Siegburg Klares Votum für die Gesamtschule

SIEGBURG · Das Signal, das die Siegburger Eltern gesetzt haben, lässt keinen Zweifel: Sie wünschen sich eine Gesamtschule. Das ist das Ergebnis der Elternbefragung, welche die Bonner Projektgruppe Bildung und Region (Biregio) im Auftrag der Stadt organisiert hat.

Das Schulzentrum Neuenhof und die dort beheimateten Schulen stehen zur Diskussion.

Das Schulzentrum Neuenhof und die dort beheimateten Schulen stehen zur Diskussion.

Foto: Ingo Eisner (Archiv)

In den zurückliegenden Wochen hat sie knapp 4000 Fragebogen an Eltern mit Vor- und Grundschulkindern versandt. Eine Gruppe der Uni Erfurt hat sie ausgewertet. Das Ergebnis stellte Hubertus Schober von Biregio gestern im Schulausschuss vor.

"Wir haben in Siegburg noch ein gut funktionierendes dreigliedriges Schulsystem", sagte Bürgermeister Franz Huhn. Doch die bundesweite, kontinuierliche Entwicklung weg von der Hauptschule verschone auch die Kreisstadt nicht. Deren im Schulzentrum Neuenhof angesiedelte Hauptschule hatte zum neuen Schuljahr nur 28 Anmeldungen.

Daher müsse die Verwaltung reagieren. Wie berichtet, waren alle Fraktionen vor einem Jahr unisono in den Prozess zur Neuausrichtung der Schullandschaft gestartet. Den Abschluss eines "Informationsmarathons" bildete die Elternbefragung. Das Ergebnis soll nun Basis der weiteren politischen Diskussion sein.

"Das Interesse und die Motivation, mitzugestalten, ist bei allen Eltern sehr groß", resümiert Hubertus Schober mit Blick auf die große Beteiligung. Knapp 80 Prozent der über die Grundschulen und Kindertagesstätten verteilten Fragebögen sind ausgefüllt zurückgekommen. Schwerpunktmäßig in den Fokus rückten die Experten indes die Antworten der vier Grundschuljahrgänge.

"Die Eltern sind sehr stark abschlussorientiert", hält Schober fest. Dreiviertel der Eltern seien auf den höchsten Abschluss, also das Abitur, fixiert. Überraschend findet der Experte, dass auch Eltern, die ihr Kind an einem Gymnasium sehen, sich für ein Abitur nach neun Jahren (G 9) entscheiden würden - was faktisch gar nicht möglich ist.

Die ebenfalls zur Diskussion gestellte Einführung einer Sekundarschule anstelle der derzeitigen Real- und Hauptschule, findet die Hälfte der Grundschuleltern zumindest interessant. Gleichwohl würden sie ihr Kind eher an Gymnasium oder Gesamtschule anmelden: "Für viele ist der Schulwechsel ein Problem", sagt Schober.

Den muss es zwangsläufig für alle Sekundarschüler geben, die das Abitur machen wollen. Dennoch würden die für die Einrichtung einer Sekundarschule nötigen 75 Anmeldungen nach jetzigem Stand erreicht.

Wesentlich eindeutiger fällt das Ergebnis bei der Frage nach der Gesamtschule aus: 130 Eltern von Viertklässlern würden ihr Kind an einer Gesamtschule anmelden, weitere 110 vielleicht. 100 Anmeldungen braucht es für die Einrichtungen einer Gesamtschule.

"Mit diesem Ergebnis werden wir nun sehr sorgfältig umgehen und es in der politischen Diskussion verantwortungsbewusst abwägen", sagt Huhn. Letztere hat im gestrigen Schulausschuss noch nicht begonnen, und wird auch morgen im Rat kein Thema sein. Bis Anfang Dezember müsste der Rat eine Entscheidung treffen, wenn eine eventuelle Änderung bereits zum neuen Schuljahr greifen soll.

Das entsprechende Anmeldeverfahren müsste im Februar 2013 starten. Huhn versicherte, dass der Elternwille umgesetzt werde, betonte aber auch, dass alle aktuellen Real- und Hauptschüler ihren Abschluss an ihren bisherigen Schulen machen werden.

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