Frithjof Kühn Landrat wird am Mittwoch 70 Jahre alt

RHEIN-SIEG-KREIS · Frithjof Kühn ist Frühaufsteher. Jeden Morgen um kurz nach sieben Uhr ist er in seinem Büro des Kreishauses anzutreffen. Alles ist durchorganisiert. Im Prinzip. Dennoch wisse er oft nicht, was ihn an so einem Tag erwarte, sagt Kühn. Da lasse er sich überraschen. Der Landrat des Rhein-Sieg-Kreises wird am Mittwoch 70 Jahre alt.

Wie lange er täglich arbeite? "Meine Frau meint: zwölf Stunden. Ich meine: zehn Stunden", sagt er. Und fügt leise hinzu: "Zehn bis zwölf Stunden." Für einen Moment kommt sein lakonischer Humor zum Vorschein, den er manchmal unvermittelt in Gesprächen oder in Sitzungen anbringt. Polternde Selbstinszenierungen sind dem gebürtigen Oberbayern fremd, Kühn schätzt eher die Zwischentöne und eine unprätentiöse Amtsführung - wenngleich er machtbewusst ist und in der Sache konsequent.

Beispiel Südtangente. Das Verkehrsprojekt mit Venusbergtunnel und Ennertaufstieg haben die Bonner längst abgeschrieben, und auch im Kreistag gibt es viele Kritiker. Zuletzt verweigerte auch das Land seine Unterstützung, als es um die Anmeldung des Projekts für den Bundesverkehrswegeplan ging. Für Kühn ein Dämpfer. Aufgeben will er diese Verbindung nicht, weil er darin das Rezept gegen regionale Verkehrsprobleme sieht. Deshalb will er die Südtangente nun über den Rhein-Sieg-Kreis beim Bund anmelden.

Beispiel Berlin-Bonn-Gesetz: Als Kreis-Kämmerer war Kühn Anfang der 90er Jahre an den Ausgleichsverhandlungen beteiligt. Das Gesetz wird heute unterlaufen, immer mehr ministerielle Arbeitsplätze wandern nach Berlin ab. Entgegen aller Rufe nach einer Neuregelung beharrt Kühn auf der Einhaltung des Gesetzes. "Die Region ist darauf angewiesen, dass in Bonn Ministerien mit erstem und zweitem Dienstsitz angesiedelt bleiben", wird er nicht müde zu betonen.

Kühn kam 1981 zur Kreisverwaltung, war Dezernent, Kämmerer, Oberkreisdirektor. Als Verwaltungsmann wurde der Christdemokrat 1999 zum ersten hauptamtlichen Landrat gewählt. In den 14 Jahren ist der Hobbygärtner zu einem maßgeblichen politischen Gestalter in der Region geworden.

Acht Monate noch, dann geht er in den Ruhestand. Vergangene Woche kündigte Kühn seinen Rückzug anlässlich der Kommunalwahl 2014 an. Er will den Weg frei machen für einen Nachfolger, der dann gleichzeitig mit dem Kreistag gewählt wird. Regulär wäre seine Amtszeit erst 2015 ausgelaufen. Man könne ja nicht für immer Landrat bleiben, sagte er.

Die letzten Monate im Amt werden spannend. So muss der Kreistag entscheiden, ob sich der Kreis am Energieversorger Rhenag beteiligt. Kühn befürwortet das, hat sich bei den Verhandlungen aber ausgeklinkt, weil er im Aufsichtsrat vom Rhenag-Haupteigentümer RWE sitzt. Ein Amt, das er auch nach seiner Zeit als Landrat ausüben will. Und auch als Vorsitzender des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege macht er weiter.

Seinen 70. feiert der Jurist, der mit Ehefrau Rosemarie in Hangelar lebt, heute - im Büro. Am Morgen spendiert er ein Frühstück in der Verwaltungskonferenz. Morgen Abend, nach der Kreistagssitzung, findet eine Feier mit geladenen Gästen statt.

Was er sich zum Geburtstag wünscht? "Mehr Solidarität unter Städten und Gemeinden. Der Egoismus hat zugenommen", sagt er und führt als Beispiel das Tierheim Troisdorf an, das nicht mehr alle Kommunen mitfinanzieren wollen. "Es wäre schön, wenn man sich in den Rathäusern daran erinnern würde, dass wir alle eine kommunale Familie sind."

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