Wohnprojekt am Siegburger Michaelsberg Kolpinghaus weicht Wohnungen und Gewerbe

Siegburg · Die Projektgesellschaft Michaelsberg schafft Ersatz für das marode Gebäude an der Mühlenstraße. Der Kolpingverein sucht nach neuer Bleibe.

 Neun Wohnungen, davon drei sogenannte Gartenlofts, und eine Fläche für gewerbliche Nutzung sollen in dem Neubau (Mitte) entstehen.

Neun Wohnungen, davon drei sogenannte Gartenlofts, und eine Fläche für gewerbliche Nutzung sollen in dem Neubau (Mitte) entstehen.

Foto: Jürgen Adolphs

Auf den Papierplänen ist er schon zu sehen: der Neubau an der Mühlenstraße. Dort, wo jetzt noch das marode Haus der Kolpingfamilie steht. Dieses soll abgerissen werden. Wann, können die Käufer des Grundstücks noch nicht versprechen: „Wenn die Witterungsverhältnisse es zulassen, werden wir beginnen“, erklärt Jürgen Adolphs, Geschäftsführer der Projektgesellschaft Michaelsberg. Gemeinsam mit seinen Kollegen Sissis Vassiliadis und Christoph Schlechtriem bildet er den Kopf der Projektgesellschaft, die das Gelände gekauft hat.

In einem privaten Bieterverfahren haben sie sich gegen eine Reihe anderer Bewerber durchgesetzt. Entstehen sollen neun Wohnungen, davon drei sogenannte Gartenlofts im begrünten Hinterhof, und eine Fläche für gewerbliche Nutzung. Markus Heep, Vorsitzender des Kolpingvereins, ist zufrieden mit dem Konzept: „Es wird sich hier gut ins Stadtbild einfügen.“ Wo das neue Quartier der Kolpingfamilie in Zukunft sein wird, ist hingegen noch unklar.

Das kommende Gebäude soll schick und modern sein: „Servatius-Quartier – Luxuswohnen am Michaelsberg“ heißt das Konzept, das von dem Lohmarer Architekten Heinz Hennes entworfen wurde. Das entstehende Wohnhaus füge sich wunderbar in das Stadtbild zwischen dem Siegburger Marktplatz und der Servatiuskirche ein, so Jürgen Adolphs. Sogar einen eigenen Zugang direkt zum Michaelsberg soll es geben. Die Planung läuft seit etwa einem Dreivierteljahr. Zum Kaufpreis wollte der Geschäftsführer der Projektgesellschaft nichts Genaues sagen: „Es dreht sich hierbei um ein Filet-Grundstück direkt am Michaelsberg. Da ist es klar, dass wir einen exorbitanten Betrag in die Hände nehmen mussten, um bei so einem Projekt den Zuschlag zu bekommen.“

Seitdem der Kaufvertrag im August unterschrieben wurde, läuft der Bauantrag. Dieser soll sich bereits in seiner letzten Genehmigungsphase befinden. „Wir sind seit Planungsbeginn in engem Kontakt mit der Stadt und haben dort schnell positive Rückmeldung für unser Konzept bekommen – auch vom Bürgermeister“, sagt Adolphs. Nach dem Baubeginn soll es etwa 15 Monate dauern, bis die 40 bis 110 Quadratmeter großen Appartements fertiggestellt sind. 180 Quadratmeter sollen an ein Einzelhandelsunternehmen gehen. Auch Kolping-Vorsitzender Heep steht hinter den Plänen: „Als alter Verein in Siegburg möchten wir Einfluss auf die Innenstadtentwicklung nehmen.“

Früher bot das Kolpinghaus Handwerksreisenden Obdach. Zuletzt beherbergte der marode Bau 25 bedürftige Männer. Diese wurden nun teilweise im Betreuten Wohnen oder auf dem privaten Wohnungsmarkt untergebracht. „Es war ein großer Kraftaufwand, da wir die Männer adäquat unterbringen wollten“, erzählt Markus Heep. Unterstützung bekam die Projektgesellschaft dabei vom Katholischen Verein für soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis (SKM). Auch die Zunftklause, besser bekannt als Gaststätte im Kolpinghaus, musste raus. Endgültig geschlossen wurde die Zunftklause Ende Juni. „Die Stadt hatte uns wegen der Brandschutzauflagen eine Frist gesetzt“, erklärt Heep. „Wir haben bereits vorher temporäre Maßnahmen ergriffen, sonst hätten wir die Gaststätte schon 2014 schließen müssen. Das hätte höchstwahrscheinlich unsere Insolvenz bedeutet“, sagt der Vorsitzende weiter.

Neben den neuen Brandschutzauflagen, die zu erfüllen waren, hätte das Gebäude aus den 1960er Jahren von Grund auf saniert werden müssen: Neue Versorgungsleitungen, sanitäre Anlagen, modernere Zimmer und auch eine Dachreparatur standen an. Von Anfang an war klar, dass in dem neu entstehenden Gebäude an der Mühlenstraße kein Platz für eine Gaststätte oder einen Veranstaltungsraum sein würde – also auch nicht für die Zunftklause oder das Kolpingvereinsheim.

„Wohnen und laute Veranstaltungen, das passt nicht gut zusammen“, sagt Adolphs. Außerdem wären die Kosten utopisch gestiegen, und es würden strengere Auflagen gelten. „Der Aufwand hätte in keinem Verhältnis gestanden“, ergänzt Gesellschafter Sissis Vassiliadis. Nun sucht die Kolpingfamilie nach einem neuen Gelände nahe der Innenstadt. Das neue Vereinsheim wird allerdings keine Wohnungen enthalten. „Das ist vom Aufwand her einfach nicht machbar“, erklärt Heep.

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