Siegburger Gewerbegebiet Zange II Mehr Platz für die Sieg

SIEGBURG · Von der Renaturierung des Flusses soll das geplante Gewerbegebiet Zange II profitieren. Dieses liegt im Überschwemmungsgebiet der Sieg und muss aufgeschüttet werden. Dazu nutzt die Stadt Erdreich, das an der Sieg abgetragen werden muss.

 Am Siegufer wird Erdreich abgetragen, das dann im geplanten Gewerbegebiet Zange II (1) aufgeschüttet wird.

Am Siegufer wird Erdreich abgetragen, das dann im geplanten Gewerbegebiet Zange II (1) aufgeschüttet wird.

Foto: Arndt/Stamp

Noch fließt die Sieg in ihrem vor Jahrzehnten begradigten Bett am Stadtteil Zange vorbei. Das soll sich in absehbarer Zeit ändern. Sie soll wilder werden, sich neue Wege suchen, Inseln bilden und so ihre Aue zu einem Lebensraum für Fauna und Flora machen.

Zwischen der Einmündung des Mühlengrabens in die Sieg und der B 56 plant die Bezirksregierung Köln einen weiteren Schritt hin zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Von den Plänen profitiert die Stadt Siegburg. Sie kann Erdreich, das an der Sieg abgetragen wird, nutzen, um damit das nahe gelegene, geplante Gewerbegebiet Zange II aufzuschütten und so vor Hochwasser zu schützen.

„Die Sieg soll wieder in natürlichen Mäandern durch eine Auenlandschaft fließen“, fasst Thomas Wilke, Dezernent für die Gewässerunterhaltung der Sieg bei der Bezirksregierung, das Ziel der Renaturierung zusammen. Die Zange eigne sich dafür, weil dort genügend Fläche – von Land und Stadt – vorhanden sei.

„Wir helfen der Sieg zurück zu ihrem ursprünglichen Zustand“, sagt Wilke. Historische Karten von 1810 belegen: Das Bett der Sieg war einst deutlich breiter. An der Einmündung des Mühlengrabens bildete sie eine Schlaufe. Heute ist sie eher schmal und bis zu sechs Meter tief. „Durch die starke Strömung ist sie immer tiefer geworden“, sagt Wilke. Und über das Kiesbett ihres früheren Verlaufs hat sich eine dicke Auenlehmschicht gelegt.

Die Lehmschicht soll mit Baggern abgetragen und die Sieg so aus ihrem Korsett befreit werden. „Das werden mehrere tausend Kubikmeter sein“, schätzt Thomas Wilke. Über Probebohrungen werde derzeit die Lage der Kiesschicht ermittelt. Außerdem seien Leitungen im Boden sowie Strommasten in der Aue zu berücksichtigen.

„Wir geben der Sieg wieder einen flaches, langgezogenes Ufer und damit mehr Platz“, sagt Wilke. Um das Zwei- bis Dreifache werde sich die Sieg ausbreiten können. Die Gestaltung übernehme der Fluss selbst. „Er sucht sich kontinuierlich neue Wege“, sagt Thomas Wilke. So entstünden mit der Zeit tiefe und flache Bereiche, Kiesbänke, sumpfige Ufer und kleine Inseln.

Das an der Sieg „überflüssig“ gewordene Erdreich muss nicht wie sonst teuer entsorgt werden. „Wir nutzen es, um das geplante Gewerbegebiet Zange II aufzuschütten“, sagt Siegburgs Umweltamtsleiter Thomas Schmitz. Das Areal liegt etwa 500 Meter nördlich zwischen Kleingartenanlage, Isaak-Bürger-Straße und L 332 – und damit im Überschwemmungsgebiet der Sieg.

Der Bebauungsplan fordere eine Aufschüttung, ehe die Stadt an die Entwicklung des Geländes gehen könne, sagt Schmitz. Durch die Nutzung des Sieg-Aushubs sparen sowohl die Stadt als auch die Bezirksregierung Geld: „Die Entsorgung von Erdreich ist einer der größten Kostenpunkte“, sagt Thomas Wilke. Natur und Gewerbe profitieren so gewissermaßen voneinander.

Der Hochwasserschutz für die Kleingartenanlage, das geplante Gewerbegebiet und auch die Anlieger bleibt gewahrt, versichert Thomas Schmitz. „Wenn ein Fluss mehr Raum gewinnt, fließt er langsamer und das Grundwasser sinkt leicht“, sagt er. Damit sinke auch die Hochwassergefahr. Auf ihrem Weg zurück zur Natur soll die Sieg weiter ein Naherholungsgebiet bleiben. „Spazierwege bleiben erhalten“, sagt Schmitz. Nur der Weg am Ufer werde weichen müssen. Dafür seien Aussichtsplattformen geplant.

„Das sind bislang erste Ideen, wir haben noch kein fertiges Konzept“, sagt Thomas Wilke. Erste Rahmenbedingungen seien eingeholt worden. Die Planung gehe weiter, auch mit Bürgerbeteiligung. Die ersten Bagger rollen frühestens in drei Jahren an.

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