter nicht - im bis auf das Lesepult abgedunkelten Foyer kamen die Antworten seines Interviewpartners aus dem Off, vorgetragen von einem Unbekannten.

"Lehrt der Tod uns, im Jetzt zu leben?", fragte sich Domian nach einem Gespräch mit einem 35-jährigen Leukämiekranken im Endstadium. "Was ist mit unserer Zeit?", fragte er. "Ihr Menschen nehmt sie zu wichtig. Für den, der wirklich lebt, spielt Zeit keine Rolle", entgegnete ihm der Tod. "Der Moment ist die einzige Wirklichkeit, die ihr Menschen habt." Pläne zu schmieden oder in Vergangenheiten zu wühlen sei ebenso überflüssig wie sinnlos: "Das Sein existiert nur in der Vernunft. Leben und Leiden bedingen sich."

"Domian ist schon stark, authentisch, da weiß man, woran man ist", meinte der 23-jährige Student Andreas Bilinski aus Bonn, der zur Lesung gekommen war. Huhns Ansage, dass dank der Literaturwochen "mal die Käseglocke über unserer Stadt gelüftet wird und wir mit Dingen in Berührung kommen, die wir sonst nicht erfahren", trug Domian mit dieser Lesung mehr als Rechnung.

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