Kindertagesstätte Sankt Anno Kirche will Siegburgs größte Kita aufgeben

SIEGBURG · Der Vorstand der katholischen Kirchengemeinde Sankt Servatius erwägt, die Trägerschaft der Kita Sankt Anno in Siegburg aufzugeben und die Immobilie zu verkaufen, weil die Finanzierung dringender Sanierungen durch die Stadt nicht gewährleistet werden könne.

Das teilte der Kirchenvorstand den Eltern der Kindergartenkinder in einem Brief mit. Während Kirche und Verwaltung verhandeln, fürchten die Eltern nun, dass die Kita in der Nordstadt, mit mehr als 100 Kindern in fünf Gruppen die größte in Siegburg, schon bald schließen könnte.

Eine halbe Million Euro fehlt dem Kindergarten laut dem Brief, der an alle Eltern verteilt wurde und dem General-Anzeiger vorliegt. Damit sollen Garten, Dach und Kanal saniert werden. Zuständig für die Finanzierung ist nicht der Träger, das Erzbistum Köln, sondern die Stadt Siegburg.

Das geht laut Bistumssprecherin Nele Harbeke auf die mit "Zukunft heute" betitelte Sparmaßnahme der Kirche im Jahr 2004 zurück: "Eine Bedarfsermittlung hat damals ergeben, dass die Kita Gruppen reduzieren oder ganz hätte schließen müssen", sagte sie dem GA. Um das zu verhindern, sprang die Stadt ein und sicherte vertraglich zu, über eine Sonderfinanzierung für die Kita aufzukommen. Diese, so Harbeke, laufe nun aus.

Die Stadt habe vorgeschlagen, die Sanierung über einen Kredit oder mit Mitteln aus dem Kinderbildungsgesetz (Kibiz) zu finanzieren, so Harbeke. Dies sei aber im Generalvikariat nicht genehmigungsfähig. Der Kirchenvorstand vor Ort würde es sehr bedauern, die Kita aufgeben zu müssen. "Aber eine unsichere Finanzierung ist keine Alternative."

Unter den Eltern herrscht, so eine Mutter, deren dreijähriger Sohn die Kita besucht, "Empörung": Seit Wochen sei an Sankt Anno Personalmangel zu beklagen: "Obwohl die Erzieherinnen sehr engagiert sind und sich augenscheinlich um Ersatz bemühen, sind in Gruppen mit 18 U 3-Kindern, die eigentlich drei Betreuer haben müssten, höchstens zwei", sagt sie. Mehrmals seien Eltern morgens gebeten worden, ihre Kinder nach Möglichkeit wieder mit nach Hause zu nehmen. Die Nachricht, dass die Kirche nun womöglich die Trägerschaft aufgeben könnte, habe Angst ausgelöst: "Was passiert denn dann mit den Kindern?"

"Die Kita wird auf keinen Fall von heute auf morgen geschlossen", versichert Harbeke. "Der Ball liegt nun bei der Stadt." Für Siegburgs Bürgermeister ist die Haltung des Erzbistums nicht nachvollziehbar: "In allen anderen Kindergärten wäre das von uns vorgeschlagene Finanzierungsmodell möglich", sagte Franz Huhn dem GA.

Durch Rücklagen aus dem Kibiz von 140.000 Euro müsse die Stadt nur noch 360.000 Euro finanzieren, für die ein Darlehen aufgenommen werden könnten. "In meinen Augen will die Kirche diesen Kindergarten abstoßen, und das finde ich auch als Kirchenmitglied sehr befremdlich."

Die Stadt sei aber bereit, so Huhn weiter, die Kita zu kaufen und entweder selbst als Träger zu fungieren oder einen freien Träger zu suchen. "Wir werden alles dafür tun, dass es einen möglichst geräuschlosen Übergang gibt."

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