Mehr Platz Mehr Doppelstockzüge geplant

RHEIN-SIEG-KREIS · Hoffnungsschimmer für die Pendler auf der Siegstrecke: Das Platzangebot im Regionalexpress (RE) 9 wird noch einmal erweitert. Die Talent-2-Züge, die seit 2012 im Einsatz sind und unter anderem wegen der beschränkten Kapazität für Kritik sorgen, sollen zumindest in den Hauptverkehrszeiten durch Doppelstockzüge ersetzt werden.

Das berichten die Nahverkehrsexperten von CDU und SPD im Kreistag, Oliver Krauß und Dietmar Tendler, unter Berufung auf die DB Regio. Diese habe in der Verbandsversammlung des Zweckverbands Nahverkehr Rheinland (NVR) von einem "Fahrzeugtausch" gesprochen, so Krauß und Tendler.

Die Deutsche Bahn bestätigte das auf Anfrage. Sie prüft, wo sie Doppelstockwagen für die Siegstrecke abziehen kann. Im Gegenzug werden einige Talent 2 woanders eingesetzt. "Die Gespräche laufen bereits", sagte NVR-Sprecher Holger Klein. "Allerdings ist klar, dass für uns Doppelstockzüge nicht umsonst zu haben sind. Die Kosten richten sich nach dem Platzangebot, das wir bestellen."

Seit Einführung der Talent-2-Züge 2012 auf der Siegstrecke gibt es ständig Kritik am RE 9. Die neuen Wagen bieten nicht genug Platz - ein Planungsfehler: "Als die Siegstrecke neu ausgeschrieben wurde, ist die Nachfrage völlig unterschätzt worden", kritisiert Tendler, der selbst fast täglich auf der Siegstrecke fährt. "Wir müssen das Angebot schnellstmöglich der aktuellen Nachfragesituation anpassen", ergänzt Krauß.

Der NVR hat auf Druck von Fahrgästen und der Politik bereits nachjustiert. Seit vergangenem Jahr ist schon ein zusätzlicher Doppelstockzug mit fünf Wagen und 440 Sitzplätzen auf der Strecke zwischen Aachen, Köln und Siegen unterwegs. Laut Tendler und Krauß brachte das der Region Rhein-Sieg aber keine entscheidende Verbesserung.

Seit einem halben Jahr fahren zudem mehr S-Bahnen auf der Siegstrecke: So wurde die S 13, die regulär in Troisdorf endet, im morgendlichen Berufsverkehr bis Hennef verlängert. Dieses aus der Not geborene Zusatzangebot firmiert unter der Bezeichnung "S 19" und soll ab Dezember auch auf die Spitzenzeiten am Nachmittag ausgedehnt werden. Ein Nebeneffekt: So haben Siegburg und Hennef nun eine Direktverbindung per S-Bahn zum Flughafen Köln/Bonn.

So ganz zufrieden sind die Fahrgäste aber noch nicht. "Insgesamt ist die Situation noch angespannt", sagt Martin Grünewald, der täglich auf der Siegstrecke zwischen Hennef und Köln pendelt. Bei Fahrten des Talent 2 während der Spitzenzeiten sei nach wie vor kein Sitzplatz zu haben. "Mit Glück und Geschick bekomme ich auf der Rückfahrt ab Köln einen Sitzplatz. Aber spätestens ab Deutz geht gar nichts mehr." Zeitweise weiche er auf die S-Bahn aus, um den Preis, dass sich die Fahrzeit verlängere. "Man sucht sich eben seinen Weg - was nicht unbedingt für die Bahn spricht." Manch ein Pendler sei sogar auf das Auto umgestiegen.

Probleme mit dem Talent 2

Während sich die Fahrgäste über den Platzmangel im neuen Talent 2 beklagen, übt der Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR) seinerseits Kritik - an der DB Regio. Ende Mai monierte NVR-Geschäftsführer Norbert Reinkober wiederholte Zugausfälle in Folge technischer Probleme (unter anderem wegen Türen und Softwaresteuerung). Weil der Talent 2 immer wieder in die Werkstatt muss, fuhren einige Züge zuletzt nur in verkürzter Form. Das verärgerte die Fahrgäste ebenso wie den NVR. In den vergangenen zwei Wochen seien die Kundenbeschwerden zurückgegangen, sagte NVR-Sprecher Holger Klein. Der NVR erhält Strafzahlungen von der DB Regio, wenn diese nicht die vereinbarte Zug-Kapazität bereitstellt. Die Bahn wiederum hält sich an Hersteller Bombardier: Sie fordert von ihm, dass er die Mängel abstellt.

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