Heimatstube Bunzlau Museum zieht von Siegburg nach Königswinter

Siegburg · Aus dem Siegburger Klassenzimmer geht es mit etwa 1000 Bunzlauer Tassen, Tellern und Schüsseln, 100 Büchern und 200 Bildern nach Heisterbacherrott ins Haus Schlesien.

Der Geruch und das schummrige Licht verraten schon, dass in diesem Klassenraum kein Schulunterricht mehr stattfindet. Als Peter Börner die Vorhänge öffnet, kommen das Geschirr, die vielen Bücher, die kleinen Keramikfiguren und die Bilder aus dem heutigen Polen besser zum Vorschein, und es wird deutlich, dass sich in dem Klassenraum der früheren Hauptschule Innere Stadt in Siegburg heute ein kleines Museum befindet. Die Bunzlauer Heimatstube ist hier seit einiger Zeit untergebracht. Doch bis Ende 2019 wird die Bundesheimatgruppe Bunzlau den Klassenraum räumen und die geschichtlichen Objekte nach Königswinter verlagern müssen.

Da während des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit viele Menschen aus dem heutigen Polen in den Westen geflohen waren, übernahm die Stadt Siegburg 1953 eine Patenschaft für alle Bunzlauer (heutiges Bolesławiec in Schlesien), um ihnen unter anderem bei der Integration zu helfen. „Die Bunzlauer in Siegburg konnten sich bei Heimattreffen zusammensetzen und miteinander diskutieren“, erklärt Börner, Vorsitzender der Bundesheimatgruppe Bunzlau.

Eine Partnerschaft zwischen diesen beiden Städten zu gründen war naheliegend, da sie etwa gleich groß und beide für ihre Keramikkunst bekannt sind. Der Siegburger Heimatverein fing schon bald an, Keramik aus Bunzlau zu sammeln: „Zunächst wurden nur einige Erinnerungsobjekte auf einem Schrank im Rathaus gesammelt. Aber die Sammlung wuchs immer weiter, sodass wir eine Heimatstube als Arbeitsstelle und kleines Museum im Rathaus einrichteten und später sogar ins Stadtmuseum umzogen“, so der 78-jährige Börner, der selber aus Bunzlau kommt und in den Westen vertrieben wurde. Nach diversen Umzügen landete die Heimatstube 1985 im „Haus der Begegnung“ in Siegburg, wo sie heute noch untergebracht ist.

Stücke aus der Keramikfabrik des Vaters

Etwa 1000 Tassen, Teller und Schüsseln, 100 Bücher und 200 Bilder aus Bunzlau sind heute in der Heimatstube wiederzufinden. Die Sammlung entstand aus Geschenken und Nachlässen von Bunzlauern, die sich in Siegburg niedergelassen haben. Börner und sein Verein sammeln nicht nur die alte deutsche Keramik aus dem heutigen Polen, sondern auch Nachkriegsprodukte aus Westdeutschland oder Geschirr aus der Lausitz im Bunzlauer Stil. Und auch die neue polnische Keramik, die in den 1970er Jahren wieder produziert wurde, bewahrt die Bundesheimatgruppe in dem Klassenzimmer im Haufeld auf.

Einige Stücke aus der Keramikfabrik seines Vaters hat Börner ebenfalls der Heimatstube zur Verfügung gestellt. „Diese Räumlichkeiten sind nicht mehr dauerhaft gesichert. Die Stadt hat unseren Platz schon von zwei Klassenräumen auf einen reduziert. Wir haben also keine dauerhafte Bleibe mehr in Siegburg“, sagt Börner. Außerdem nehme das Interesse an der Geschichte der Vertriebenen ab, und die mittlerweile integrierten Bunzlauer hätten keinen Bedarf mehr nach einem Heimatverein, weshalb die Gruppe sich dazu entschlossen habe, ihr Inventar dem Haus Schlesien in Königswinter zur Verfügung zu stellen.

„Wir wünschen uns, dass mindestens die Hälfte unseres Inventars in die Dauerausstellung des Hauses Schlesien aufgenommen wird“, hofft der 78-Jährige. Einen Teil möchte Börner an die Stadt Siegburg und an das Keramikmuseum in Bunzlau übergeben. Trotz des Umzugs wünscht er sich, den Heimatverein aufrechtzuerhalten, Reisen in die polnische Stadt zu organisieren und den Kontakt zu den polnischen Freunden zu halten. „Der Umzug ist schon ein Verlust für Siegburg, denn wir haben sehr seltene und einzigartige Stücke hier. Aber ich bin erleichtert, dass wir die Objekte in sachkundige Hände geben. Es ist mir ein wichtiges Anliegen, dass die Geschichte der vertriebenen Bunzlauer und ihrer Keramik in den Gedächtnissen präsent bleibt“, so Börner.

Der Verein sucht noch ehrenamtliche Mitarbeiter, die beim Umzug helfen. Interessierte können sich bei Peter Börner unter 02241/50371 oder per E-Mail an peter-boerner@onlinehome.de melden.

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