Diskussion um Siegburger Rathaus Marodes Rathaus und die Rechnung mit vielen Unbekannten

Siegburg · Sanierung oder Neubau? Siegburger Bau- und Sanierungsausschuss will die vier verbliebenen Varianten detailliert untersuchen. Statik des alten Gebäudes ist "einwandfrei".

 sieg otn S-Rathaus

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Foto: Nadine Quadt

Eine Entscheidung über die Zukunft des Siegburger Rathauses ist nicht in Sicht. Bis dahin scheint es noch ein weiter Weg zu sein, gesäumt von vielen Unwägbarkeiten sowie Fragen nach städtebaulichen Aspekten, Lage oder Nachhaltigkeit. So lässt sich zusammenfassen, was der Bau- und Sanierungsausschuss Rathaus aus seiner Sitzung am Donnerstag mitgenommen hat. Vor Verwaltung, Politik und den beteiligten Experten liegt noch viel Arbeit. In einem ersten Schritt beschloss das Gremium einstimmig, bei den Betrachtungen der Wirtschaftlichkeit nun mehr in die Tiefe zu gehen.

Genug Verzögerung

Einig war sich die Politik auch darin, den Empfehlungen von Architekt Klaus H. Petersen vom Büro Petersen Pörksen Partner zu folgen und das Turm-Center als potenziellen Rathausstandort auszuschließen. „Wir haben Verzögerungen genug gehabt, wir sollten jetzt konkret werden“, forderte Hans-Werner Müller von den Grünen. Damit konzentrieren sich nun alle Überlegungen auf die verbliebenen vier Optionen: Sanierung, Neubau an gleicher Stelle, auf dem benachbarten Allianz-Parkplatz oder auf dem Parkplatz am Facharztzentrum.

Die hat Wirtschaftsprüfer Klaus Schmitz-Thoenneßen für eine erste grobe Einschätzung ihrer Wirtschaftlichkeit betrachtet – und die verschiedenen wertbeeinflussenden Parameter, Annahmen und Faktoren aufgezeigt. Neben haushaltsrechtlichen Restbuchwerten für das bestehende Rathaus und sein Grundstück sind das unter anderem An- und Verkaufspreise der Grundstücke, Kostenschätzungen für Investitionen in Inventar und Mobiliar, laufende Aufwendungen oder Finanzierungskonditionen. Zum jetzigen Zeitpunkt noch eine Rechnung mit vielen Unbekannten, wie Schmitz-Thoenneßen verdeutlichte.

Nicht nur die in der Machbarkeitsstudie ermittelten groben Baukosten können sich in der Detailplanung ändern. Gleiches gilt für andere Punkte. Beispiel Grundstückspreise: „Wir haben die zonalen Bodenrichtwerte als Basis genommen“, so Schmitz-Thoenneßen. Demnach würde ein Verkauf des Rathaus-Grundstücks (2,23 Millionen Euro) mehr Geld einbringen als der Ankauf von Allianzparkplatz (1,62 Millionen Euro) oder der Fläche am Facharztzentrum (1,53 Millionen Euro) kosten würde. „Das sind aber nicht die Preise, die am Ende wirklich gezahlt werden“, sagt Schmitz-Thoenneßen.

Die seien Ergebnis offener Kaufpreisverhandlungen und erhöhten sich durch Notarkosten, Grunderwerbssteuer oder Erschließungskosten. Fraglich ist zudem, ob der Allianzparkplatz überhaupt und wenn, zu welchem Preis auf den Markt kommt. „Er wird im Paket mit 18 weiteren Grundstücken verkauft, derzeit laufen die Verhandlungen“, berichtete Bürgermeister Franz Huhn. Grundstückspreise, Umzugskosten, Neuinvestitionen, Finanzierungskonditionen – alles bislang nur Schätzwerte. Zwar zeichnete sich nach dem ersten vagen Blick auf die Wirtschaftlichkeit ab, dass ein Rathausneubau an Ort und Stelle wohl am unwirtschaftlichsten wäre. Bei einer detaillierteren Betrachtung könnten sich die Parameter aber wieder verschieben, erklärte Schmitz-Thoenneßen: „Am Ende werden städtebauliche Aspekte, örtliche Lage oder Nachhaltigkeit maßgeblich sein für die politische Entscheidung.“

Die Statik ist in Ordnung

Eine Variante ist ein wenig ins Wanken geraten: Am Parkplatz Facharztzentrum weist der zu realisierende Neubau nicht die angesetzte Gesamtfläche von 5890 Quadratmetern auf. Auch nicht nach einer eingehenderen statischen Untersuchung. Über eine Vergrößerung der Staffelgeschosse im fünften und sechsten Stock und eine Nutzfläche in der Tiefgarage könnte zwar Raum gewonnen werden, es bleiben aber 660 Quadratmeter, die fehlen. „Der Standort hat seine Tücken“, sagte Architekt Klaus H. Petersen. Die Idee, direkt an das Facharztzentrum anzubauen, wies er aufs Schärfste zurück: „Sie können doch keine Fenster zubauen.“ Außerdem gehe es um den Bau eines Rathauses und damit nicht nur um Quantität, sondern besonders auch um Qualität.

Einen einwandfreien Zustand bescheinigte Jörg Lehmann vom Ingenieurbüro Henneker Zillinger der Statik des alten Rathauses. Das ergebe sich aus den Unterlagen wie nach einer Begehung. Was den Brandschutz betrifft, erarbeitet die Verwaltung derzeit ein neues Konzept. Die Interimslösung verliert Ende des Jahres ihre Gültigkeit. Planungsamtsleiter Stephan Marks: „Bis Januar werden wir kein neues Rathaus haben.“

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